Sie preist einen Artikel über Probleme des Wissenschaftsbetriebs:

Er ist zu finden auf niemanlab.org und wurde dort schon am 9.6.22 veröffentlicht. Eigentlich will der Autor Joelle Renstrom die Gefahren der wissenschaftlichen "Corona-Kritik" darstellen und entsprechende Publikationen einordnen in eine " Pandemie der Desinformation – was die Weltgesundheitsorganisation als 'Infodemie' bezeichnet". Das gelingt nicht gut, soll hier aber nicht näher erörtert werden.
Nachvollziehbar ist Renstroms Warnung vor der Flut von Preprints, und damit sind wir bald bei Lauterbach:
»Auf Preprints entfielen rund 25 % der im Jahr 2020 veröffentlichten Studien zu Covid-19. Von diesen Vorabdrucken wurden 29 % mindestens einmal in den wichtigsten Nachrichtenartikeln zitiert…
Etwa 70 % der Preprint-Literatur wird schließlich von Fachkollegen geprüft und veröffentlicht, aber was ist mit dem ganzen Rest, der nie mehr als ein Preprint wird? Viele Berichterstatter unterscheiden nicht zwischen ungeprüften Vorabdrucken und offiziell veröffentlichten Papieren; für gelegentliche Webspürnasen können die beiden fast identisch erscheinen. Wenn unbewiesene Erkenntnisse das persönliche Verhalten und die Politik bestimmen, kann selbst eine kleine Anzahl fehlerhafter Studien erhebliche Auswirkungen haben. Ein internationales Forscherteam fand heraus, dass es sehr schwierig sein kann, das, was wir für wahr hielten, wieder zu verlernen, wenn die ersten Entwürfe weit verbreitet werden – selbst wenn die Entwürfe später geändert werden…«
Genau dieses Verfahren ist Lauterbachs gängige Praxis, und auch sein Ziel wird hier zutreffend beschrieben. So gut wie alle von ihm getwitterten Studien sind Preprints und enthalten Falschinformationen oder aber – er kann sie unmöglich wirklich gelesen haben – das Gegenteil von dem, was er in ihnen vermutet. Es gibt auf diesem Blog zahlreiche Belege dafür.
Für die vergangenen drei Jahre kommen diese guten Ratschläge zu spät:
Die direkte Einbindung der Öffentlichkeit ist der beste Weg, um den Menschen verständlich zu machen, dass selbst die kanonisiertesten wissenschaftlichen Fakten einst Gegenstand von Debatten waren. Wenn man den wissenschaftlichen Prozess transparenter macht, werden Fehler aufgedeckt und es kann sogar zu Kontroversen kommen, aber letztendlich wird es den Wissenschaftlern ermöglichen, die Mechanismen zur Fehlerkorrektur zu stärken und das Vertrauen der Öffentlichkeit aufzubauen…«
Nachvollziehbar beschreibt der Autor das System, dem die Drosten, Sander & Co. folgen:
»Institutionen bieten Wissenschaftlern, die sich um eine Festanstellung bemühen, oft Anreize, sich auf die Quantität statt auf die Qualität der Veröffentlichungen zu konzentrieren und die Studienergebnisse über die Grenzen einer strengen Analyse hinaus zu übertreiben. Wissenschaftliche Fachzeitschriften selbst können ihre Einnahmen steigern, wenn sie mehr gelesen werden. So stürzen sich manche Zeitschriften auf Einreichungen mit pikanten Titeln, die Leser anlocken sollen..
Beim traditionellen Modell führen Wissenschaftler Originalforschungen durch und schreiben ihre Ergebnisse und Methoden auf, einschließlich Daten, Tabellen, Bildern und anderen relevanten Informationen. Sie reichen ihren Artikel bei einer Zeitschrift ein, deren Redakteure ihn an andere Experten auf dem Gebiet zur Überprüfung weiterleiten. Diese Gutachter bewerten die wissenschaftliche Fundiertheit der Studie und raten den Herausgebern der Zeitschrift, sie anzunehmen. Die Redakteure können die Autoren auch auffordern, den Artikel zu überarbeiten und erneut einzureichen, ein Prozess, der Wochen bis Monate dauern kann…«
Bei der Arbeit von Drosten et al. über seinen Corona-PCR-Test schrumpfte dieser Prozeß auf Stunden bis Tage, mit verheerenden Folgen.
»In dieser neuen Welt konkurrieren wissenschaftliche Zeitschriften und Wissenschaftler genauso um Klicks wie Mainstream-Publikationen. Artikel, die am meisten heruntergeladen, gelesen und geteilt werden, erhalten einen hohen "Impact Factor" oder Altmetric Attention Score. Studien zeigen, dass Menschen eher dazu neigen, Artikel mit kurzen, positiv formulierten oder Emotionen weckenden Titeln zu lesen und zu teilen.
