Am 16.10. hieß es hier im Beitrag "Volksverpetzer" bleiben faktenresistent (Drosten-Dissertation):
»Es muß ernst bestellt sein um Christian Drosten, wenn er sich von solchen Aufklärern verteidigen lassen muß.«
Nun wird es zwar immer stiller und einsamer um Drosten, aber die Getreuen nehmen den Kampf um die aus ihrer Sicht ganz und gar marginale Frage der Rechtmäßigkeit der Drosten-Promotion immer wieder auf. "Die wirren "Doktorarbeitsleugner" ist ihr neuestes Aufklärungswerk vom 8.12. betitelt. Eingangs fällt eine Wortwahl auf. Gleich zweimal wird darauf verwiesen, daß die Doktorarbeit "legitim" war. Selbst einem Volksverpetzer wird der feine Unterschied zwischen legitim und legal, also rechtmäßig im juristischen Sinne, bekannt sein.
Zunächst werden Behauptungen, die gegen den "Fels in der Brandung der Corona-Pandemie" gar nicht aufgestellt werden, widerlegt. Ein großes Bild zeigt dazu einen Ausschnitt aus einem Video von Bodo Schiffmann mit der Frage "Wo ist die Doktorarbeit?". Dort ist ein Beitrag vom 26.6. auf corodok.de eingeblendet (Drosten-Dissertation unter Verschluß?), in dem bemängelt wurde, daß besagtes Werk nicht einsehbar sei – was über die nächsten Wochen auch so bleiben sollte.
Das mußten auch die Volksverpetzer erfahren, denen es trotz bester Kontakte zur Goethe-Universität erst im August gelang, die Arbeit zu lesen. Hier hingegen wurde am 30.7. die vermeintliche Doktorarbeit veröffentlicht. Dazwischen lagen zahlreiche Manöver der Universität wie die Behauptung eines Wasserschadens, die nachträgliche Aufnahme des Titels in den eigenen Katalog und den der Deutschen Nationalbibliothek sowie die Weigerung, die vermeintliche Dissertation zu kopieren. Näheres s.u.
Was taten wir Leugner dann?
»Anstatt zu behaupten, dass es Drostens Doktorarbeit gar nicht gäbe, gingen sie dazu über, eine Verschwörung dahinter zu vermuten, dass sie erst seit 2020 verfügbar ist. In deren Augen macht diese unehrliche Argumentation Sinn: Sie versuchen nicht, wie vernünftige Menschen, Fakten festzustellen und sich damit eine Meinung zu bilden, sondern sie wollen Drosten diskreditieren und suchen nur Ausreden dafür. Aber auch das konnte einfach aufgeklärt werden:«
Es folgt ein Link auf einen Volksverpetzer-Artikel, in dem sie den Vorwurf bestätigen müssen:
»Hier fanden die Pandemie-Leugner tatsächlich ein Indiz: Drostens Doktorarbeit ist wirklich erst seit 2020 ausleihbar.
Für betrügerische Verschwörungsideologen reicht das Indiz natürlich aus, um jetzt eine Verschwörung zu spinnen. Und auch die Erklärung, was der echte Grund dafür ist, wird sie nicht überzeugen, aber vielleicht helfen die echten Fakten den noch Vernünftigen weiter: Der Plagiatsgutachter Dr. Stefan Weber hat sich die Arbeit auf seinem Blog “Plagiatsgutachten” genauer angeschaut und festgestellt, dass die Signatur von Drostens Doktorarbeit D 126/1286 und D 126/1342 aufweist. Was heißt, dass es sich um einen Datensatz handelt, der erst 2020 angelegt wurde. Auch das PDF mit dem Inhaltsverzeichnis wurde 2020 angelegt (Link).«
Daß die Pflichtstelle für Doktorarbeiten erst 2020 über eine Schrift aus dem Jahr 2003 verfügt, liegt nämlich daran,
»… dass es völlig normal ist, dass man nicht alle Doktorarbeiten aller Student:innen aller Zeiten in einer Bibliothek vorrätig haben kann. Oder muss…
Dafür gab es damals kein öffentliches Interesse (mehr dazu). Wie wir von einem Mitarbeiter der Universitätsbibliothek erfuhren, möchte man sich natürlich den Aufwand sparen, Arbeiten ausleihbar zu machen, die eh keiner ausleihen wird.«
Eine Arbeit des Mannes, der als Entdecker von SARS seit 2003 medial gehypt wurde, würde aus Sicht der Goethe-Universität "eh keiner ausleihen" wollen…
Doch weiter im aktuellen Text:
»Also musste die Strategie der Verschwörungserzählungen weiter geändert werden: Nicht mehr die Existenz der Arbeit wurde hinterfragt, sondern ihr legitimes Zustandekommen. An diesem Punkt startet die Mission „Revisionsschein“.
