"Wuhan Wunderland" heißt der Aufmacher der FAZ-Seite "Die Lounge" am 12.9. In der Druckausgabe liest man dort:
»Nach Virus- und Verbalattacken ist Chinas Ruf dahin. Damit sich jetzt nicht auch noch Europa abwendet, inszeniert sich das Land als Vorbild für die Welt – mit zweifelhaftem Erfolg…
In Wuhan läuft die Propagandamaschine bereits auf Hochtouren… Den Krieg gegen das Virus habe China gewonnen, jubelt der Kader… 4500 Menschen starben in der Volksrepublik offiziell an Corona. In Deutschland sind es bis heute doppelt so viele, in den Vereinigten Staaten mehr als 190000 Menschen. "Die Welt kann von China lernen", ruft der Parteisekretär. "Das Virus ist kontrollierbar, heilbar und zu verhindern."«
Bei uns gibt es natürlich keine Propagandamaschine, die Kader heißen hier Chefvirologen und die Parteisekretäre Experten.
Die genannten Zahlen sind nun einmal ein Erfolg, wenn auch die autoritären Methoden sehr befragbar bleiben. Konzentration auf Hotspots anstatt wochenlangen Lock-Downs des ganzen Landes, nach anfänglichen Schwierigkeiten eine beispiellose Mobilisierung von Ressourcen waren offensichtlich wirksamer als die panischen Maßnahmen in weiten Teilen der restlichen Welt.
Bilder röchelnder Patienten und Show
»Welche Wendung! Verblasst sind die Bilder röchelnder Patienten und weinender Ärzte in den überfüllten Fluren Wuhaner Krankenhäuser, die Ende Januar um die Welt gingen. Nicht weniger als die Legitimation der Diktatur stand plötzlich zur Diskussion im Land.«
Der Wunschtraum der FAZ hatte sich nicht erfüllt. So wie die Bilder aus Wuhan eine Phase der Infektionsgeschichte darstellten und nicht für das ganze Land standen, so war es mit den Bildern aus Bergamo für Europa. Kein einziges Opfer stellt in Frage, wer konstatiert: Beide Ereignisse waren Ausschnitte, die nicht für das ganze Bild genommen werden können.
»Als der Staatsführer am Dienstag Ärzten, Krankenhausleitern und einer an einem Impfstoff forschenden Generalmajorin in der Großen Halle des Volkes Medaillen um den Hals hängt, gilt die Show auch dem Publikum in Brüssel und Berlin.«
Der Chinese macht eine Show. Bundespräsident Steinmeier (den Begriff Staatsführer weigert sich die Tastatur anzunehmen) will einen Corona-Gedenktag zelebrieren. Wird dann mangels einer Generalmajorin Bill Gates eine Medaille um den Hals gehängt, der in mehrere Impfstoff-Firmen investiert?
Die Suppe dampft
Nachdem man erfährt, daß Chinas Volkswirtschaft im Gegensatz zu allen anderen in der Welt vermutlich in diesem Jahr wachsen wird, verblüfft dies doch:
»Im Wuhaner Wanda Reign Hotel am Donghu-See versucht Lin Songtian die Scherben zusammenzukehren, die China in der Pandemie produziert hat…
China, so wirkt es zuweilen, sucht in der Pandemie auch die politische Isolation. In London und Berlin drohen Pekings Botschafter mit Rache, sollte der chinesische Huawei-Konzern beim Bau der 5G-Netze nicht zum Zug kommen…
Zum Mittagessen in Wuhan hat die "Gesellschaft für Freundschaft mit ausländischen Staaten" geladen. Die Suppe dampft. Ängste werden heruntergekocht. Europa? Der alte Kontinent sei kein "systemischer Rivale", wie es die Europäische Kommission zum Ärger Pekings formuliert hat, sondern ein Freund.«
Konfrontations-Schuhe und häusliche Gewalt
»Im Ausland hat Chinas Strategie, die Herkunft des Virus einfach anderen Ländern in die Schuhe zu schieben, für weniger Bewunderung gesorgt. Die Vereinigten Staaten dürften auch mit einem Präsidenten Biden die Konfrontation mit Peking suchen, sind sich die Beobachter einig.«
Vermutlich auch dessen, daß ein Außenminister Habeck ähnlich verfahren würde. Wenn denn dessen Schuhe dafür vielleicht auch ein paar Nummern zu groß wären.
