Unter 175 Einsendungen wurde dieser Text von der Schweizer Tageszeitung "Der Bund" als einer von drei Preisträgern gewählt. Das ist um so erstaunlicher, als das Blatt seit Monaten eine knallharte Corona-Linie gefahren hat.
»Mit analytischer Schärfe und sprachlicher Präzision seziert der Autor, wie wir und unsere Institutionen in die Corona-Schockstarre geraten sind. Ein unbequemer Text, der sich nicht als Corona-Leugner-Elaborat abtun lässt.«
Der Text von Daniel Schläppi ist online nur hinter der Bezahlschranke zu lesen. Hier kann er als PDF geladen werden. Ein Auszug:
"… Wie werden wir dereinst auf die gespenstische Zeit wiederkehrender Shutdowns, des schleichenden bösen Erwachens und der Schadensbewältigung zurückschauen? Ich vermute: Wenn einmal Insolvenzen, Betriebsschliessungen, Entlassungen, Staatsschulden, Kinderschnupfen, häusliche Gewalt- und Jugendstraftaten, Depressionen, Scheidungs- und Suizidraten sowie die Toten bilanziert sind, werden wir uns verwundert die Augen reiben. Auf die Frage, ob Ökonomie, Kultur und Gesellschaft mit seuchenpolizeilichen Massnahmen erstickt und die Menschen gegeneinander aufgehetzt werden mussten, wird es dann heissen: Vielleicht hat man etwas übertrieben, aber man wusste am Anfang nicht viel. Man musste irgendwie handeln, mit dem Schlimmsten rechnen, hat dazugelernt und es insgesamt nicht schlecht gemacht.
Das Wörtlein «man» macht Akteure, Entscheidungsträger und Handlungsoptionen unsichtbar und vergessen, dass besonnene Fachleute früh auf Aspekte und Zusammenhänge hingewiesen hatten, die «man» erst später zu bedenken begann. Sie gingen im alarmistischen Getöse unter. Der öffentliche Diskurs nahm sektiererische Züge an: wissenschaftlich-staatsmännische Weisheit gegen Verblendung und Verblödung, Gläubige gegen Ungläubige, Gesundheit gegen Wirtschaft. Ein Fiasko für eine scheinbar aufgeklärte Wissensgesellschaft…
Ob ein «Killervirus» als solches wahrgenommen und erinnert wird, hängt nicht von seiner Tödlichkeit ab. Vielmehr von abschreckenden Bildern und verängstigenden Narrativen, die unsere Köpfe infizieren. Doch nicht jede Krankheit lässt sich ausreichend «skandalisieren» – diesen Begriff verwendet der Medizinhistoriker Alfons Labisch – um als tödliche Bedrohung gefürchtet zu werden. Im Fall von «Sars-CoV‑2» lieferten die Abriegelung von Wuhan und die Dramen in Bergamo, New York oder Madrid die Matrix. Einerseits für drastische Massnahmen («China hat es am besten gemacht»). Andererseits für einen hysterischen politischen Meinungsaustrag («ohne restriktiveres Regime herrschen bald Zustände wie in Bergamo»).
Die Agonie vor Augen, gärte kollektive Panik. Davon profitierten die Toilettenpapierhersteller und die Seuchenprävention – wenigstens zu Beginn. Laut dem Szenarienpapier «Wie wir Covid-19 unter Kontrolle bekommen», das im deutschen «Bundesministerium des Innern» im März 2020 die Runde machte, sollte die öffentliche Kommunikation den «Worst case verdeutlichen», um «die gewünschte Schockwirkung zu erzielen». Kaum war dieser Geist aus der Flasche, bereitete Angst das Terrain für Argwohn, Ausgrenzung und Denunziation. Statt brunnenvergiftende Juden waren nun Fasnächtler, Fussballfans, Demonstranten, «Maskenverweigerer» und Jugendliche, die sich um Kontaktverbote foutierten [sich (um etwas) nicht kümmern, sich (über etwas) hinwegsetzen, AA], an der Seuche schuld. Jeder nur noch ein homo contaminans. An die sozialpsychologischen Langzeitfolgen durchseuchter Seelen dachte niemand.
