Drosten-Diss und Google – schwierige Partnerschaft

Wie wir inzwi­schen gelernt haben, soll C. Drosten 2001 eine Dissertation mit dem Titel "Etablierung von Hochdurchsatz-PCR-Testsystemen für HIV‑1 und HBV zur Blutspendertestung" ver­faßt haben (alter­na­tiv eine Sammlung von drei eng­li­schen Fachartikeln). Gibt man den Titel bei Google ein, sind die ersten Ergebnisse nicht wirk­lich weiterführend.

Der erste Link zu einem Online-Katalog führt ins Leere:

Das kann noch ange­hen, wur­de die Arbeit doch nicht online ver­öf­fent­licht. Wo kommt aber wohl der Google-Eintrag her?

Der zwei­te Link bringt immer­hin die­sen Eintrag bei goog­le books:

Wir sehen hier einen Dummy-Einband und den Hinweis auf 0 Rezensionen. An den Text gelan­gen wir auch hier nicht.

Nur halb­wegs brauch­ba­re Informationen lie­fert der drit­te Link zu Wikipedia. Es gibt hier den Verweis zum Katalog der Goethe-Universität, wo seit weni­gen Wochen der Titel ver­zeich­net ist. Mit 2 fal­schen Quellenangaben wird dann behaup­tet, Drosten sei dafür "mit sum­ma cum lau­de" beno­tet worden.

Bei der Google-Suche fol­gen wei­ter meh­re­re "Fakten-Checker", die nach­weis­lich Falsches berich­ten (s. Drosten-Diss: Faktenchecker hin­ken hin­ter­her und ver­zap­fen Unsinn) und spä­ter sogar ein Link zu die­sem Blog.

Ein wei­te­rer Eintrag ver­weist auf das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin. Dort wird die Arbeit über­haupt nicht erwähnt. Wenn man dann schon ein­mal auf die­ser Seite ist, lohnt ein Blick in die Unterseite "Das Institut – Geschichte". Dort wird man mit der besten­falls unkri­ti­schen Darstellung der NS-Zeit kon­fron­tiert (s. a. Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin: Weiter kein Problem mit Nazi-Vergangenheit).

Zitier-Portal Google Scholar ohne Ergebnis

Noch schlech­ter sieht es aus mit einer Suche bei Google Scholar. Hier stellt man fest, daß ein Werk mit dem Titel der vor­geb­li­chen Dissertation nir­gends zitiert wird:

Es wird auch mit weni­ger Suchbegriffen nicht auf­tau­chen. Das ver­wun­dert eben­falls nicht. Wie soll­te ein Arbeit, die angeb­lich aus dem Jahr 2001 stammt, aber erst­mals 2020 in Katalogen erwähnt wur­de, von irgend­je­man­dem in der Fachwelt zur Kenntnis genom­men wer­den? Die Erzählung der Goethe-Universität von einem Wasserschaden im Jahre 2014, der alle Exemplare der "Dissertation" beschä­digt habe, kann da als Erklärung nicht herhalten.

Auch die­sen Beitrag ver­dan­ke ich wie vie­le ande­re der Anregung aus einer Zuschrift.

2 Antworten auf „Drosten-Diss und Google – schwierige Partnerschaft“

  1. Der Typ ist m.E. ein Blender. Man muss nur mal schau­en was der so publi­ziert hat, wann und wie oft er als Erst- oder Zweitautor auftritt:

    https://​scho​lar​.goog​le​.com/​c​i​t​a​t​i​o​n​s​?​u​s​e​r​=​t​O​o​i​T​q​4​A​A​AAJ

    Für jemand der so einen Anspruch auf Expertentum erhebt ist das in der Zeit des publish or peri­sh sehr dünn. Er wur­de auch bis 2020 so gut wie gar nicht zitiert. Auch die Titel der Arbeiten klin­gen eher nach Schaumschlägerei – aber da maße ich mir kein Urteil an, ist nur mein Eindruck auf den ersten Blick.

    So jetzt schau­en wir z.B. mal hier zum Vergleich:

    https://​scho​lar​.goog​le​.com/​c​i​t​a​t​i​o​n​s​?​u​s​e​r​=​0​v​T​P​u​O​0​A​A​AAJ

  2. Die Masters of Desaster von den Volksverpetzern zei­gen ein Exemplar der angeb­li­chen Drosten-Dissertation.
    Auf dem Titelblatt ist als Zeitpunkt der Dissertation das Jahr 2001 angegeben.
    Aber die bei Dissertationen zwin­gend vor­ge­schrie­be­ne ehren­wört­li­che bzw. eides­statt­li­che Erklärung, dass der Verfasser die Arbeit allein und nur unter Zuhilfenahme der ange­führ­ten Hilfsmittel erstellt hat, stammt von 2003 (!)
    Wie kann man 2001 pro­mo­vie­ren und die zur Promotion not­wen­di­ge Erklärung erst 2 Jahre spä­ter abgeben?
    Das ent­spricht jeden­falls nicht den Vorgaben eines den gesetz­li­chen Regeln fol­gen­den Promotionsverfahrens.
    Aber die Drosten Fans haben sicher eine Erklärung.

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