»Im Rennen um einen Corona-Impfstoff steigt der Bund bei der Biotechfirma CureVac ein. Dies teilten Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU), CureVac und sein Hauptinvestor dievini, der dem SAP-Gründer Dietmar Hopp gehört, mit. Die Bundesrepublik Deutschland will sich mit 300 Millionen Euro am biopharmazeutischen Unternehmen CureVac AG beteiligen, das zu Hopps Portfolio gehört.«
meldet der Spiegel heute. Und weiter:
»Ziel sei, dem Unternehmen von Mehrheitseigner Dietmar Hopp finanzielle Sicherheit zu geben, sagte Altmaier. Der Staat wolle keinen Einfluss auf geschäftspolitische Entscheidungen nehmen. "Die Technologie von CureVac hat das Potenzial, neue Impfstoffe und therapeutische Behandlungsmöglichkeiten für viele Menschen zu entwickeln und über den Markt zur Verfügung zu stellen.«
Was steckt dahinter – und was weiß man über Hopp?
Eine erste Antwort wurde hier bereits im Beitrag Das Finanzierungsmodell von Bill Gates am Beispiel von Dietmar Hopp (SAP) versucht.
Hopp ist Gründer des Softwarekonzerns SAP, hat sich aber
»aus dem aktiven Geschäft zurückgezogen und ist vorrangig noch als Investor tätig… Auch sein bis heute vorherrschendes Engagement beim Fußball-Bundesligisten seiner Heimatregion, der TSG 1899 Hoffenheim, ist bekannt…
Hopp gilt als einer der reichsten Männer in Deutschland mit einem Privatbesitz von mehreren Milliarden Euro. In welcher Höhe dieses genau liegt, kann aufgrund der verschiedenen Anlageformen und der hiermit verbundenen Schwankungen schwer eingeschätzt werden. Das Vermögenmagazin gibt ein Vermögen von knapp 8,8 Milliarden Euro an und beruft sich auf das US-Magazin Forbes. Laut diesem soll Hopp zu den 200 reichsten Menschen auf unserem Globus gehören.« Link
Warum ausgerechnet CureVac? ("Schon eine Menge Geld geflossen")
Neben der grundsätzlichen Frage, warum Steuermittel verwendet werden, um einem Unternehmen die Entwicklung von Waren zu ermöglichen, die es dann für sich vermarkten kann, ist interessant: Warum ausgerechnet CureVac?
Wenn Verschwörungstheoretiker jetzt sagen: "Ist doch logisch, weil Bill Gates dort investiert!", muß man sagen: "Halblang, er investiert in Konkurrenten ebenso." Dazu unten mehr. Also warum CureVac?
Denn wie der Spiegel weiter mitteilt:
»Am Wochenende hatten Deutschland, Frankreich, Italien und die Niederlande eine Vereinbarung mit dem Pharmakonzern AstraZeneca bekannt gegeben, mit der sich die EU-Staaten bis zu 400 Millionen Dosen eines in der Entwicklung befindlichen Corona-Impfstoffs sichern. Weltweit gab es nach Angaben des Verbands forschender Pharma-Unternehmen (vfa) vom Mai mehr als 120 Impfstoffprojekte, von kleinen Firmen wie Biontech aus Mainz oder CureVac in Tübingen bis zu Konzernen wie Sanofi und GlaxoSmithKline. Laut einer Untersuchung der Beratungsgesellschaft EY hat die Branche innerhalb kürzester Zeit bis Anfang Juni 161 Impfstoff-Kandidaten sowie 242 therapeutische Test-Wirkstoffe hervorgebracht. Doch wann eine Impfung zugelassen wird, weiß derzeit niemand.
Darüber hinaus wurden weltweit mehr als 700 Corona-Tests entwickelt oder bereits auf den Markt gebracht, wie EY mitteilte. Diese Zahlen änderten sich fast täglich. Nach Einschätzung der Studienautoren hat aber nur ein Bruchteil der Produktkandidaten tatsächlich eine Chance, auf den Markt zu kommen.«
Und das sind längst nicht alle Mittel, die Unternehmen zukommen (s. dazu Wohin die Forschungsgelder für Covid-19 fließen).
