Der Höhenflug von EVOTEC (mit Hilfe der BMGS)

Anfang des Jahres konnte man über das Hamburger Unternehmen mit Beteiligung der Bill & Melinda Gates Stiftung  lesen:

»EVOTEC-Chef Lanthaler: "Wir legen 2020 sehr stark zu"

"Biopharmazeutika sind der am schnellsten wachsende Markt in der Pharmabranche", sagt der Vorstand. Bei Biopharmazeutika geht es um Arzneien, die mittels gentechnisch veränderter Organismen hergestellt werden. Die Wachstumsraten liegen bei geschätzt sieben Prozent pro Jahr...

Bis 2022 will Lanthaler Kapazitäten für die Anforderungen von Biopharmazeutika ausbauen. "Wir reden über 50 bis 80 Millionen Euro an Investitionen über drei Jahre. Das ist im Rahmen unseres Investitionsbudgets von 30 bis 50 Millionen jährlich machbar", sagt er. EVOTEC könne die Ausgaben aus dem Cashflow stemmen. Die Hamburger stehen finanziell gut da. 2018 belief sich der operative Gewinn auf 96 Millionen Euro bei 375 Millionen Euro Umsatz, im laufenden Jahr soll es hier um jeweils 15 Prozent vorangehen.« Link

Worum handelt es sich bei dieser Firma?

»Die Evotec SE mit Sitz in Hamburg ist ein Wirkstoffforschungs- und -entwicklungsunternehmen, das in Forschungsallianzen und Entwicklungspartnerschaften mit Pharma- und Biotechnologieunternehmen Ansätze zur Entwicklung neuer pharmazeutischer Produkte generiert...

Das Unternehmen ist weltweit tätig und bietet integrierte Lösungen im Bereich der Wirkstoffforschung an..

Zudem gründet Evotec... Partnerschaften mit akademischen Institutionen, deren Ziel es ist, wissenschaftliche Forschungsprojekte in die pharmazeutische Wirkstoffentwicklung zu überführen...

Das Unternehmen arbeitet in langjährigen Forschungsallianzen mit internationalen Partnern wie Bayer HealthCare, Sanofi, Boehringer Ingelheim, CHDI Foundation, Genentech, MedImmune/AstraZeneca, Hoffmann-La Roche und UCB zusammen. Darüber hinaus verfügt das Unternehmen über Entwicklungspartnerschaften mit Pharmaunternehmen und über eigene Wirkstoffkandidaten, die sich in der klinischen sowie in der präklinischen Entwicklung befinden.

Seit dem 28. Oktober 2009 ist das Unternehmen im TecDAX gelistet, zum 24. September 2018 wurde es zusätzlich in den MDAX aufgenommen.« Link zu Wikipedia

Im Juni 2019 war zu erfahren:

»Der Hamburger Wirkstoffforscher Evotec kann sich über prominente Unterstützung aus den USA freuen. Die Bill & Melinda Gates Foundation fördert das MDax-Unternehmen mit 23,8 Millionen Dollar (rund 21 Millionen Euro), um bei der Suche nach neuen und wirksameren Tuberkulose-Behandlungsmethoden zu helfen.« Link

Wenige Tage zuvor gab es diese Meldung:

»Evotec will US-Biologika-Experten von Bill Gates übernehmen - Aktie legt zu

...Mit der Übernahme von Just Bio weite Evotec sein Angebot um eine umfangreiche Bandbreite biopharmazeutisch hergestellter Wirkstoffe „auf höchstem Niveau“ aus, teilte das Hamburger Unternehmen am späten Montagabend mit. Diese Wirkstoffe zielten auf Therapiebereiche wie Infektions- und Entzündungskrankheiten, Krebs, Stoffwechselerkrankungen sowie die Schmerzbehandlung.

...Verkäufer ist ein Konsortium, zu dem der US-Pharmakonzern Merck & Co , die Stiftung von Microsoft -Gründer Bill Gates und seiner Frau Melinda sowie Finanzinvestoren gehören. In einer ersten Tranche sollen 60 Millionen Dollar fließen.« 

Im Dezember 2019 konnte man lesen:

»Bill & Melinda Gates Foundation fördert Kooperationsprojekt des HZI/HIPS mit Evotec   [zu HZI/HIPS s.u.]

... Die Bill & Melinda Gates Foundation (BMGF) fördert das jetzt gestartete Projekt von 2020 bis 2022 mit insgesamt 2,3 Millionen Euro...

