Es gehört Disziplin dazu, bei einer solchen Überschrift auf schlichte Wortspiele zu verzichten: "Klever Kultur kämpft um Publikum: Wann kommen die Zuschauer zurück?". Vor allem, wenn die Ideen der "Volksbank Kleverland" so wenig klug sind und der Museumsdirektor auch noch Kunde heißt. Auf rp-online.de ist am 29.10. zu lesen:
»Viele Menschen haben derzeit weniger Geld als sonst zur Verfügung, weil viele Dinge deutlich teurer geworden sind. Und die Corona-Pandemie ist noch nicht vorbei. Das bekommen auch die Kulturschaffenden zu spüren. „Es gibt eine große Verunsicherung beim Publikum. Wir nehmen das Ernst. Alle haben angesichts der Energiekrise und des Krieges in der Ukraine Fragen, keiner hat Antworten“, sagt Harald Kunde, Direktor des Museum Kurhaus in Kleve.
Wie kann es angesichts der Krise gelingen, dass das Publikum wieder zurück kommt? Diese Frage stellen sich nicht nur die Museen in der Region, sondern alle Kulturschaffenden, wie bei der Zukunftswerkstatt von Rheinischer Post und Volksbank Kleverland deutlich wurde.
Kunde gibt folgende Antwort: „Wir erhöhen die Taktzahl der Veranstaltungen und verlängern die Laufzeiten der Ausstellungen.“…«
Ob Kunden und Kundinnen, die weniger Geld haben und außerdem eine berechtigte Angst vor Krieg und Verarmung und eine unberechtigte vor Corona, das beeindruckt? Der mißglückten Formulierung, sie hätten ein "Interesse daran, welche Antworten Künstler auf Panzerhaubitzen und Raketen geben können", folgen lauter hilflose Vorschläge anderer TeilnehmerInnen, etwa:
»… Kleve sollte ein möglichst breites Kulturangebot schaffen, um möglichst viele Interessenten anzusprechen.«
Man will "verstärkt auf Kooperationen mit Universitäten setzen und Ausstellungen auch auf Plattformen wie Instagram bewerben". Helfen soll auch "eine stärke Vernetzung mit den niederländischen Einrichtungen".
»Wir brauchen auch ein paar populäre Themen. Es muss cool werden, ins Museum zu gehen…
Kurhaus-Direktor Kunde spricht von „Signalen vom Land“, dass eine solche[Museums-]Karte NRW-weit kommen könnte.«
Ob die armen und verängstigten Völker der Rhein- und Niederlande diese Signale erhören werden?
»Man [muss] auch der zunehmenden „Preissensibilität“ des Publikums Rechnung tragen…
Einig waren sich alle Teilnehmer darin, dass das kulturelle Angebot in der Stadt sichtbarer werden müsse. Hintzen: „Es liegen wenige Flyer aus und es gibt kaum Plakatwände.“«.
Insgesamt gibt es keinerlei Idee, die an die Grundursachen herangeht. Ich weiß nicht, wie es in Kleve gehandhabt wird. Ich fürchte, der allgemeine Trend einer Kulturlosigkeit, die einen politischen und militärischen Konflikt verwandelt in die Dämonisierung einer Partei bei gleichzeitiger Glorifizierung der anderen, wird auch dort wirken. Und wenn die Organisatorin der klassischen Konzerte der Stadt Kleve eine Ursache der Zurückhaltung des Publikums so benennt: "Jeder rechnet mit einer Infektion und Quarantäne", dann hat sich der Kulturbetrieb die Verantwortung selbst zuzuschreiben. Flächendeckend hat er die Panik- und Ausgrenzungsmaßnahmen fast drei Jahre lang mitgetragen. Nun erntet er jammernd die Früchte.
