In einer wöchentlichen Kolumne "Berliner Intensivpfleger an der Corona-Front" übt Ricardo Lange am 24.12. herbe Kritik. Eigentlich ist er jemand, der die Krankheit sehr ernst nimmt und Maßnahmen sowie die Impfung unterstützt. Aufgestoßen ist ihm unter anderem das Statement des Professor Henn vom Ethikrat.
»Letzte Woche hat Professor Henn vom Ethikrat die Frage geäußert, ob Impfverweigerer im Falle einer Covid-Erkrankung lebensrettende Beatmung erhalten sollen oder eher nicht.
Wie stehen Sie dazu?
Ich finde: Niemandem darf aufgrund seiner Entscheidungen, egal wie wir diese persönlich, moralisch und ethisch bewerten – und selbst wenn diese Entscheidungen andere in der Gesellschaft beeinträchtigen – medizinische Hilfe verwehrt werden. Dies schließt Impfgegner, Corona-Leugner und auch politische Entscheidungsträger, die das Gesundheitssystem bis heute kaputtgespart haben, mit ein.
Wolfram Henn äußerte seine private Meinung und wollte zum Nachdenken anregen.
Das habe ich verstanden. Aber eine eh schon angeschlagene, gespaltene Gesellschaft steckt das gerade nicht so gut weg. Was wir brauchen, ist Aufklärung, nicht Druck. Stattdessen werden diejenigen, die Ängste vor der noch unbekannten Impfung äußern, sofort in das Lager der Corona-Leugner einsortiert. Pflegekräfte, die noch zweifeln, ob sie sich impfen lassen wollen, werden beschimpft, sie seien nicht für den Beruf geeignet. Wo war der Aufschrei, als wir ohne adäquate Schutzkittel und Masken arbeiten mussten?…
Haben Sie einen Weihnachtswunsch?
Wertschätzung. Ich kann dieses „Danke“ der Politik nicht mehr hören, es ist faul und kostengünstig. Die erste Welle war doch bereits ein Warnschuss, die Bilder aus Italien waren es und der Pfleger Alexander Jorde hat Angela Merkel bereits vor drei Jahren auf den Personalnotstand hingewiesen. Es gibt weiterhin kein Konzept, wie wir diesen Beruf attraktiver machen.
Sie bekommen aber auch viel Unterstützung, die Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht hat Sie zum Gespräch getroffen, Sie sprechen in Talkshows und Fremde bieten Ihnen Hilfe an.
Stellen Sie sich vor, kürzlich meldete sich eine Kandidatin der Neuköllner CDU. Sie wolle mir und meinen Kollegen einen Präsentkorb überreichen, als Dank für unsere Arbeit. Ob ich denn in Neukölln arbeite, fragte sie. Ich erklärte ihr, dass ich bei einer Leasingfirma angestellt bin und in verschiedenen Kliniken im Einsatz, seit einem knappen Jahr aber regelmäßig in einem bestimmten Haus – das nicht in Neukölln liegt. Das sei dann schwierig, meinte sie, sie bevorzuge die Leute in Neukölln und sie müsse das erst mit ihrer Partei absprechen.
Es ging um einen Präsentkorb, nicht um einen Lottogewinn! Seitdem habe ich nichts mehr von ihr gehört. Für so eine Lobbyarbeit stehe ich nicht zur Verfügung. Und wo wir gerade schon von Wertschätzung sprechen. Ich kenne eine Krankenschwester, deren Arbeitgeber ihr im Sommer nach der ersten Welle zwei Kugeln Eis ausgegeben hat, zum Selbstabholen in der Kantine. Zwei Kugeln Eis dafür, dass sie seit Monaten ihre Gesundheit aufs Spiel setzt, um andere zu retten.
Kaum zu glauben. Ist Ihnen eigentlich auch Gutes widerfahren?
Ja, eine Art Weihnachtswunder. Vor ein paar Tagen schrieb mir ein Mitarbeiter eines Bundesministeriums. Er wolle mir seine Corona-Prämie von 300 Euro schenken, weil die Gelder der Bundesregierung ja nur die Angestellten von staatlichen Häusern erreicht haben. Ich habe ihm geantwortet, dass ich mich sehr freue, er aber mit dem Geld besser seiner Frau eine Freude machen soll. Ich will nicht, dass Einzelne ausgleichen, was die Politik verbockt. Mir geht es doch nicht um die Kohle, sondern um Glaubwürdigkeit. Zu Weihnachten wünsche ich mir, dass die Regierung ihre Versprechen hält. Und dazu gehören, wie angekündigt, Boni für alle, die in dieser Pandemie Außergewöhnliches geleistet haben und immer noch leisten.«
Es ist eine Ungeheuerlichkeit, dass Menschen in der Pflege seit Jahrzehnten so misserabel bezahlt werden. Diese Krise hätten die Menschen nutzen sollen, um Druck auf die Politker auszuüben.
