Wie ich einmal versuchte, die Datengrundlage eines Lauterbach-Tweets zu erfragen

Nein, nicht ich. Das ist der Titel eines Artikels von Tim Röhn auf welt​.de am 21.9. (Bezahlschranke) im Teil "Meinung". Dort ist zu lesen:

»Am 6. September ver­öf­fent­lich­te das Bundesgesundheitsministerium bei Twitter fol­gen­de Aussage von Minister Karl Lauterbach (SPD): „Mittlerweile wis­sen wir, dass eine Corona-Infektion zu Hirnschäden und schlimm­sten­falls zu Demenz füh­ren kann. Mit der zwei­ten Auffrischungsimpfung kann die oder der Einzelne die Wahrscheinlichkeit sol­cher Spätfolgen deut­lich ver­rin­gern – gera­de bei den über 60-Jährigen.“

Ja? Wirklich? Der zwei­te Booster, im Falle von BA4/BA5 nicht an Menschen gete­stet, redu­ziert die Wahrscheinlichkeit von Hirnschäden?..

Dieser Tweet, direkt von der Regierung in die Welt gebla­sen, war eine Überraschung. Auch Wissenschaftler, mit denen ich sprach, gaben sich ratlos.

Was war also die wis­sen­schaft­li­che Grundlage für Lauterbachs Behauptung? Ich schick­te eine Mail: „Was ist der Beleg für die am 6. September um 15.30 Uhr über den BMG-Account bei Twitter ver­öf­fent­lich­te Aussage von BM Lauterbach, wonach das Risiko für Hirnschäden und/oder Demenz im Falle einer Corona-Infektion durch den 2. Booster deut­lich ver­rin­gert wird?“ Ich bat um eine Antwort inner­halb von 24 Stunden.

Die 24 Stunden ver­gin­gen, die Tage zogen ins Land – und nichts pas­sier­te. Dabei sind Ministerien zur Auskunft gegen­über der Presse ver­pflich­tet. Am 15. September setz­te einer unse­rer Hausjuristen dem Ministerium eine Deadline: 19. September, 18 Uhr…

24 Stunden spä­ter schick­te ein Ministeriumssprecher eine E‑Mail. Darin heißt es: „Die Aussage von Herrn Lauterbach kann man auf Ergebnisse meh­re­rer Studien stüt­zen, die den Zusammenhang zwi­schen Corona-Schutzimpfung und Long COVID unter­sucht haben. Die Ergebnisse die­ser Studien legen nahe, dass eine voll­stän­di­ge Corona-Schutzimpfung vor Infektion auch das Risiko von Langzeitfolgen einer COVID-19-Infektion reduziert.“

Welche Studien denn? Wer hat sie gemacht? Wo sind sie nach­zu­le­sen? Keine Info dazu.

Nicht willens oder nicht in der Lage

Weiter heißt es: Aus den Studien – die man ja par­tout nicht nen­nen will – sei „abzu­lei­ten, dass eine voll­stän­di­ge Immunisierung in Bezug auf Long COVID vor­teil­haft sein könn­te“. „Könnte“ also. Aha. Und wei­ter: „Unter den in Zusammenhang mit Long COVID betrach­te­ten gesund­heit­li­chen Spätfolgen waren in meh­re­ren Studien expli­zit auch neu­ro­lo­gi­sche und psych­ia­tri­sche Erkrankungen. Erste Erkenntnisse lie­gen dazu vor, dass auch Demenz zu den neu­ro­lo­gi­schen Langzeitfolgen einer SARS-CoV-2-Infektion zäh­len könn­te.“ Noch mal „könn­te“, okay.

Das Ministerium ist also ent­we­der nicht wil­lens oder schlicht nicht in der Lage, medi­zi­nisch bedeu­ten­de Aussagen des Mannes, der das Amt des Bundesgesundheitsministers beklei­det, mit Fakten zu unterfüttern…

Noch pein­li­cher wird die gan­ze Sache dadurch, dass die Bundesregierung Äußerungen Lauterbachs wie jene zu den Hirnschäden unter dem Titel „Faktenbooster“ ver­öf­fent­licht. Das ist ein Projekt, bei dem das Gesundheitsministerium seit Juli Anzeigen in Zeitungen drucken und Radiospots abspie­len lässt – für einen zwei­stel­li­gen Millionenbetrag…

Nach ersten kri­ti­schen Berichten in den sozia­len Medien nahm das Ministerium den „Faktenbooster“ off­line, kor­ri­gier­te die Aussage und begrün­de­te die „Fake News“ mit einem „redak­tio­nel­len Fehler“. Was genau im Hause Lauterbachs schief­ge­lau­fen ist, ist unklar. Klar ist: Der Lapsus wäre unkor­ri­giert geblie­ben, wenn skep­ti­sche Journalisten die offi­zi­el­len Regierungsverlautbarungen nicht peni­bel über­prüft hät­ten. Schon vor zwei Monaten war das so, als das Ministerium bei Twitter getä­tig­te Aussagen zur Wahrscheinlichkeit von Impfschäden nach oben kor­ri­gie­ren musste…«


So weit geht der "Welt"-Autor nicht, daß er die "skep­ti­schen Journalisten" benennt. Einer der ersten von ihnen war am 18.9. Norbert Häring mit "Gesundheitsministerium ver­un­treut Steuergeld für Anzeigenkampagne mit fal­schen Horrorzahlen".

Die "Demenz"-Story von Lauterbach ist schon etwas älter und wur­de hier in Ist Karl Lauterbach ein "Älterer"? am 18.8. behandelt.

Siehe auch Corona-Pandemie: Gesundheitsministerium kann eige­nen "Fakten-Booster" nicht begrün­den – und nimmt ihn off­line und

Der Narzissmus von Lauterbach kostet Millionen

2 Antworten auf „Wie ich einmal versuchte, die Datengrundlage eines Lauterbach-Tweets zu erfragen“

  1. Das hat doch bestimmt wie­der einen ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Hintergrund. Wer an irgend­was erkrankt ist sel­ber Schuld und trägt die Kosten wenn nicht "geimpft", weil alle Erkrankungen dann auf "Long-Covid" zurück­ge­führt wer­den. Evidenz? – Studien aus Legoland, von Dr. Dolittle, wie immer!
    Und wer geimpft erkrankt – wir wis­sen (vom BM K‑L u.A.) dass man auch "geimpft" erkrankt – hat alles rich­tig gemacht um schlim­me­res zu ver­mei­den. Die SPD hat uns den gröss­ten Kasper seit Til Eulenspiegel ins Rathaus von Schilda gehockt. Äh, Regierung woll­te ich sagen. Ein Lapsus – ich kann auch Minister wer­den. – Freudestrahl – Weil bes­ser wür­de wohl pas­sen "Kali Laber und die wie'zig Räuber."
    Jedenfalls wür­de ich nie "den Eulenspiegel" in den abso­lu­ten Dreck des Ministers zie­hen wol­len. Ohjemineh
    Aber was auch noch inter­es­sant ist, dass ein Ärztebundvorsitzender dem Lauterbach das Arztsein absprach, war er doch als "Impfarzt" tätig gewor­den. O‑Weh-O-Weh!

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