Das Bewertungssystem hat zwangsläufig Auswirkungen auf die Veröffentlichungen von Wissenschaftlern und ihre Karrieren. "Viele [Wissenschaftler] müssen bestimmte Kennzahlen erreichen, um in ihrer Karriere voranzukommen, Fördermittel zu erhalten oder sogar ihren Arbeitsplatz zu behalten", sagte der Doktorand und Forscher Benjamin Freeling von der University of Adelaide, der eine Studie zu diesem Thema leitete, die 2019 in den Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlicht wurde. "Es gibt weniger Raum für einen Wissenschaftler, an einer wissenschaftlichen Frage von immenser Bedeutung für die Menschheit zu arbeiten, wenn diese Frage nicht zu einer bestimmten Anzahl von Veröffentlichungen und Zitaten führt", schrieb er in einer E‑Mail. Die Tatsache, dass die Öffentlichkeitsarbeit über den wissenschaftlichen Prozess gestellt wird, schafft Anreize für schlampige und unethische Praktiken und verdeutlicht das Gesetz des britischen Wirtschaftswissenschaftlers Charles Goodhart: "Wenn eine Messung* zu einem Ziel wird, hört sie auf, eine gute Messung zu sein"…
Die Universitäten wollen, dass ihre Wissenschaftler prestigeträchtige Stipendien und Fördermittel erhalten, und um das zu erreichen, "muss die Forschung auffällig und grenzüberschreitend sein". PR-Büros können diesen Effekt noch verstärken, indem sie die Gewissheit oder die Auswirkungen der Ergebnisse in Pressemitteilungen übertreiben, die routinemäßig fast wortwörtlich in den Medien veröffentlicht werden…«
Renstroms Schlußfolgerungen wirken hilflos:
»Dass die Wissenschaft trotz der hier festgestellten Probleme funktioniert, ist, wie Bergstrom [Biologe an der Universität von Washington] es ausdrückt, "erstaunlich". Aber die Fähigkeit der Wissenschaft, die Mängel des Systems zu überwinden, sollte nicht erstaunlich sein – sie sollte Standard sein. Sparen wir uns das Staunen für die Entdeckungen auf, die durch den Wissenschaftsbetrieb und nicht trotz ihm zustande kommen.«
Er schafft es nicht, die Frage zu stellen, wie die Kommerzialisierung des Wissenschaftsbetriebs, der ein riesiges Geschäft darstellt, überwunden werden kann. Schon gar nicht beschäftigt er sich mit den Geldgebern von Studien, egal ob peer reviewed oder nicht. Immerhin müssen Finanziers in den Erklärungen zu Interessenkonflikten dargelegt werden. Das interessiert naturgemäß Lauterbach nicht, und die Medien verschweigen es allzu häufig.
(Hervorhebungen in blau nicht im Original.)
* Update: Jemand mit besseren Englischkenntnissen als die meinen, bemängelt, daß das ursprünglich hier stehende "Maßnahme" irreführend war für den Satz “When a measure becomes a target, it ceases to be a good measure".
Horoskop Wissenschaft ist es, wie Brinkmann, Drosten, Lauterbach, Giesecke zeigt. Hochstabler halt, mehr nicht und da wird nur noch gefälscht, bei der Charite und bei einer angeblichen Wissenschaft
Aus dem zitierten Artikel von Joelle Renstrom unter
https://www.niemanlab.org/2022/06/how-science-helps-fuel-a-culture-of-misinformation/
"that circumvents YouTube’s anti-misinformation policies"
Wenn man nun einen unabhängigen Dienst für Filmchen anbietet, "umgeht man die von Youtube vorgegebenen Regeln der Anti-Desinformation"? 1984.
@aa:
Na, na – schon wieder eine Übersetzung, die sich nicht dafür eignet als Zitat bezeichnet zu werden, sogar wenn sie im irren Maßnahmendschungel der letzten 3 Jahre auch so einen gewissen Sinn ergibt : "Wenn eine Maßnahme zu einem Ziel wird, hört sie auf, eine gute Maßnahme zu sein".
(Original: “When a measure becomes a target, it ceases to be a good measure.”).
https://dict.leo.org/englisch-deutsch/measure
@Kassandro: Ich bestehe mitnichten auf der deepl-Übersetzung. Was wäre korrekt? "Zielvorgabe"?
@aa: In diesem Kontext passt wohl "Messung" oder "Messgröße" am besten.
@Kassandro: Danke, habe das mal so aufgenommen.
auch schön – eine 1954er Variante:
https://brownstone.org/articles/the-ama-said-trust-your-doctor-on-smoking/
(und gut 20 Jahre später wurden Dr. Marlboros "Studien" in Dschörrmennie zum Witz)
Und wieder ein ganz übler Trick der Staatspropaganda!