Die Beispiele von dem Präsentkorb , den 300,00 € oder sogar dem Eis sind doch Beispiel, dass diese Lumpen nichts aber auch gar nichts hinzuglernt haben. Und das werden diese Typen auch in den nächsten Jahrzehnten nicht.
Gehen Sie auf die Seite von Claus Fussek, da erfahren Sie, was in den Pflegeheimen passiert und wie gut Pflegepersonal bezahlt wird.
Und das seit Lichtjahren. Nichts ändert sich – im Gegenteil – es wird von Tag zu Tag schlimmer.
Die Politiker samt Ganoven kennen nur eins: in die eigne Tasche zu wirtschaften.
Beispiel : diese 300,00€, ich hätte sie genommen und der Obdachlosenhilfe gespendet und dafür warme Socken gekauft.
Dieser Mitarbeiter wird ja wohl noch Geld haben, um seiner Frau ein Geschenk zu machen.
Diese Mesnchen wie Ricardo Lange tragen dazu bei, dass die wirklich Verantwortlichen immer träger und verantwortungsloser handeln.
Da ist ja auch besonders zu Tage getreten, als diese Flüchtlingskrise begann und die Gutmenschen alle zu den Bahnhöfen eilten, um sie mit Gummibärchen zu empfangen und sich dann Freizunehmen, um an allen Ecken und Enden zu helfen.
Damit haben sie den Politikern noch mehr den Rücken gestärkt, sich getrost zurückzulehnen, worin sie ja groß sind und sich auch jederzeit die Spesen erhöhen können.
Das heißt nicht, dass ich gegen jede private Hilfe bin, aber wozu es führt, wenn die Menschen die Arbeit der Politker übernehmen, kostenlos, das müsste inzwiwchen bekannt sein.
Das, was Sie ansprechen, beobachte ich ähnlich: Der Idealismus und der Enthusiasmus, Menschen helfen zu wollen, den man sehr stark bei Menschen antrifft, die in der Pflege arbeiten, wird massivst ausgenutzt. Und jedesmal, wenn Angestellte in Krankenhäusern und Pflegeheimen wieder einmal "um der Sache Willen" zurückstecken, demonstrieren sie denjenigen, welche sie ausnutzen, dass sie bereit sind, das schlechte Spiel weiterhin mitzuspielen.
So schwer es in sozialen Berufen fallen mag werden sich die Arbeitsbedingungen in der Pflege ohne eine deutlich spürbare Arbeitsverweigerung der Pflegenden nicht ändern.
@Kirsten: Einverstanden. Darüber hinaus müssen wir uns an die eigene Nase packen. Als die Beschäftigten der Charité in Berlin streikten, habe ich "Querdenkende" dort leider nicht solidarisch erlebt. Hier sollte zusammenwachsen, was zusammengehören könnte.
Ricardo Lange ist geradlinig, lässt sich nicht aufs Glatteis führen und nicht vereinnahmen.
Sein Einsatzort ist eine Level-2-Klinik, also eine, die vorrangig mit der Betreuung schwerer Corona-Fälle beauftragt ist. M.E. fehlt ihm schlicht die Zeit, sich mit Inhalten und Verworrenheiten der Impfung zu beschäftigen – angesichts dessen, was er tagtäglich zu sehen bekommt, dürfte er alles bejahen, was Hilfe in Aussicht stellt.
Hoch anzurechnen ist ihm, dass er die schon lange bestehenden Mängel deutlich benennt und sich weigert, die derzeitige Notlage ursächlich auf Corona zu beziehen.
"Dies schließt (…) auch politische Entscheidungsträger, die das Gesundheitssystem bis heute kaputtgespart haben, mit ein."
Großartig, der Mann!
Wenn Intensivpfleger differenzierter denken als Professoren im Ethtikrat, wird es Zeit, dass die Dinge wieder vom Kopf auf die Füße gestellt werden.
tja, "die Pflege" wäre eine Macht würde sie sich zusammen schließen, als sich gegenseitig immer wieder gegenseitig abqualifizieren. Krankenpfleger, Altenpfleger stellen glaub ich ca 1 Million und nochmal nach RKI geschätzte 5 Millionen pflegende Angehörige, versorgen 2/3 der Risikogruppe Pflegebedürftiger außerhalb der Institutionen. An dieser Stelle daher mal ein DANKE an diese Vergessenen.Sie spielten weder vor noch während-( trotz dadurch enormer zusätzlicher Probleme)- noch nach Corona eine Rolle. So sind ca. 6 Millionen Menschen nicht in der Lage sich für eine bessere Pflege einzusetzen. Woran das wohl liegt?!
Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt. Wenn Menschen einmal anfangen Fragen zu stellen, werden sie damit nicht mehr aufhören.
Das macht süchtig :-))
Und in diesem Land gibt es sehr viel zu hinterfragen.