»In der Changchuan-Straße präsentiert das Regime eine Grundschule… Während der Pandemie, als in Wuhan die Familien monatelang in ihren Wohnungen eingesperrt waren, berichten Hilfsorganisationen über eine Verdreifachung der häuslichen Gewalt.«
Das ist natürlich ein Merkmal der Diktatur, das in "freiheitlichen Demokratien" wie in Spanien, Italien, Australien etc. nicht auftreten kann. Über Kinderbilder der Regime-Schule wird berichtet:
»Auf einem Bild beschützt ein am Himmel schwebender Xi Jinping das Volk.
In Brüssel wird Chinas Führer vielmehr als Gegner gezeichnet. Und zunehmend nicht nur dort…
Im März hielt er hier [im Staatshotel] eine Telefonkonferenz mit Kadern nachdem er den nahen Sieg über das Virus proklamiert hatte. Einfach war dieser gewesen, gemessen an dem, was nun China droht: der Verlust der Freunde in der Welt.«
Über solche Freunde sagte weiland Mao leicht kryptisch-dialektisch: "Wenn uns unsere Feinde bekämpfen, ist das gut und nicht schlecht."
Wohl OT, sollte aber bekannt werden und vielleicht weiter vertieft:
Ein Leser schreibt auf "Sperberauge":
In meinem Post gestern 31.8. habe ich noch im Zusammenhang mit der Motion 20.3859, NR, V. Herzog Testausweitung/Ablehnung durch Bundesrat auch auf das Covid-19 Testung Merkblatt von BAG/Swissmedic verwiesen. Das war die Version bis gestern 31.8. Heute ist eine neue Version aufgeschaltet mit einer komplett anderen Beurteilung der PCR Tests. Das erinnert mich an die Maskengeschichte – Richtlinien sind wie Windfahnen.
Hier nochmals die relevante Schlussfolgerung in den Versionen im Vergleich:
Covid-19 Testung Merkblatt vom 20.5., gülitg bis gestern 31.8.:
"Der Nachweis der Nukleinsäure gibt jedoch keinen Rückschluss auf das Vorhandensein eines infektiösen Erregers. Dies kann nur mittels eines Virusnachweises und einer Vermehrung in der Zellkultur erfolgen."
Neue Version seit heute 1.9. aufgeschaltet:
"Mit dieser sehr empfindlichen Methode wird in Patientenproben spezifisch die Nukleinsäure eines Erregers nachgewiesen, was eine Infektion mit dem Erreger belegt."
Wir können also hier live die Umdeutung von Begriffen von einem Tag auf den anderen erleben:
Was bisher richtig als "Nachweis einer Nukleinsäure" (bzw. genauer: eines Teils eines Nukleinsäurestranges) bezeichnet wurde, heißt nun ab dem 01.09. "Nachweis einer Infektion".
So funktioniert das Ganze. Nun lügt keiner mehr, der von Infizierten spricht, wenn er Test-Positive meint. Die Umdeutung der Realität ist im vollen Gange.
"Krieg ist Frieden; Freiheit ist Sklaverei; Unwissenheit ist Stärke"
Man braucht nur einen ausgebauten Apparat in dem die Menschen wie Zähnchen ineinander greifen – und die Definitionshoheit. Der Rest läuft über Anweisungen und Verordnungen und Regeln. … und alle tun ja nur ihren Job!
Ich weiß, dass ich damit wieder Widerspruch auslöse von wegen Verharmlosung und so. Aber mit dieser praktizierten Methode der willkürlichen, interessengeleiteten Umdeutung, geht man direkt auf die totale Instrumentalisierung von Staat und Gesellschaft durch die Definitionsmacht zu – bzw. eigentlich steht man schon mitten drin. Das ist Totalitarismus nicht nach der Form sondern nach Inhalt.
D‑A-CH oder auch andere westliche Länder sind durch die Abwesenheit einer Opposition (bzw. durch deren Unterwanderung und Instrumentalisierung, siehe zB den CDU-Lauterbach in der sPD) zu von außerdemokratischen, geld- und machtreichen Kräften steuerbaren Unterdrückkungsregimen verkommen.
Link: https://www.infosperber.ch/Artikel/Medien/Blick-schurt-Corona-Angst-und-nahrt-Kritik-an-grossen-Medien