Der Schweineherztransplantations-Experte vom RKI und die Volontärin

Dr. Joachim Denner, RKI-Fellow im FG 18: Sexuell über­trag­ba­re bak­te­ri­el­le Erreger (STI) und HIV, war uns begeg­net als Experte, der 2021 wis­sen­schaft­li­che Erkenntnisse leug­ne­te (s. hier). Zur Strafe muß­te er einen Podcast mit Elisabeth Kerler, Volontärin beim Ärzteblatt absol­vie­ren. Diesmal kann er einem leid­tun ange­sichts des Fachkräftemangels dort:

Darum ging es:

»Eine Transplantation zwi­schen zwei ver­schie­de­nen Spezies – das ist eine Xenotransplantation. Eine sol­che wur­de an einem 57-Jährigen am ver­gan­ge­nen Freitag in Baltimore vor­ge­nom­men: Er bekam ein gen­mo­di­fi­zier­tes Schweineherz und zusätz­lich ein noch nicht weit­ge­hend erprob­tes Immunsuppressivum. Drei Tage spä­ter geht es ihm gut, Medienberichten zufol­ge ist die Herzlungenmaschine bereits abge­schal­tet und das Herz arbei­tet.«
aerz​te​zei​tung​.de (14.1.22)

Erwartungsgemäß schei­ter­te das Gen-Experiment, dumm ins­be­son­de­re für den Virologen des RKI:

swr​.de (16.5.22)

»Einem ame­ri­ka­ni­schen Ärzteteam war es im Januar 2022 erst­mals gelun­gen, ein gene­tisch ver­än­der­tes Schweineherz erfolg­reich in einen Menschen zu trans­plan­tie­ren. Er ver­starb aller­dings nach zwei Monaten – ver­mut­lich weil das Schweineherz mit einem Virus infi­ziert war.

Die Schlagzeile im Januar war rie­sig: Einem schwer­kran­ken Menschen in den USA wur­de das erste Mal ein Schweineherz implan­tiert. In den letz­ten Jahren gab es immer wie­der Berichte über die Fortschritte der Xenotransplantation, also der Transplantation von Organen einer ande­ren Tierart, in die­sem Fall von einem Schwein.

Schweineherz-Transplantation war alternativlos

Am Anfang war der Jubel groß, der ame­ri­ka­ni­sche Patient über­leb­te – doch etwa zwei Monate nach der Operation ver­starb er. Nun ist mehr über eine mög­li­che Todesursache bekannt – mit einem bit­te­ren Beigeschmack.

Man hät­te es wis­sen kön­nen. Mit etwas mehr Sorgfalt hät­te der erste Empfänger einer Schweineherz-Transplantation viel­leicht nicht so schnell ster­ben müs­sen. Vielleicht…

[Denn[ es gibt einen Haken in der Geschichte. Und die­ser Haken heißt „Porzines Cytomegalovirus“ oder PCMV. Das ist ein in der Xenotransplantation bekann­tes Schweinevirus, das eini­ge Zeit nach der Transplantation bei dem US-Patienten nach­ge­wie­sen wurde…

Vor einer Transplantation muss man also sicher­stel­len, dass das Schwein und damit sei­ne Organe PCMV-frei sind. Theoretisch hat das die Firma, die das Spenderschwein gezüch­tet hat­te, auch garantiert…

Vor der Transplantation wur­den bei dem Tier Nasenabstriche durch­ge­führt, die Ergebnisse für PCMV waren negativ.

Kritik am Testverfahren

Laut dem Leiter der Sektion Xenotransplantation der Technischen Universität München, Konrad Fischer, liegt der Fehler in der Art des durch­ge­führ­ten Tests: Nasenabstriche reich­ten bei inak­ti­ven Viren nicht aus – um die Viren auch im Ruhezustand sicher auf­zu­spü­ren, gebe es weit­aus genaue­re Tests, die sei­en in Deutschland bei Versuchen mit Xenotransplantationen auch bereits etabliert.

Hier wür­den PCR- oder Antikörper-Tests durch­ge­führt, so der Experte aus München. Seiner Meinung nach soll­ten die jetzt auch in den USA ange­wen­det wer­den. Besonders auf­wän­dig sei die Einführung die­ser Methoden nicht.

Übertragung der Schweine-Viren wäre vermeidbar gewesen

Und auch Joachim Denner erklärt: Man hät­te ver­hin­dern kön­nen, dass die Schweine-Viren über­tra­gen wer­den, wenn man die in Deutschland vor­han­de­nen Nachweismethoden ange­wen­det hätte..

Mit Herzklappen aus gen­ver­än­der­ten Schweinen hat man auch schon gute, kli­ni­sche Erfahrungen gemacht..

SWR schließt mit der Hoffnung, es wer­de bald wie in der Schweiz dazu kom­men, daß auch Deutsche "wider­spre­chen [müs­sen], wenn sie ihre Organe nicht spen­den möch­ten".


Von der lach­ge­plag­ten Volontärin stammt auch die­ser Beitrag über mei­nen Kollegen, lei­der hin­ter einer Anmeldeschranke:

aerz​te​zei​tung​.de (4.9.23)

5 Antworten auf „Der Schweineherztransplantations-Experte vom RKI und die Volontärin“

  1. Wenn ich sol­che Geschichten lese, wächst mein Wunsch, mir anstel­le mei­nes Gehirns einen Sonnenblumenkern implan­tie­ren zu las­sen. Zahlt das die Krankenkasse?

    1. Die Medizin Abzocker wer­den immer düm­mer. Heilen unbe­kannt, nur ein kran­ker Mensch ist ein guter Patient, für die Profite. Also wird er krank gemacht

    2. Vorsicht @Michael Seiler. Ausnahmewissenschaftler mah­nen! Auch pflanz­li­che Organismen kön­nen mit Viren "infi­ziert" sein. [nur zur Sicherheit] Der "Gain of func­tion" steht also auch dabei in Frage. Gute Wahl, wäre dabei mein Ratschlag.

      https://​www​.coro​dok​.de/​i​m​-​b​u​s​-​h​a​n​d​s​c​h​u​he/

      Sogar ich bin bereits auf nicht­a­qua­tisch-bio­lo­gi­sche Rapsöle umgestiegen.

    3. "Umwälzung 23
      Neurotechnologien Wendepunkt: Der erste Mensch, dem ein kom­plett künst­li­ches Gedächtnis ins Gehirn ein­ge­pflanzt wurde"
      Die Vierte Industrielle Revolution ‑Klaus Schwab

  2. Je wei­ter die Spezies gene­tisch aus­ein­an­der­lie­gen, desto mehr Unterschiede gibt es im Aufbau sämt­li­cher Enzyme und über­haupt aller Eiweiße und Zellbausteine.

    Das heißt daß es nach dem Verpflanzen eines Schweineherzen in einen mensch­li­chen Körper kei­nen Reproduktionsprozess an die­sem Herzen gibt weil ein mensch­li­cher Organismus eben kein Schweineprotein pro­du­zie­ren kann was dazu not­wen­dig wäre.

    MFG

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