Das Finanzierungsmodell von Bill Gates am Beispiel von Dietmar Hopp (SAP)

Bereits 2015 beschrieb die Zeitschrift "brand eins" begeistert das Investitionsmodell der Bill & Melinda Gates Stiftung am Beispiel des deutschen Unternehmens Curevac:

»Es war im Juni vergangenen Jahres in Seattle, in einem Konferenzraum der Bill & Melinda Gates Foundation, einer vor allem der Ausrottung von Krankheiten in Entwicklungsländern verpflichteten milliardenschweren Stiftung des Microsoft-Gründers. Hoerr hatte sich um ein Darlehen bemüht, um „sein Molekül“ weiterentwickeln zu können:... Eine Art „Software, die dem Körper hilft, sich selbst neu zu programmieren“, wie es SAP-Mitbegründer Dietmar Hopp, 75, formuliert, der in Hoerrs Firma Curevac schon länger investiert...

Gates war so angetan, dass über ein Darlehen gar nicht mehr verhandelt wurde. Der Milliardär wollte einen Anteil an Curevac, erwarb mit seiner Stiftung vier Prozent für 46 Millionen Euro.. Banken klopfen an. Ein Börsengang ist möglich. Das große Geld winkt...

Als Hoerr 2004 auf Dietmar Hopp traf, hatte er eine Ochsentour hinter sich...

Vor gut zwei Jahren, es dominierten noch die Negativschlagzeilen, begann der Aufschwung. So zumindest erinnert es Dietmar Hopp. „Da wussten wir endlich“, sagt er mit Genugtuung in der Stimme, „dass mehr als nur Licht im Tunnel war.“ Klinische Erfolge stellten sich ein, Geld begann zu fließen. Das Kapital stammt fast ausschließlich aus dem Ausland. Aus Deals mit großen Pharmafirmen, die hohe Summen für Produktlizenzen zahlen, also das Recht, Medikamente nach deren Zulassung zu vermarkten; aus internationalen Börsengängen, Kapitalerhöhungen oder anderen Anteilsverkäufen...  Der bisherige Höhepunkt dieser Entwicklung: der Einstieg der Gates-Stiftung bei Curevac im März dieses Jahres. Weitere Investments der Amerikaner könnten folgen. Andrew Farnum, Leiter des Teams, das den Deal für Gates aushandelte, sagt: „Wir sind begeistert vom deutschen Markt.“...

Was bis heute fehlt in Deutschland, ist das, was Ernst-&-Young-Experte Siegfried Bialojan, 59, eine „finanzielle Nahrungskette von der Gründung bis zum Kapitalmarkt“ nennt – ein breiteres Spektrum institutioneller Geldgeber jenseits einzelner Wohltäter: Venture-Capital-Firmen (VC) für verschiedene Finanzierungsphasen, eine aufnahmebereite Börsengemeinde mit Analysten, Fonds und anderen Großanlegern, die die immensen Risiken untereinander aufteilen – und damit der Branche eine „stabile und langfristige finanzielle Perspektive bieten“. Werner Lanthaler sagt es deutlicher: „Eine Industrie, die keine Millionäre hervorbringt, wird nie eine echte Industrie werden.“...

„Wir suchen nach einzelnen Projekten, Wirkstoffen, Molekülen. Daran erwerben wir eine Lizenz und geben sie in eine virtuelle Projektgesellschaft mit nur drei oder vier Managern, die die Entwicklung komplett outsourcen“, sagt Hubert Birner, Managing Partner bei TVM. Was ist der Nutzen? „Ein höheres Renditepotenzial im Erfolgsfall. Und das Scheitern ist nicht so teuer, weil sie keine Anlagen finanzieren und kaum Mitarbeiter.“...

Der Curevac-Deal könnte, so die Hoffnung vieler Branchenexperten, Finanziers anlocken, die in größeren Dimensionen denken. So wie Bill Gates, der allerdings mehr humanitäre statt finanzielle Ziele verfolgt. Die 46 Millionen Euro, die er überwies, sind zweckgebunden. Sie dienen der Weiterentwicklung der mRNA-Technik, aber auch der Errichtung einer neuen Produktionsstätte, in der Impfstoffe gegen Infektionskrankheiten wie HIV, das Rota-virus, womöglich sogar Ebola hergestellt werden sollen.