Anfänglich behaupteten Mediziner, Corona sei ein medizinisches Problem, das mit medizinischen Mitteln gelöst werden müsse. Was seither passiert ist, beweist das Gegenteil. Eine Seuche ist ein politisches Problem, das die gesamte Gesellschaft betrifft. Die Krankheit und noch stärker die Gegenmassnahmen – fehlen wirkungsvolle Therapien, sind es seit dem Mittelalter Quarantäne, Containment und Hygiene – unterbinden Interaktion und Austausch, zerstören das ökonomische und soziale Geschehen und so auch das Gemeinwesen.
Wunsch nach starker Führung
Seuchen treffen Menschen in prekären Verhältnissen und Geschwächte am schwersten (Akkordarbeiter in Industrieschlachtereien, Schwarze in Queens, Alte und Demente in Pflegeheimen, unbetreute Unterschichtskinder, Alleinerziehende, Menschen in Entwicklungsländern wegen ausbleibender Ressourcen zur Malariabekämpfung). Ihnen fehlen Rückzugsräume bzw. die materiellen und körperlichen Reserven, um Seuchenzeiten auszusitzen. Während sich die Privilegierten in geräumigen Wohnungen und Häusern bei vollem Lohn gemütlich im Corona-Cocon einigelten oder dank staatlich bezahlter «Kurzarbeit» in Ferienstimmung kamen, wurden andere zur Arbeit gezwungen, insbesondere Frauen, die in Care-Berufen arbeiten und daheim die Nebenwirkungen der Quarantäne abfederten. Das Pflegepersonal wurde beklatscht, um eine finanzielle Anerkennung geprellt und anschliessend zum Testen und Impfen gedrängt…
Die Körpergeschichte zeigt, dass Physis und Gesundheit informellem Machtgeschehen ideale Entfaltungsräume bieten. Stets haben sich Mediziner als Vordenker und Steigbügelhalter kruder Ideologien und rigider Gesellschaftsmodelle angedient (administrative Versorgung, Eugenik). Interventionismus im Namen der «öffentlichen Gesundheit» implementiert Werteordnungen (Lebensverlängerung versus würdiges Sterben), schreibt soziales Verhalten vor (Distanz und Isolation) und etabliert neue medizinische Logiken anstelle bewährter Praktiken (Wegsperren bis zur Durchimpfung).
Den zweiten Makrotrend markiert die Digitalisierung. Den disruptiven Folgen von Onlineshopping, Fernunterricht und Homeoffice zum Trotz flüchtete die Masse ins Internet und begann die digitale Dystopie zu lieben. Eingebettet im elektronischen Livestream fühlte es sich seltsam wohlig an, als Glaubensgemeinschaft Tag für Tag an den Lippen obrigkeitlich ermächtigter Corona-Erklärer zu hängen. Doch wenn öffentliches Leben nur noch auf Bildschirmen stattfindet, droht als dritte Tendenz Gleichschaltung.
Die widerspruchslose Einigkeit, die sich im ersten Shutdown breitmachte, wurde als Indiz von Gemeinsinn missverstanden. Sie wurde spätestens dann zum Alarmsignal, als abweichende Argumente als «Verschwörungstheorien» abqualifiziert wurden, selbst wenn sie fachlich begründet waren. Dieser Ungeist diskreditierte Andersdenkende, alternative Lebensentwürfe und Nischenexistenzen, um sie als Kollateralschäden abzuschreiben. Das «System» stellte die «Rettung von Leben» an erste Stelle und zerstörte dafür die Existenzen jener, die ihr Dasein nicht als versicherte Angestellte fristen. Wer von Systemrelevanz redet, denkt die Irrelevanz mit…
«Wissenschaft» ist nicht gleich «Wahrheit
«Wissenschaft» ist nicht gleich «Wahrheit». Der Begriff bezeichnet vielmehr ein komplexes Handlungsfeld, in dem viele Beteiligte nach Evidenz suchen und dabei auf die Methode der Falsifikation abstellen. Seit Beginn der Seuche wurden so viele «Studien» begonnen, dass jeder Überblick über den Forschungsstand und die Zeit zu gründlicher Verifikation fehlen. Ohne auf die Bewertungskriterien einzugehen, bezeichnete die «Task Force» im Sommer 2020 nur 70 von über 1300 gesichteten Studien als «brauchbar»…