Schon 2014 förderte die EU CureVac mit vergleichsweise läppischen 2 Mio. Euro. Gegen 48 Mitbewerber setzten CureVac sich bei der Ausschreibung eines Preises durch:
»Der Preis ging 2014 an die CureVac GmbH, eine Firmenausgründung der Universität Tübingen, für ihren Vorschlag, eine vollständig neue Impfstofftechnologie (auf mRNA-Basis) zu verwenden.«
Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – Drucksache 18/12306, 5.5.2017
Wir sehen hier das gängige Modell, das die Kollegen Christian Drostens schon beim Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin angewandt hatten: Öffentlich finanzierte Forschungsergebnisse werden zur Gewinnerzielung an eine "Ausgründung" vergeben.
In einer Fußnote verweist der Bericht darauf:
»2015 gab die Gates-Stiftung bekannt, 46 Mio. Euro bei CureVac zu investieren, um die Technologie weiterzuentwickeln und eine Produktionsanlage im industriellen Maßstab nach GMP-Standards aufzubauen. CureVac sichert im Gegenzug zu, jedes Produkt, das mit finanziellen Mitteln der Stiftung entwickelt wurde, zu einem für Entwicklungsländer angemessenen Preis zu produzieren und eine bestimmte Kapazität der Produktionsanlage für Produkte aus den Programmen der Gates-Stiftung bereitzustellen. Über die Vermarktung in anderen Ländern entscheidet CureVac frei (www.curevac.com/file-admin/curevac.de/media/Content/Newsroom/20150305_Pressemeldung_BMGF_-_CureVac.pdf [14.7.2015]).«
Leider ist der Link nicht mehr vorhanden. Klar erkennbar ist aber das Modell: Die Bill & Melinda Gates Stiftung fördert großzügig Entwicklungen, sichert einen Absatzmarkt in "Entwicklungsländern" (auf dem die Firmen zwar auch, aber nicht übermäßig verdienen), aber ansonsten können die Unternehmen Profite in jeglicher Höhe erzielen. (vgl. dazu Das Finanzierungsmodell von Bill Gates am Beispiel von Dietmar Hopp (SAP).
Noch bleibt unklar, warum CureVac den Zuschlag bekommt. Vielleicht hatte man schon zuviel Gelder in das Unternehmen gesteckt, um jetzt einen Rückzieher zu machen. "Bundesforschungsministerin" Anja Karliczek hatte Ende März erklärt:
»Diese weltweite Krise braucht eine weltweite Antwort. Für staatlichen Egoismus bei der Impfstoffentwicklung und –versorgung ist es gerade jetzt nicht die Zeit…
Die EU-Kommission wird die Firma nun unterstützen. Auch wir waren schon länger mit CureVac im Gespräch. Und wir hoffen natürlich alle, dass CureVac gut vorankommt. Über Maßnahmen meines Hauses und die internationale Impfallianz CEPI, die von Deutschland maßgeblich unterstützt wird, ist an das Unternehmen schon eine Menge Geld geflossen…
Die internationale Impfstoff-Allianz CEPI hat von uns in den vergangenen drei Jahren aus Deutschland bereits 50 Millionen Euro erhalten. Viele andere Staaten und Wohltätigkeitsorganisation zahlen auch in CEPI ein. Aus diesen Mitteln konnte CEPI bereits recht früh Impfstoff-Entwickler beauftragen, um eine Antwort auf das Virus zu finden. Wir stocken nun den deutschen Beitrag um 140 Millionen Euro auf. «
Was ist mit BionTech?
Denn bereits Ende April war Konkurrent BionTech anscheinend schon weiter:
»In Deutschland sind die vor kurzem genehmigten ersten Tests von Impfstoff-Kandidaten gegen das neue Coronavirus angelaufen. Seit dem Start am 23. April habe eine erste Gruppe von zwölf Teilnehmern mittlerweile in Deutschland Dosen erhalten, teilten das Mainzer Unternehmen Biontech und der Kooperationspartner Pfizer am Mittwoch mit. Im Rahmen der Studie soll es insgesamt zunächst Tests an rund 200 gesunden Menschen zwischen 18 und 55 Jahren geben.