In einem weiteren Artikel auf rp-online.de war am 6.9. unter dem Titel "Nach der Pandemie: Einbruch bei den Kultur-Besucherzahlen in Kleve" zu erfahren:
»Kleve. Die Menschen kommen noch nicht wieder zurück: Die Zahlen sind beim Theater in Kleve regelrecht eingebrochen. Auch bei den Konzerten und beim Museum liegen sie deutlich unter dem Soll…
Nicht einmal die Hälfte der Besucher, die vor Corona die Klever Theatervorführen angesehen haben, ist wieder zurück… Auch beim Kindertheater zeigen die Quartalszahlen keine gute Tendenz…
Das Museum hatte seine erste Eröffnung mit Präsenz erst Ende März des Jahres zum Salon der Künstler, erklärt Museumsdirektor Harald Kunde. Die wichtige Kooperation mit den Schulen habe auf Wunsch der Schulen mit Blick auf die Pandemie nicht stattgefunden. Hintergrund: 2019 waren alleine an dem Wochenende Schule-Kunst-Museum 2120 Besucher im Haus…
Dürftig war aber auch die Beteiligung bei der „Kundenbefragung“ im Kulturbereich: Lediglich 404 Antworten kamen zurück. Im Vergleich von über 2500 Mitgliedern allein in den Kulturvereinen der Stadt beispielsweise Freunde der Klever Museen, Klevischer Verein für Kultur- und Stadtgeschichte, Cinque und Jazzfreunde…«
Derweil beteiligt sich rp-online.de ungebremst an weiterer Panikmache. Am 28.10. ist dort zu lesen:
»Höchststand an Corona-Patienten in Kreis Klever Krankenhäusern
Beim Einkaufen, bei Veranstaltungen oder in Restaurants – nur noch relativ selten sieht man Menschen mit Masken. Doch das Coronavirus verbreitet sich auch nach zweineinhalb Jahren Pandemie weiter – auch im Kreis Kleve…
Besonders auffällig sei die hohe Zahl an Krankenhauspatienten, die mit Corona infiziert seien. Zuletzt lag die Zahl der Krankenhauspatienten bei knapp 100. „Das sind so viele wie noch nie“, betonte die Leiterin des Gesundheitsamts. Das erkläre sich vor allem auch dadurch, dass im Krankenhaus sehr viel getestet werde. „Das geschieht bei jeder Aufnahme“, sagte Scherbaum…
Beruhigend sei, dass mittlerweile 90 Prozent der Menschen eine Immunität gegenüber dem Virus aufgebaut hätten und die Krankheit in der Regel milde verlaufe, so Scherbaum. Die aktuelle Omikron-Variante BA.5 sei inzwischen für 86 Prozent der Fälle verantwortlich. Die Covid-19-Impfung seit hochwirksam, so die Amtsärztin, nur ihr sei es zu verdanken, dass viele schwere Erkrankungen verhindert werden konnten. Studien belegten, dass Patienten, die wegen Covid-19 ins Krankenhaus eingeliefert werden, in aller Regel ungeimpft seien…«
rp-online.de (28.10.)
Aufschlußreich ist, daß sich die Amtsärztin hinter ungenannten und längst widerlegten Studien versteckt. Bekanntlich hat das RKI seine Berichterstattung darüber eingestellt, als der Anteil der "Geimpften" in den Krankenhäusern und Intensivstationen ihren Anteil an der Bevölkerung zu übersteigen begann. Scherbaum könnte einfach auf die Daten in Kleve verweisen. Es wird Gründe geben, warum sie darauf verzichtet. Sie erwähnt die Zahlen des RKI. Sie sehen so aus:
Danach gilt nach fast drei Jahren jeder dritte Mensch als "Fall", womit, wie wir wissen, (auch mehrfach) positiv Getestete gemeint sind. Der Anteil der "an und mit" Verstorbenen beträgt 0,13 Prozent*. Welch eine Pandemie!
* Natürlich nicht 0,0013, wie hier zunächst falsch stand. Danke für den Hinweis!
Soviel Fragen und keine Antworten…
Aber ob der/ die/ das Ernst einverstanden ist, einfach so genommen zu werden;))
Das wird am Niederrhein wohl leider noch etwas brauchen bis die orthodoxe Corona-Haltung öffentlich (oder sogar in der RP) in Frage gestellt wird. Grundsätzliche Fragen gelten generell als Frevel und 0,0013 % Pandemie-Verstorbene irritieren dort auch nicht, wenn einfach nicht drüber gesprochen wird.
Da lob ich mir doch manchmal den bayerischen Populismus…
@thomas
Ich habe die Leute am Niederrhein gar nicht als so konformistisch, sondern durchaus individuell erlebt, als eine positive Rolle-spielend und das Schwere verdrängend jedoch schon. Bin interessiert an Ihren Eindrücken über die Menschen dort, falls Sie dort länger gelebt haben.
Aus Bayern habe ich ähnliche Eindrücke, dass man da eher den Mund aufmacht und seine Meinung sagt, egal ob die angesehen ist oder nicht, aber auch dort gibt es genau das Gegenteil und der Konformismus hatte Hochkonjunktur.
VG
Viele haben in der „Pandemie“ eben gemerkt, auf was sie alles ganz gut verzichten können. Erst Recht, wenn man nicht willkommen ist, weil man den falschen Impfstatus hat. Viele werden deswegen auch nicht mehr wiederkommen.
@King Nothing
sehe ich genau so.
vielleicht ist es ja demnächst sogar so:
"was, du wählst nicht mehr die grünen?! nur weil sie mittlerweile komplett durch geknallt sind. wenn das so ist dann musst du sowieso fern bleiben!"
das kann mann auch abkürzen. denn echte kultur ist nicht institutionalisiert.