Unter Verweis auf akuten Handlungsbedarf wurden vorläufige Mikrobefunde vorschnell auf «Preprint-Servern» oder via «Twitter» öffentlich gemacht und so die üblichen Gutachterverfahren umgangen. Die erprobten Methoden evidenzbasierter Wissenschaft kamen an ihre Grenzen, Artikel in renommierten Journals wurden zurückgezogen, Forschergruppen für ihre Unsorgfalt gerügt, Rechenfehler übersehen, Widersprüche zu anderen Untersuchungen weder hinterfragt noch ausgeräumt…
Forschung ist längst zu einem durchökonomisierten Geschäftsfeld mutiert. Eingeworbene Drittmittel sind die härteste Währung, wenn es um Karrieren geht…
Im Licht solcher Anreize gehört Klappern zum Handwerk, und der chronisch sieche Newsjournalismus stürzte sich gierig auf apokalyptische Modellrechnungen. Weil Medien Themen personalisieren, übertönte schrilles Marktgeschrei die einschläfernde Vielstimmigkeit des Expertendiskurses alter Schule. Laut einer Nachlese im Schweizer Forschungsmagazin «Horizonte» drängten «telegene und verbal gewandte Männer» in den Vordergrund, einige wurden sogar als Traumschwiegersöhne gehstet. Sie hatten zwar nicht unbedingt zu Coronaviren geforscht, gaben aber allgemeine Einschätzungen ab…
Wenn düstere Prognosen monatelang das Allgemeinbefinden modellieren und die Politik nicht aus einer unheilvollen Einschüchterungs- und Verbotsspirale herauskommt, wird kollektive Schockstarre lange nachwirken und es schwierig machen, die Gräben zwischen Wissenschaftsgläubigen, Traumatisierten und «Corona-Ketzern» zu glätten. Weil wir nach einem Jahr immer noch auf Kohortenstudien warten, wie sie seit Frühling 2020 gefordert wurden, fehlt für jedes der Elemente im «Massnahmenbündel» der Nachweis seiner Wirksamkeit…
Gut und Böse
Zum Schluss ein Wort zur Sprache: Als Machtfaktor erster Güte prägt sie unsere Weitsicht, konditioniert unser Denken. Im öffentlichen Diskurs hat sich ein beunruhigender Neusprech eingenistet: «Krieg» gegen «das Virus», «Verharmloser», «Querdenker», «Corona-Leugner», «-Mob» oder «-RAF», «Covidiot», «Gefährder», «Super-Spreader», «Quarantänebrecher». Solcher SeuchenSlang bespielt bedenkliche Semantiken, suggeriert Gewissheit bezüglich ungeklärter Sachverhalte, ist moralisch aufgeladen, trennt in Gut und Böse, diffamiert abweichende Standpunkte, negiert Gesprächsbedarf und legitimiert so den als «neue Normalität» verbrämten Ausnahmezustand, der unter selektiver Berufung auf szientistische Rationalität verhängt wurde. Sprachliche Feinheiten sind vielsagend: Was genau meint die Formulierung, Studien zeigten «eigentlich ziemlich konsistent» («Horizonte»), dass sich Maskierte seltener anstecken? Und haben Sie auch gedacht, PCR-Tests würden in Molkereien ausgewertet, bevor von «laborbestätigten Infektionen» die Rede war?"
WE OPEN UP – Augustín
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Oct 10, 2021
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WE OPEN UP by augustín
written and produced by augustín
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Song We Open Up
Artist Augustin
Album We Open Up
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Erste Sahne,beschreibt die letzten 20 Monate hervorragend und glatt zu 100% !
Das ist weder analytisch scharf noch sprachlich präzise, sondern ein verhalten polemisches Stimmungsbild.
Machen Sie die Probe bezogen auf "analytische Schärfe":
Waren Sie, nachdem Sie den Text gelesen haben, klüger als vorher? Haben Sie MEHR verstanden als vorher?
Reaktion: "Ich habe gelernt, wie das zusammenhängt."
Oder hat er nur (wie so viele) Ihren Emotionen eine Sprache verliehen und sie so bestätigt?
Reaktion: "Genau so sehe ich das auch!!!"
Wann ist euch nur das Denken und der Anspruch (!) daran abhanden gekommen, wann?
Geistelwissenschaftler populieren vor sich hin und ihr einziger Feind ist die scharfe Analyse, beginnend mit sauberen Begriffsdefinitionen und fortfahrend mit der Suche nach den Ursachen.