Das Paul-Ehrlich-Institut hatte die Studie vor kurzem genehmigt. Erste Daten sollen laut Informationen der Deutschen Presse-Agentur im Juni vorliegen. Sollten die ersten Tests positiv verlaufen, sollen mehr Probanden und auch Risikopatienten in die Prüfung einbezogen werden.« Link
Auch bei BionTech ist die BMGS mit Investments dabei (s. dazu hier u.a. Wer ist Biontech?, Impfstoff: Profit vor Sicherheit?).
Wie hilfreich beim Verstehen der Entscheidung der Bundesregierung ist Altmeiers Aussage, die Beteiligung an CureVac sei "industriepolitisch von hoher Bedeutung. Wichtige Forschungsergebnisse und Technologien würden in Deutschland und Europa gebraucht."?
Zu Dietmar Hopp
In Sachen Selbstvermarktung scheint er Bill Gates seelenverwandt. Beide haben gewaltige Vermögen mit Softwarekonzernen angehäuft. Beide hatten Imageprobleme wegen ihrer Produkte und wegen des maßlosen Reichtums. Beide verstehen es exzellent, ihre Personen zu reframen und damit ihr wirtschaftliches Engagement in den Hintergrund treten zu lassen. Bill legt Gelder aus seiner vergleichsweise viel größeren Portokasse in wohltätigen Stiftungen an, Dietmar kauft sich dafür einen Fußballverein samt Equipment, hat aber auch eine der größten Privatstiftungen Europas gegründet.
Sie verkörpern Unternehmer, die nicht so plump wie die Trumps oder einst die Berlusconis vorgehen. Sie vermitteln: Reichtum und Einfluß sind nicht böse, wenn sich die sie Besitzenden nebenbei auch sozial geben. Zwar geht das Konzept nicht immer auf (siehe Trump und Berlusconi), weil es stets Menschen gibt, denen ungeschminkte Geldgier und Macht sympathischer erscheinen als verlogene und kaschierte. Für den Augenblick scheint die Gates-Hopp-Variante aber die erfolgversprechende zu sein.
Hopp Kindertumorzentrum Heidelberg – KiTZ
kitz-heidelberg.de
Das Hopp Kindertumorzentrum Heidelberg ist ein Therapie- und Forschungszentrum für Krebs- und schwere Bluterkrankungen bei Kindern und Jugendlichen.
https://www.kitz-heidelberg.de/
UniversitätsKlinikum Heidelberg: Startseite
klinikum.uni-heidelberg.de/index.php?id=54
Homepage des Universitätsklinikums Heidelberg _ Informationen für Patienten, Zuweiser, Besucher, Wissenschaftler und Studierende. … Dietmar Hopp…
https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/index.php?id=54
Universitätsklinikum Heidelberg: Willkommen
klinikum.uni-heidelberg.de/zentrum-fuer-kinder-und…
Im Mittelpunkt der Aufgaben der Sektion angeborene Stoffwechselerkrankungen/ des Dietmar-Hopp-Stoffwechselzentrums stehen die Diagnostik und Therapie…
https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/zentrum-fuer-kinder-und-jugendmedizin/i‑allgemeine-paediatrie-neuropaediatrie-stoffwechsel-gastroenterologie-nephrologie/ueber-uns/dietmar-hopp-stoffwechselzentrum/willkommen/
Peter Altmaier schlägt "Corona tötet"-Hinweis bei Impfeinladung vor
https://www.t‑online.de/finanzen/news/unternehmen-verbraucher/id_90623686/peter-altmaier-schlaegt-corona-toetet-hinweis-bei-impfeinladung-vor.html
Ich schlage "Corona-Impfstoff schädigt Ihre Gesundheit oder tötet"-Hinweis bei Impfeinladung vor