Auf verschiedenen einschlägigen Seiten, die um Relativierung der Pandemie bemüht sind, war in den letzten Tagen und Wochen nämlich mal wieder ein angeblicher „Leak“ aufgetaucht. Angeblich habe die Universität, die Prof. Drostens Doktorarbeit betreute, zugeben müssen, dass ein gewisser „Revisionsschein“ fehle. Und dass solle bedeuten, dass Drostens Doktorarbeit zweifelhafter denn je sei. Bitte was?«
Damit ist auch Dr. Kühbacher, dem erhebliche Verdienste gebühren an der Aufklärung des Dissertations-Krimis, endgültig in die Schublade der "Verschwörungserzähler" einsortiert. Spielt da eine Rolle, daß er beharrlich auf Twitter für Masken und die Korrektheit der PCR-Tests streitet?
»Das müssen wir erstmal einsortieren. Dankenswerterweise haben uns die Kollegen von Correctiv wieder ordentlich Arbeit abgenommen. Anscheinend gab es nämlich bei der Frankfurter Goethe-Universität Unstimmigkeiten, was den Revisionsschein zur Doktorarbeit von Prof. Drosten angeht. Ein Revisionsschein ist, kurz gesagt, eine letzte Bestätigung vom Betreuer einer Doktorarbeit, bevor diese veröffentlicht wird. In dieser PDF lässt sich das auf Seite 14, Unterpunkt 5.1 nachlesen. Aber aufgepasst: Die PDF bezieht sich auf „Promotionen im Fachbereich 03“, also im Fachbereich Gesellschaftswissenschaften.
Natürlich gibt es auch für den Fachbereich Medizin an der Uni Frankfurt eine Promotionsordnung. In der ist keine Rede von einem Revisionsschein.«
Zu den "Kollegen von Correctiv" war hier schon argumentiert worden (Running Gags als Fakten-Checks).
»KOMMUNIKATIONSFEHLER FÜHRT ZU VERSCHWÖRUNGSERZÄHLUNG
Aber was ist denn dann eigentlich das Problem an der ganzen Geschichte? Die Antwort ist verblüffend einfach: Es gab schlicht ein Kommunikationsfehler seitens der Sprechstelle der Universität. Diese hatte auf Nachfrage einem Markus Kühbacher (der sich auf Twitter als „Wissenschaftler“ bezeichnet) mitgeteilt, dass Drosten seine Promotionsurkunde nach Erteilung des Revisionsscheins erhalten habe – was natürlich nicht stimmen kann, wie wir oben gesehen haben. Offensichtlich lag hier ein Irrtum des Sprechers vor, welchen dieser später auch korrigierte. Einen Revisionsschein hat es nicht gegeben, da dieser gar nicht vorgesehen war.
Die Korrektur des Irrtums wurde dann aber unter Verschwörungserzähler:innen umgedeutet. Es sei ein „Eingeständnis“, für Drosten werde es „eng“. Allein die Existenz einer Falschaussage zuzüglich zur allgegenwärtigen Vermutung, da „stimme doch etwas nicht“, reicht aus, um das Narrativ einer gefälschten Doktorarbeit aufrecht zu halten. Dabei hatte die „Falschaussage“ weder mit dem Inhalt der Arbeit, noch mit der Person Prof. Christian Drosten etwas zu tun. Und auch schon lange nichts mehr mit der ursprünglichen Lüge, die Doktorarbeit hätte es gar nicht gegeben.«
Kühbacher, der seine Promotion belegen kann, wird hier nur in Tüttelchen als Wissenschaftler benannt, die Unwahrheit des offiziellen Sprechers der Goethe-Universität stellt einen Kommunikationsfehler dar und hat überhaupt weder etwas mit Drosten noch erst recht mit seiner Dissertation zu tun. Wer denn Verschwörungen von wem mit wem behauptet hat, müssen die "Fakten-Checker" nicht belegen. Es reicht ihnen auch so zum
»FAZIT
Es spricht weiterhin alles dafür, dass Professor Drosten bei seiner Doktorarbeit weder geschummelt noch gefälscht hat. Dafür gibt es kein einziges Indiz. Die Nichtexistenz eines Revisionsscheins ist dem Promotionsverfahren im Fachbereich Medizin der Goethe-Universität Frankfurt geschuldet, nicht dem Wirken „dunkler Mächte“. Dass über einen solchen Schein überhaupt diskutiert wird, liegt nur an einem Irrtum eines Sprechers der Universität. Und dennoch glauben die, die daran glauben wollen, jetzt umso mehr an das Narrativ der „gefälschten Doktorarbeit“. Und merken nicht einmal, dass sie im Laufe der Monate ihre Behauptungen mehrfach geändert haben und ihren ersten Fake News widersprechen.