Prof. Dirk Heinz, Wissenschaftlicher Geschäftsführer des HZI, begrüßt die Förderung der Bill & Melinda Gates Stiftung. „Die Entwicklung neuer Wirkstoffe und schneller wirkender Therapien im Vergleich zu den bestehenden Behandlungen ist für die Patienten dringend notwendig. Vor allem die Überwindung der drohenden Gefahr von Resistenzen der Erreger erfordert schnelles Handeln. Dazu koppeln unsere Forscher am HZI und besonders am HIPS ihre Expertisen auf dem Gebiet der Wirkstoffforschung mit der klinischen Erfahrung unseres starken Partners Evotec SE in der Antibiotikaentwicklung, um innovative Kandidaten für die medizinische Anwendung weiterzuentwickeln.“

Prof. Rolf Müller, wissenschaftlicher Projektleiter und Leiter der Abteilung „Mikrobielle Naturstoffe“ am HIPS, hebt die Bedeutung solcher Public Private Partnerships, also der vertraglich geregelten Zusammenarbeit von öffentlich finanzierter Forschung und der Industrie, hervor: „Durch die Fortsetzung der bereits bewährten Kooperation des HZI und des HIPS mit Evotec sind wir dazu in der Lage, einen großen Teil der präklinischen Wirkstoffentwicklung abzudecken. Unsere Kompetenzen in den Bereichen der Naturstoffforschung und der frühen Wirkstoffentwicklung werden hierbei optimal durch die Erfahrungen von Evotec in der pharmazeutischen Entwicklung von Wirkstoffkandidaten ergänzt. Mit Blick auf die rückläufigen Forschungsaktivitäten der pharmazeutischen Industrie im Bereich der Antibiotikaentwicklung ist dies ein ermutigender Schritt hin zu neuen Medikamenten, der durch die Förderung der BMGF ermöglicht wird.“« Link

Im Mai diesen Jahres hieß es bereits:

»EVOTEC rechnet im laufenden Jahr weiter mit einem Umsatz zwischen 440 Millionen und 480 (2019: 446) Millionen Euro. Beim um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) werde ein Wert zwischen 100 und 120 Millionen erwartet. Das wäre ein Rückgang um bis zu fast ein Fünftel - Grund dafür sind unter anderem höhere Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E).

In den ersten drei Monaten konnte EVOTEC das operative Ergebnis trotz der höheren F&E-Ausgaben bei einem deutlichen Umsatzplus stabil bei 30 Millionen Euro halten. Die Erlöse seien um 15 Prozent auf 119 Millionen Euro geklettert. Gut sieht auch die Kassenlage mit knapp 321 Millionen Euro Ende März aus - das war etwas mehr als zum Jahresstart.« Link

(Hervorhebungen nicht in den Originalen.)


Das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung GmbH (HZI) gehört der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren an, der größten außeruniversitären Wissenschaftsorganisation Deutschlands.

Die Helmholtz-Gemeinschaft ist die Schnittstelle zwischen Spitzenforschung und Großkonzernen. 30 % des jährlichen Etats von 4,8 Mrd. Euro stammen aus Drittmitteln. Link Update: Aktuellere Daten hier, einige der hier genannten Links sind inzwischen verschollen...
Ihre Institute „haben das Potenzial, zu Leuchttürmen an ihren Zentren wie in der deutschen Transfer-Landschaft zu werden“ heißt es im Geschäftsbericht 2017. Link

Präsident der Gesellschaft ist Otmar Dieter Wiestler, Mitglied im Aufsichtsrat der Bayer AG. Link

Senatorin der Helmholtz-Gemeinschaft für den Forschungsbereich „Energie“ ist die Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie VDA Hildegard Müller. Sie war dort zuvor für den Forschungsbereich „Erde und Umwelt“ zuständig. Link

Im Jahr 2019 gab es das Projekt des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung “Rational design of a universal flu vaccine using recombinant neuraminidase” – Global Grand Challenges of the Bill & Melinda Gates Foundation. "Alle Vorschläge müssen mit dem intervention Target Product Profile (iTPP) der Gates Foundation in Einklang gebracht werden." stellte die Stiftung im Vorfeld klar. "Pilotpreise von bis zu USD 2 Millionen über 2 Jahre" waren dazu angekündigt. Unklar ist, welchen Anteil das HZI erhielt. Link zur BMGS

Ebenfalls im Jahr 2019 führte das HZI ein Projekt "Wegbereiter für eine individualisierte Impfung"  durch - gefördert von (Achtung!) der VolkswagenStiftung. Link zum HZI

Das HZI ist Kooperationspartner des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF), einem deutschlandweiten Forschungsverbund, der der Prävention, Diagnostik und Therapie von Infektionskrankheiten dient. Link zum HZI. Auch diese Organisation wird in vielfältiger Weise von der BMGS finanziert, wie eine Recherche auf dessen Seite www.dzif.de aufzeigt.

Zu den externen Kooperationspartnern des DZIF zählt auch die Mainzer Firma BioNTECH.  Sie darf die Testung eines Corona-Impfstoffs durchführen. Zu deren Investoren und Partnern wiederum gehören Pharmakonzerne wie Pfizer, Roche, und Sanofi. Die Bill & Melinda Gates Foundation ist mit rund 50 Millionen Euro beteiligt. (vgl. Wer ist Biontech?)

Das Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS) ist eine Außenstelle des HZI.

 

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