Präzises Denken hat man an Naturwissenschaften delegiert, die aber inzwischen entdeckt haben, dass man die Mühe der Wissenschaft, die mal darin bestanden hat, tatsächliche Zusammenhänge erforschen zu wollen, auch durch ein Rechenpanel ersetzen kann: auch hier stellt man sich inzwischen dumm und folgt allein Zahlen, die neben der Realität ein Eigenleben entfalten.
Sagt, wann hat es angefangen, dass man sich nicht mehr nach dem eigenen Verstand sondern nach Zahlen und Zitaten zu richten begann?
Und warum – war es zu mühsam, zu angsteinflößend, den Dingen wirklich auf den Grund gehen zu wollen? Befürchtet man, dort könnten Wahrheiten lauern – auch als "das Böse" bezeichnet – die den woken Wanst in Unbequemlichkeiten versetzen?
Wann hat es angefangen, dass man Methoden der Selbsttäuschung als Kunstwerk kultiviert hat, die einen sogar noch angesichts schlimmster Verbrechen sein Schöppchen genießen lassen??
Seit wann verwechselt man Wahrheit mit Bequemlichkeit?
some1, ich kann Ihnen nur zustimmen. Ergänzend noch ein paar Gedanken von mir (Physiker):
Leider werden von Journalisten, von denen viele Geisteswissenschaftler sind, systematisch die Geisteswissenschaften und Naturwissenschaften als "Wissenschaft" zusammengefasst. So werden die Naturwissenschaften diskreditiert, reduziert auf Geisteswissenschaften.
Außerdem werden Teile (!) eines naturwissenschaftlichen Vorgehens aus ihrem Kontext herausgerissen und als "Wissenschaft" verkauft. Beispiel Modellrechnungen. Oder, separat, Tests (Experimente). Vonseiten der Journalisten hinterfragt niemand mehr, ob die fortlaufende Folge von Theorie, Deduktion, Empirie und Induktion, unter Einbinden und Verständnis von Hypothese, Simulation, Vergleich und Interpretation überhaupt durchlaufen wurde, um Zusammenhänge zu verstehen. Für die Journalisten gibt es nur noch "Fakten" statt Verständnis.
Ganz übel ist die Darstellung von Theorie als etwas, das man nicht versteht, das unbewiesen ist. Die armen Geister, die so etwas verbreiten, kennen nicht den fundamentalen Unterschied zwischen Hypothese und Theorie. Vollkommen absurd.
@ Ergänzung
Dass Sie in der Subsumierung der Geisteswissenschaften und Naturwissenschaften unter dem Identität stiftendenden Begriff "Wissenschaft" eine Diskreditierung der Naturwissenschaften erblicken, darf wohl eher als Beleg für Ihren verächtlichen Blick auf die Geisteswissenschaften verstanden werden.
(imho) Treffende Analyse (der vom "Bund" beigefügte Disclaimer:
"Ein unbequemer Text, der sich nicht als Corona-Leugner-Elaborat abtun lässt"
ist so verräterisch wie die gesamte "Berichterstattung" der letzten, na, 18 Monate – wenn schon Kritik: dann husch-husch, ab in's Feuilleton)
Und immerhin auf das Podest "gewählt" – Gold und Silber näherten sich dem Thema eher feuilletonkonform:
https://www.derbund.ch/search?q=Essaywettbewerb.
(darf man als Schwyzer Zeuge Coronas wohl bedenkenlos konsumieren – und das Schläppi-Feigenblättli ignorieren und weiter "leugnen", dass unangemessen "berichtet" wurde und Kritiker erst gar nicht zu Wort kämen).
Autor ist übrigens wohl der da
https://www.hist.unibe.ch/…/schlaeppi…/index_ger.html
Mal sehen, was er so weiter berichten darf …
@Kassandro: Das ist ja mal eine fulminante Kritik! Irgendwas zum Inhalt des Textes? Die Methode kommt mir bekannt vor.
@AA:
sorry, ich fürchte du hast mich da missverstanden.
Mein Beitrag zum Inhalt des Textes war, frei jeder Ironie, ein (zu?) kurzes:
"(imho) Treffende Analyse".
Ausrufezeichen habe ich (leider?) weggelassen. Hätte aber auch gepasst.
(das was mir im Original-Link
https://www.derbund.ch/am-anfang-war-die-angst-746457110373
wie ein Disclaimer vorkam, hätte ich vielleicht eine Zeile weiter runterrutschen lassen sollen …).
