Das Berlin Institute of Health der Charité kann als Profitmaschine der Charité angesehen werden. Prof. Christian Drosten hat hier eine Professur. Das Institut selbst beschreibt seine Mission so:.
»Das BIH ist kein typisches Forschungsinstitut, sondern nutzt ein neuartiges Konzept klinisch verankerter organübergreifender Systemmedizin in einem umfassenden translationalen Ökosystem, um die Geschwindigkeit und Effektivität der Translation signifikant zu steigern.«
Das Lexikon der Biologie auf spektrum.de definiert Ökosystem so:
»Beziehungsgefüge von Lebewesen (Mikroorganismen, Pflanzen, Pilze, Tiere, Mensch) untereinander (Biozönose) und mit einem Lebensraum (Biotop) bestimmter Größenordnung (z.B. See, Wald, Korallenriff). «
Nun ja. Wikipedia wiederum erklärt, was unter Translation zu verstehen ist:
»Der Begriff Translationale Medizin ™ umfasst die interdisziplinären Aktivitäten, die sich mit der schnellen und effizienten Umsetzung präklinischer Forschung in die klinische Entwicklung beschäftigen…
Manchmal wird auch [der] Übergang von akademischer auf kommerzielle medizinische Forschung als translationale Medizin bezeichnet, obwohl es die eigentliche Bedeutung nicht ganz trifft. «
Vor dem Hintergrund, daß "Aufbau und die Weiterentwicklung" des Instituts durch die "Private Exzellenzinitiative Johanna Quandt" erfolgte und Stefan Quandt höchstpersönlich in Leitungsgremien der "Stiftung Charité" sitzt, scheint die "eigentliche Bedeutung" in den Hintergrund zu rücken (vgl. dazu Wie wurde Christian Drosten Prof. an der Charité?).
Der wahrscheinliche Grundauftrag des Instituts wird durch einen Schwall von PR-Begriffen vernebelt:
»Um seine Mission zu erfüllen, baut das translationale Ecosystem des BIH auf drei Komponenten auf: Innovations-Enabler, Translations-Hubs und Fokus-Bereiche. Diese drei Komponenten liefern in unterschiedlicher Gewichtung übergreifende Unterstützungsmechanismen für die translationalen Prozesse sowie die Umsetzung spezifischer Projekte mit hohem innovativem und translationalem Potential. Während die Entwicklung des translationalen Umfelds eine kontinuierliche Aufgabe ist, welche die gesamte Faculty betrifft, wird die Adressierung hoch relevanter Fragestellungen in den Fokus-Bereichen von Expert*innen in den jeweiligen translationalen Feldern vorangetrieben und dynamisch an die wissenschaftliche und klinische Entwicklung angepasst.«
Das klingt nicht zufällig wie aus einem Prospekt für einen Börsengang.
»Die Basis des Ecosystems ist ein translationsorientiertes Mindset aller am Prozess beteiligten Personen und die Unterstützung der Faculty in allen Phasen der Translation. Dies zu entwickeln ist Aufgabe der Innovations-Enabler des BIH.«
Den Begriff "Mindset" möge man bei den zahlreichen Karriereplanern selbst nachschlagen.
»Das BIH QUEST Center entwickelt und implementiert neue Ansätze zur Sicherung der Qualität und Nachhaltigkeit von Forschung und Entwicklung über alle Phasen der Wertschöpfungskette.
Der BIH Translations-Booster entwickelt Mechanismen und Anreize, um die Hürden entlang der translationalen Wertschöpfungskette bewältigen zu können.
BIH Innovations fördert die frühzeitige und zielgerichtete Überführung von innovativen Ideen in Produkte und klinische Angebote auf allen Ebenen der Translation.
Die vier Translations-Enabler schaffen so Kompetenzen, Qualität, 'Efficacy' und fördern den Technologietransfer.«
So geht es endlos weiter im BWL-Sprech. Dabei könnte man fast vergessen, daß hier von einem Institut die Rede ist, das der im Besitz des rot-rot-grün regierten Landes Berlin befindlichen Charité zugeordnet ist.
»An welchen Kriterien misst das BIH seinen Erfolg?
Der translationale Ansatz des BIH weicht erheblich von dem grundlagenorientierter Forschungsinstitute ab und so kann auch der Erfolg des BIH und der Translationsforschung nicht mit den üblichen Indikatoren wie Impact, Drittmitteleinwerbung oder Publikationsrate erfasst werden.«
Es wäre unüberlegt, zu fragen, warum die Kernkompetenzen von Prof. Drosten hier so gering geschätzt werden. Denn es folgen unter dem Punkt Erfolgreiche Translation u.a. die Indikatoren
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- »Produkte und Markteinführungen
- Rückflüsse aus Verwertungen (Lizenzen, Verkäufe, …)«
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Die Mission wird zusammengefaßt:
»Das BIH ist eine Wissenschaftseinrichtung neuen Typs. Die Integration in die Charité erlaubt es dem BIH auf struktureller Ebene, neue Maßstäbe anzustreben, die von der translationalen Nachwuchsförderung über neue Karrierewege, translationale Kulturbildung und Qualitätssicherung bis hin zu strukturellen Interventionen in die Abläufe eines forschenden Krankenhauses sowie dem Entrepreneurial Support reichen.«
(Hervorhebungen nicht in den Originalen.)