@aa: die Stilblüte "seit hochwirksam" ist dir entgangen.
Und wie kommst du auf die 0,0013%?
417 dividiert durch 314676?
Bei der Prozentangabe hast du dich allerdings um 2 Zehnerpotenzen verdaddelt … .
(wir wollen den Facktentscheckern ja kein Fresschen finden lassen, um dich als "Pandemieverharmloser" zu verungl-impfen!).
0,13% über 31 Monate verteilt sind allerdings auch nicht gerade beängstigend.
Liegt ein bisschen tiefer als die gerne kolportierten 150000 (~ 0,19%) der ~83 Mio der Gesamt-BRD die während dieses Zeitraums verstarben (ca. 2,6 Mio).
Sowohl die Kleve als auch die BRD-Zahlen liegen unterhalb jener 7–9%, bei denen auch schon vor 2020 jährlich "Krankheiten des Atmungssystems" als Todesursache angegeben wurde.
(Hier
https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Sterbefaelle-Lebenserwartung/sterbefallzahlen.html
wird natürlich weiter recht kreativ an der Aufrechterhaltung des "Pandemie"-Mythos gebastelt)
@Kassandro: Danke, das hätte nicht passieren dürfen. Ist korrigiert.
„Es gibt eine große Verunsicherung beim Publikum. Wir nehmen das Ernst. Alle haben angesichts der Energiekrise und des Krieges in der Ukraine Fragen, keiner hat Antworten“, sagt Harald Kunde, Direktor des Museum Kurhaus in Kleve."
Soso. Keiner hat Antworten? Ich habe ganz viele Antworten!
1. Ich bin nicht verunsichert, sondern habe die Kulturkrise während der Corona-Krise und des Ukraine-Krieges als die größte Heuchelband erlebt (neben den Ärzten und Richtern und Beamten) und möchte mit diesem verlogenem Menschenschlag weitestgehend nichts mehr zu tun haben. Wer die Kultur an das Kapital und den Konformis verrät verlässt das Gute und dient sich dem Bösen an.
2. Während der Corona-Krise habe ich erlebt, dass es auch ohne "Geld ausgeben" geht, jetzt wo das Geld knapp ist, spare ich mir eben die Kultur, auch wenn sie einst eine meiner größten Freuden war, aber zu groß ist die Abscheu auf die Verantwortlichen, die mich damals nicht in ihrem Kino, in ihrem Theater, in ihrem Museum haben wollten. Ihr habt mich wie ein Tier behandelt, warum sollte ich jetzt zu euch zurückkriechen???????
3. Ihr habt euch an die Politik angedient, habt die Menschen ausgeschlossen, habt gegen diejenigen gehetzt, die auf die Straßen gegangen sind, aber habt unser Geld angenommen in Form von Corona-Zuschüssen. Diese Verlogenheit beißt sich mit freier Kunst und Kultur. Damit möchte ich nichts mehr zu tun haben.
4. Manche Probleme lösen sich von selbst, so war das schon immer. Somit wird ein großer Teil der Kulturbranche sterben, denn diese hat ihre eigentliche Aufgabe verraten und versagt. DIESE Kulturbranche ist nicht mehr nötig. Was nicht mehr nötig ist, wird früher oder später verschwinden. Die Kulturbranche erfüllt ihre eigentliche Funktion nicht mehr, sondern ist zum kapitalistischen Betrieb verkommen, der sich an die Machthabenden andient. Kann in den Müll..
Infos gratis, aber natürlich nicht lesenswert, da von bösen Verschwörungstheoretikern geschrieben… Deshalb: sinniert weiter über die Fragen und behauptet, es gäbe keine Antworten, NUR WEIL IHR DIE ANTWORTEN NICHT WAHRHABEN WOLLT! Kein Wundert, dass ich mit euch nichts mehr zu tun haben will.
Wie wäre es, wenn man den Kulturbetrieben in Deutschland mal eine Analyse anbietet, da sie doch angeblich so ahnungslos sind? Ich werde meinen Text mal nach Kleve schicken. Wandert wahrscheinlich in den Papierkorb, aber einen Versuch ist es wert.
@Getriebesand:
halte ich für eine wunderbare Idee.
Wäre aber vermutlich eine Überdosis Perlen für die Säue.
Bei den Gedanken 1–4 geht's mir ähnlich.
Aber ich habe einen Lamettastreifen am Horizont entdeckt:
in Ländern, wo der Flachsinn ähnlich "wütete", aber vor z.T. mehr als einem halben Jahr ein weitestgehendes Ende fand und die einschlägige "Berichterstattung" eingestellt wurde, habe ich das Gefühl nicht mehr.
Sogar im von mir gehassliebten Frankreich, dessen Präsident die Kriegsdemie erfunden und brutalstmöglich durchgeboxt hatte.