@Kassandro: Sorry zurück, habe wohl auch mißverstanden.
@AA:
Habe erst jetzt bemerkt, dass man meinen bescheidenen Beitrag auch als Reaktion oder Beifall auf die von "some1" und "Ergänzung" lesen könnte. Deren Analyse(n) sind zwar auch nicht unbedingt "schlecht", aber (nach meinem Geschmack) mit etwas zu viel Schaum vor dem Mund.
Insofern: ego te absolvo 😉
Das Foto ist allerdings an Ironie kaum zu überbieten. Zwei arme Gesellen in Schutzmontur mit Desinfektionsmittel, die Särge befeuchten (nicht rundum, nur so ein wenig drübergehuscht), während sie von Reportern in Alltagskleidung fotografiert werden.
Wahrlich "kein Corona-Leugner-Elaborat". Nur dass das natürlich auch auf vieles Andere zutrifft, das in den letzten anderthalb Jahren als ebensolches tituliert und in die Tonne getreten wurde.
Aber wer weiß: Vielleicht ist die Auszeichnung eines solchen Texts auch ein Zeichen dafür, dass sich die Coronaleugner-Keule abnutzt und der Diskurs endlich durchlässiger wird. In jedem Fall wäre anzunehmen, dass es in Hinkunft schwerer sein wird, in der bisherigen Willkürlichkeit und Besinnungslosigkeit mit besagter Keule um sich zu schlagen, wenn solchem Text heute explizit bescheinigt wird, "kein Corona-Leugner-Elaborat" zu sein.
Auf der anderen Seite darf man die Borniertheit der "Coronisten", insbesondere innerhalb der Journaille, aber auch nicht unterschätzen. Die aktuelle Auszeichnung des Essays schließt nicht aus, dass dieselben Leute, die das Elaborat heute loben, morgen schon wieder einen ähnlichen Text mit ähnlicher Argumentation ohne jede kognitive Dissonanz als "Corona-Leugnung" verunglimpfen.
https://web.archive.org/web/20211012081736/https://www.onvista.de/news/apothekerverband-erste-grippe-impfstoffe-werden-knapp-488254871
Apothekerverband – Erste Grippe-Impfstoffe werden knapp
Spritz.
Grippeschutz-Impfungen – hohe Nachfrage – bereits Engpässe
Spritz, spritz.
Verbreitet von Reuters per "Rheinische Post".
Spritz, spritz.
Sicherlich nicht im Zusammenhang mit Spahns Werbung.
Spritz, spritz.
Hatten wir mit der Corona-Spritzkampagne nie, nie gesehen, diese "Meldung".
Spritz, spritz.
"Wissenschaftsgläubig" ist ein bemerkenswertes Wort.
Eigentlich möchte man meinen, das seien Selbstverständlichkeiten. Dass das gegenwärtig nicht so ist, unterstreicht die Dramatik der Situation.
Sehr treffend und gleichermaßen beunruhigend ist die Schilderung der Wissenschaftslandschaft, einst blühende Wildnis und Zufluchtsort für seltene Gewächse, nun eintönige Ödnis mit Schrebergartencharakter im besten oder Schutt- und Müllhalde im schlimmsten Fall. Freigeistige Individualisten zu finanzieren war einfach zu gefährlich, so dass die Forschung in ein" durchökonomisierte[s] Geschäftsfeld" transformiert werden musste. In der Tat sind "[e]ingeworbene Drittmittel" seither "die härteste Währung, wenn es um Karrieren geht…" Das wäre schlimm genug, aber die Realität ist noch schlimmer, sofern die Ökonomisierung des Studiums nicht erst mit der Einwerbung von Drittmitteln beginnt. Hierzu ist man eigenständig erst mit bestandener Promotion berechtigt.
Als Historiker mit einer gewissen Affinität zu begriffsgeschichtlicher Forschung, der die von Otto Brunner, Werner Conze und Reinhart Koselleck herausgegebenen "Geschichtlichen Grundbegriffe" für einen Meilenstein und eine Sternstunde der deutschen Geschichtswissenschaft hält, erlaube ich mir außerdem, die Bedeutung der geschilderten terminologischen Veränderungen hervorzuheben.
Besser, weil tatsachennäher, wäre doch wohl gewesen:
"Von Anfang an war das Ziel die ANGST!"