Zusätzlich zahlt die Stiftung die Entwicklungskosten für jeden dieser neuen Impfstoffe, jeweils ein weiterer zwei- bis dreistelliger Millionenbetrag, und erhält dafür die Vermarktungsrechte in sämtlichen Entwicklungsländern. Das bedeutet: Curevac muss die Arzneimittel an die Gates-Organisation zu einem günstigen Preis abgeben, der zwar nicht unter den Herstellungskosten liegen wird – „Das wäre nicht nachhaltig“, sagt Stiftungsmanager Farnum –, aber auch nicht weit darüber. Trotzdem ist die Vereinbarung für die Tübinger wirtschaftlich sehr vorteilhaft. Denn sie dürfen die Vakzine, deren Entwicklungskosten komplett die Stiftung übernimmt, in sämtlichen Industrieländern zu beliebigen Preisen verkaufen. Das bedeutet für dieses Geschäft eine überdurchschnittlich hohe Gewinnmarge.«

Wie die Erfolgsgeschichte weitergeht, weiß Wikipedia:

»Ende Januar 2020 erhielt Curevac von CEPI eine weitere Förderung in Höhe von bis zu 8,3 Mio. Euro für die beschleunigte Impfstoffentwicklung und -herstellung sowie für klinische Studien gegen das kurz zuvor erstmals aufgetretene Coronavirus SARS-CoV-2, das bald darauf weltweit die COVID-19-Pandemie verursachte... Ein breit zur Verfügung stehender Impfstoff könnte Anfang 2021 verfügbar sein (Stand: April 2020). Das Unternehmen arbeite an einer Weiterentwicklung der Produktionskapazität, um ggf. Milliarden von Impfdosen herstellen zu können.

Aufgrund der COVID-19-Pandemie traf sich am 2. März 2020 der damalige Vorstandsvorsitzende Menichella mit US-Präsident Donald Trump. Trump habe sich dabei bemüht, die Rechte an dem Impfstoff exklusiv für die USA zu sichern und wissenschaftliche Mitarbeiter abzuwerben... Am 15. März 2020 gab Curevac bekannt, dass ein möglicher SARS-CoV-2-Impfstoff nicht einer Nation, sondern der ganzen Welt zur Verfügung stehen soll. Mehrheitseigner Dietmar Hopp sagte: „Für mich ist das selbstverständlich, es kann gar nicht sein, dass eine deutsche Firma den Impfstoff entwickelt und dieser in den USA exklusiv genutzt wird. Das war für mich keine Option.“... Am 16. März 2020 dementierte Curvac die Presseberichte und erklärte, Curevac habe weder vor noch während noch nach dem Treffen der Task Force im Weißen Haus am 2. März ein Angebot von der US-Regierung oder verwandten Stellen erhalten.

Finanzierung

Curevac wurde von 2006 bis 2014 alleinig von der dievini Hopp BioTech holding, einer Biotech-Venture Capital-Gesellschaft von SAP-Gründer Dietmar Hopp, finanziert, darunter 80 Mio. Euro im September 2012...

Im Februar 2015 wurde die Bill & Melinda Gates Foundation als neuer Investor gewonnen und im Oktober 2015 wurde ein Private Placement mit fünf weiteren Investoren (Baillie Gifford, Chartwave Ltd., Coppel Familie, Northview und Sigma Group) und einem Volumen von 98,7 Mio. Euro durchgeführt. Dabei investierte die Bill & Melinda Gates Foundation 52 Mio. Dollar in CureVac.

... 2016 wurden im Zuge einer weiteren Kapitalerhöhung zwei neue Investoren, die baden-württembergische Investitionsbank L-Bank und die Baden-Württembergische Versorgungsanstalt für Ärzte, Zahnärzte und Tierärzte, hinzugewonnen, die insgesamt 26,5 Mio. Euro investierten. 2017 erfolgte eine weitere Kapitalerhöhung unter Beteiligung des US-Pharmakonzerns Eli Lilly & Co. in Höhe von 45,0 Mio. Euro. Seit ihrer Gründung im Jahr 2000 hat die Curevac über die Ausgabe von Anteilen über 360 Mio. Euro eingeworben.»

(Hervorhebungen nicht in den Originalen)

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