Auch wenn sich in der Pariser Metro immer noch geschätzte 15% Vermummte drängeln oder einzelne Verängstigte mit FDP2-Masken in der frischen Luft lustwandeln (interessanterweise keine "woken", jungen sondern "vulnerable" Alte):
Die Kultur hat dort – nach meinem Eindruck – mit dem Thema fertig, und ein "Mea Culpa" von deren Seite brauche ich nicht.
Das meiste wurde ohnehin bereits vor über 2 Jahren gesagt (und irgendwann kurz danach nur noch von willigen Schergen diffamiert und/oder einfach unterdrückt)
https://www.spiegel.de/kultur/frank-castorf-ueber-angela-merkel-und-corona-moechte-mir-nicht-sagen-lassen-dass-ich-mir-die-haende-waschen-muss-a-5ff19227-383c-4168-a1da-6aef96950855
@Kassandro
Ich befürchte, dass es in Deutschland nie so weit kommen wird, eher bekämpfen wir hier weitere unsere eigene Bevölkerung bis zum letzten Ende. So ist das doch schon immer in Deutschland gelaufen: Bloß keine Fehler einsehen, kämpfen bis zur letzten Patronen, weitermachen, egal wie unsinnig etwas ist und das draufschlagen macht dann am meisten Spaß, wenn jemand schon am Boden liegt.
Ins Ausland werde ich es nicht schaffen, allenfalls mal für einen Tag nach Holland, aber dort kann ich nicht ins Theater oder Kino, weil ich wieder mit der Bahn zurückfahren muss und so spät fahren keine Züge mehr.
Es ist trotzdem ein kleiner Trost, dass die Welt außerhalb dieses Irrenhauses namens Deutschland weitestgehend normal in Bezug auf die Corona-Sache geworden ist. Nur sitze ich ja hier in diesem Land.
"Wie kann es angesichts der Krise gelingen, dass das Publikum wieder zurück kommt?"
"Und die Corona-Pandemie ist noch nicht vorbei."
Frage selbst beantwortet, warum sollte das Publikum wiederkommen, wenn doch angeblich noch Pandemie ist.
Kleve
https://www.kreis-kleve.de/de/fachbereich5/corona-virus/
Kleve hören, Marlene denken.
https://www.corodok.de/long-covid-symptome/
Wenn ich das Wort "Kulturschaffende" höre, ist bei mir schon Schluss. Bin in D schon seit fast 3 Jahren in keinem Museum mehr gewesen, und seltsamerweise vermisse ich nichts. In den letzten 2 Jahren war ich hierzulande auch in keinem Lokal oder Cafe mehr. Erst ausgrenzen und jetzt um Kundschaft betteln. Das ist halt kontraproduktiv
@Kooka
Ich muss sagen, dass ich ganz tief in meiner Seele schon wünsche, wieder ein Theater zu besuchen, was ich diesen Sommer auch mehrmals gemacht habe (ein Kino möchte ich hier in dieser Stadt wegen Corona aber nie wieder besuchen und werde es vermutlich auch nicht tun). Aber es fühlt sich seit Herbst wie eine Barriere zwischen mir und der Außenwelt an, als hätte man einfach ein Brett dazwischengestellt. Ich muss mich ganz aktiv überwinden, um wieder eine Kultureinrichtung zu besuchen, weil der Hass und die Ausgrenzung, die mir entgegengebracht wurden, so tief sitzen und weil ich seit zwei Jahren viel mehr nach innen orientiert bin. Seit zwei oder drei Monaten habe ich auch keine Kultureinrichtung mehr besucht, offenbar ist diese Jahreszeit zu eng mit der Unterdrückung verknüpft, ich möchte einfach nicht mehr daran denken und warte praktisch auf den Sommer. Es ist grotesk, wie selbst ich offenbar gehirngewaschen bin, weil ich mir das Schöne in Form von Kultur nun im Herbst/Winter freiwillig versage. 🙁 Vielleicht ist momentan auch einfach die Zeit für Trauer angesagt. Ich muss so vieles verarbeiten, was die letzten drei Jahre passiert ist, ich bin ganz oft überhaupt nicht in der Stimmung auf Jubel und Heiterkeit. Das käme mir wie Selbstbetrug vor. Eigentlich suche ich eher tiefgründige Formen von Kultur, aber dadurch macht man sich auch wieder verletzlich und gegenüber diesen Menschenhassern werde ich mich garantiert nicht mehr verletzlich zeigen und öffnen, auch wenn es nur in der Form ist, dass man im Kino weint for Ergriffenheit, ist mir alles zu heikel geworden, also kreise ich momentan leider um mich selbst in meiner Trauer. Verstehen tut das vermutlich eh keiner, denn es gibt doch von außen gesehen überhaupt keinen Grund zu trauern.