ES IST EINE RIESIGE INSZENIERUNG UND EIN TRICK DER PANDEMIE-LEUGNER:INNEN
Der ganze Aufstand um eine derartig formale Frage mag übertrieben wirken. Zumal Prof. Drostens Reputation ohnehin nicht an seiner Doktorarbeit hängt – immerhin gibt es auf der Welt kaum einen Menschen, der im Bereich Virologie derart angesehen ist, wie er. Doch die Hintergründe dieses Narratives sind gefährlich. Verschwörungserzähler:innen und Rechtsextreme versuchen, das Vertrauen in anerkannte, demokratische Institutionen auszuhöhlen.
Es geht ihnen eigentlich gar nicht um irgendwelche Doktorarbeiten oder Revisionsscheine. Es geht ihnen darum, Menschen zu verunsichern und die Gesellschaft in einer bereits angespannten Lage in Panik zu versetzen. Deswegen müssen wir umso nachdrücklicher auf Fakten beharren, dürfen uns nicht dazu verleiten lassen, Verschwörungserzählungen auf den Leim zu gehen. Demokratie bedeutet Vielfalt der Meinungen, aber auf Basis von Fakten.«
Der "Recherchebeitrag" von correctiv.org wird aktuell auch auf gmx.ch gepusht. Ganz schön nebensächlich die Geschichte, anscheinend.
Zu den Winkelzügen der Goethe-Universität siehe u.a.
Drosten-Dissertation: Wird das jetzt ein Krimi?
"Wasserschaden" verhinderte Zugang zu Drosten-Dissertation
Drosten-Dissertation: Dementi der Goethe-Uni ist keins
Drosten-Dissertation: Zusammenfassung des Standes
Drosten-Dissertation: Noch mehr Merkwürdigkeiten
Zu correctiv.org Fakten-Checker – Wer sie finanziert.
Natürlich ist Herr Drostens Doktorarbeit legitim, wenn er sie denn geschrieben hat, zeitnah zu seiner Promotion und nicht 17 Jahre später.
Wie man sehen kann, ist es anscheinend nicht sooo nebensächlich! Auch der ständige Hinweis, dass diejenigen, die nur darüber zweifeln, sowieso lauter Coronaleugner oder Verschwörungstheoretiker sind, ist immer derselbe müde Angriff. Wir brauchen endlich Richter die Unrecht wieder zu Recht machen!
Was in diesem Zeitalter auffällt, ist der Wechsel der Terminologie: früher sprach man von Kritikern oder Gegnern, früher sprach man von Opposition und Demonstration.
Neuzeitlich kippt die Terminologie ins Religöse: es gibt LEUGNER von behaupteten Wahrheiten, Aktionen der Kritiker sind nun sind rechter Terror und an die Stelle der Ablassbriefe tritt "der ImpfSTOFF". Man beginnt wieder zu glauben, dass es Häretiker gibt und dass man sie psychologisch foltern muss (Wodarg, Bhakdi..), um sie zur Vernunft zu bringen. So lange sie trotz der Steine nicht sinken, ist "bewiesen", dass es Verworfene sind. Die neue Religion eine Wissenschaft, die ihren Prämissen – der diskussion, dem Ringen um beste Lösungen – untreu wird und an die man statt dessen zu GLAUBEN hat. Die Antiaufklärung ist im vollen Gange. Wann wird einer kommen zu behaupten, die Erde sei doch eher ein Würfel, geworfen im Weltall und rund scheinend durch optische Täuschung? "TRAUEN SIE WEDER IHREN AUGEN NOCH IHREN ERFAHRUNGEN ("Evidenz") – unsere Experten sagen Ihnen, was Sie zu sehen haben."
Die Volksverpetzer haben die Promotionsordnung von 2014 verlinkt.
Der Volksverpetzer scheint ein Progandablog zu sein, der auf der Seite der Masse stehen möchte und Scheuklappen angezogen hat um das allgemeine Narrativ zu bestätigen; die Argumentation zeugt von Unwissen in wissenschaftlichen Dingen; Sekretariate schauen genaue darauf, ob Exemplare abgeliefert werden bevor sie Bestätigungen herausgeben. Und Bibliotheken tauschen Mehrexemplare untereinander aus, damit sie mehr Lesern zu Verfügung stehen. Ein Exemplar muss in die Deutsche Nationalbibliothek. Aber wenn interessieren Fakten, wenn man eine Meinung hat?
Doktorarbeiten müssen zwangsläufig als physische Belegexemplare abgegeben werden, da es in der Digitalität keine Originale gibt.
Eine Doktorarbeit ist nicht dazu da, sich einen Titel zu holen, sondern eine Auszeichnung dafür, der Wissenschaft erweiterte Kenntnisse geschaffen zu haben.
Diese Erkenntnisse müssen für andere Wissenschaftler einsehbar sein und daher sollte es für jede anerkannte Doktorarbeit mindestens 2 analoge, originale Exemplare in einer Universitätsbibliothek geben.
Alle Doktorarbeiten aller Studente:innen aller Zeiten sind mindestens in einer Bibliothek vorrätig.
Schwer vorstellbar für Vertreter der digitalen Tyrannei.
Da kann man nur hoffen, dass die Suche nach Intersubjektivität wieder stärker bemüht wird in jedweder Debatte, ob Daheim, in der Politik, aber insbesondere in den Massenmedien sollte dieses Bemühen wieder mehr Raum bekommen.
Sonst wird man vielleicht über die Verfechter der allgegenwärtigen, aber dennoch sehr abstrakten Corona-Gefahr später sagen: Ja, sie hatten zu einem ganz kleinen Teil auch recht!
Ähnlich wie man auch den damaligen Verfechtern der Theorie, dass die Erde eine Scheibe sei, zugestehen mag, dass die Erde an den Polkappen tatsächlich etwas gestaucht ist.
Wobei ein Ellipsoid qualitativ nicht mehr viel mit einer Scheibe gemein hat…
"Zumal Prof. Drostens Reputation ohnehin nicht an seiner Doktorarbeit hängt – immerhin gibt es auf der Welt kaum einen Menschen, der im Bereich Virologie derart angesehen ist, wie er. "
Typisch. Die verwechseln "bekannt wie ein bunter Hund" mit "angesehen".
Was soll man von sowas erwarten? Wieso sollte man so ein Witzblatt überhaupt beachten?
aa schreibt: "Eingangs fällt eine Wortwahl auf. Gleich zweimal wird darauf verwiesen, daß die Doktorarbeit "legitim" war. Selbst einem Volksverpetzer wird der feine Unterschied zwischen legitim und legal, also rechtmäßig, bekannt sein."
Die Volksverpetzer schreiben: "Nicht mehr die Existenz der Arbeit wurde hinterfragt, sondern ihr legitimes Zustandekommen. "
Der Duden schreibt bezüglich Legitimität: "gesetzlich anerkannt, rechtmäßig; im Rahmen bestimmter Vorschriften [erfolgend]"
Ich hätte ja bislang gesagt, dass hierbei der Duden und die Volksverpetzer richtig liegen und aa falsch, aber vielleicht gibt es da ja verborgene Zusammenhänge zwischen Drosten und der Duden-Redaktion, die die deutsche Sprache verbiegen, damit nicht offenbar wird, dass Doktorarbeit und Duden entweder Fälschungen sind oder nicht existieren oder zumindest nicht rechtzeitigt existiert haben oder nicht rechtzeitiig öffentlich zugänglich existiert haben oder nicht legal existiert haben. Aber ich sach' jetzt mal: No Duden is illegal !
@Ana-Marie Leiperz: Erwischt! Ich hatte mich auf dieses Verständnis kapriziert: "Eine bestimmte Verhaltensweise [kann] durchaus als legitim betrachtet werden, sie muss deswegen aber noch nicht legal sein."
Abseits der sprachlichen Genauigkeit ist das eigentliche Problem aber: Die Doktorarbeit von Drosten ist anscheinend beides nicht.
Ich komme gerade nicht ganz mit.
Sind wir noch in der Phase: "Diese Vorwürfe sind absurd!"
Oder sind wir schon in der Phase: "In den letzten Tagen habe ich meine Dissertation nochmals gründlich überprüft"?
Oder sind wir gar in der Phase: "Ich habe keinen wissenschaftlichen Assistenten oder einen Promovierenden oder einen Inhaber einer Doktorarbeit berufen, sondern mir geht es um die Arbeit als [Regierungsberater]. Die erfüllt er hervorragend, und das ist das, was für mich zählt."
Um mal mit Heinz Erhardt zu sprechen:
Wie kann eine Dissertation legitim sein, wo "legitim" doch "rechtmäßig" bedeutet?
Nein, Sie müssen das anders trennen, ich meinte, sie ist "recht mäßig".