Es ist nicht alles hygge im Staate Dänemark

Die skandinavischen Länder haben die „Corona-Krise“ weitaus besser überstanden als viele andere Länder der Welt, Deutschland eingeschlossen. Von Anfang an war es Schweden, das im Vergleich einen deutlich vernünftigeren Weg einschlug, nun ist Dänemark dank einer weitgehenden Normalisierung seit dem 1. Februar ein Vorbild an Verstand und Gelassenheit - und das angesichts solcher „Fallzahlen“ [1], die anderenorts für Hyperventilation und antidemokratische Exzesse sorgen.

 

Im Hygge-Land der glücklichsten Europäer mit den gelochten Münzen und den durchgestrichenen Buchstaben stand seit März 2020 aber lange nicht alles auf dem Boden von Wissenschaft und Demokratie, vielmehr kann der Regierung ein selbstherrlicher Führungsstil attestiert werden, der großen Schaden angerichtet hat. Immerhin führte das im Gegensatz zu den meisten anderen Ländern schon zu ersten Aufklärungsversuchen.

 

Die Lockdown-Pioniere

In Deutschland begann der erste Lockdown am 23. März 2020, zu diesem Zeitpunkt war Dänemark schon fast zwei Wochen geschlossen. Die Ankündigung wurde den Dänen am Mittwoch, dem 11. März per Pressekonferenz mitgeteilt.

„‚Dies wird enorme Konsequenzen haben, aber die Alternative wäre weitaus schlimmer‘, sagte Ministerpräsidentin Mette Frederiksen [...]
Die dramatische Entscheidung kam, nachdem die dänische Behörde für Patientensicherheit am Mittwochabend 442 neue Fälle von Coronavirus gemeldet hatte, wodurch die Zahl der unter Quarantäne stehenden Personen auf 1.303 stieg. [...]
Søren Brostrøm, Direktor der dänischen Gesundheitsbehörde, sagte, er rechne damit, dass die Zahl der Fälle in den kommenden Tagen und Wochen rasch ansteigen werde. [...] ‚Wir werden sehen, dass sich in der nächsten Zeit immer mehr Menschen infizieren werden‘, sagte er. ‚Eine Epidemie dauert normalerweise zwischen zwölf und sechzehn Wochen.‘
[...] Hier ist eine Liste der wichtigsten angekündigten Maßnahmen:
Alle nicht lebensnotwendigen Angestellten des öffentlichen Sektors werden ab Freitag, dem 13. März, nach Hause geschickt. Wenn möglich, sollten sie von zu Hause aus arbeiten. Wenn dies nicht möglich ist, erhalten sie bezahlten Urlaub.
Die Beschäftigten im Gesundheitswesen, in der Altenpflege und bei der Polizei müssen jedoch an ihren Arbeitsplätzen bleiben.
Alle öffentlichen Schulen und Kindertagesstätten bleiben ab Montag, dem 16. März, für zwei Wochen geschlossen. Alle, die dazu in der Lage sind, werden gebeten, ihre Kinder ab Donnerstag zu Hause zu lassen.
Alle Studenten an höheren Bildungseinrichtungen sollten bereits am Donnerstag und spätestens am Freitag, den 13. März, nach Hause gehen und zwei Wochen lang zu Hause bleiben.
Die Unternehmen sind aufgefordert, dafür zu sorgen, dass möglichst viele Mitarbeiter von zu Hause aus arbeiten oder Urlaub nehmen. Physische Versammlungen sollten nur stattfinden, wenn dies unbedingt erforderlich ist.
Alle überdachten Kultureinrichtungen, Bibliotheken und Freizeiteinrichtungen bleiben ab Freitag, dem 13. März, für zwei Wochen geschlossen. Gleichzeitig fordert die Regierung Kirchen, Moscheen und andere religiöse Einrichtungen und Vereinigungen auf, geschlossen zu bleiben.
Alle Versammlungen mit mehr als 100 Personen in geschlossenen Räumen werden bald verboten sein.
Bars und Diskotheken werden aufgefordert, geschlossen zu bleiben.
Die dänische ‚Behandlungsgarantie‘ für verschiedene medizinische Verfahren wurde vorübergehend ausgesetzt, damit sich die Krankenhäuser auf die Behandlung des Coronavirus konzentrieren können, was dazu führen kann, dass geplante Operationen verschoben werden.“ [2]

Das Boulevardblatt Ekstra Bladet sekundierte zwei Tage danach per Opinionsredaktør:

„Vor einigen Wochen war es die etwas vergebliche und defensive Aufgabe von Gesundheitsminister Magnus Heunicke, junge Menschen dazu zu bringen, den Ratschlag zu befolgen, mit dem Rauchen aufzuhören. Kurz vor Mitternacht am Donnerstag machte ihn das Parlament plötzlich zu so etwas wie dem mächtigsten Mann Dänemarks.
Das Dänemark, das vor dem Coronavirus existierte, ist für das Dänemark, das wir heute haben, verloren. Jetzt geht es darum, eine gemeinsame Botschaft akzeptieren zu können. [...]
Und das Gesetz über Maßnahmen zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten und anderen übertragbaren Krankheiten erlaubt es den Gesundheitsbehörden nun, Menschen zwangsweise zu untersuchen, zu behandeln oder unter Quarantäne zu stellen, wenn der Verdacht besteht, dass sie mit dem Coronavirus infiziert sind. Darüber hinaus wird Gesundheitsminister Magnus Heunicke die Möglichkeit haben, die Streitkräfte und private Sicherheitsdienste im Kampf gegen Corona einzusetzen.
Die bis vor wenigen Wochen noch zahlreichen Kritiker einer mächtigen Regierung, die sich der öffentlichen Kontrolle entzieht, bleiben nicht nur stumm und duldsam. Die Kritiker sind sich einig. Das müssen sie auch. Und wenn wir glücklich auf der anderen Seite ankommen, nehmen wir alle unsere ursprünglichen Aufgaben wieder auf. Was für uns in den Medien bedeutet, dass wir dafür sorgen müssen, dass alle weitreichenden Befugnisse des Kriegsrechts wieder abgeschafft werden (danke, dass Sie die Idee des freien Zugangs der Behörden zu den Privatwohnungen der Menschen doch noch fallen gelassen haben).
Die gemeinsame Botschaft an Sie, den Dänen, lautet, dass Sie den Forderungen der Behörden nachkommen müssen. Ansonsten haben wir andere Methoden.“ [3]

Der Direktor der dänischen Gesundheitsbehörde Søren Bostrøm dürfte einer der ersten gewesen sein, der „andere Methoden“ zu spüren bekam:

„Durchgesickerte E-Mails zwischen führenden Vertretern der dänischen Gesundheitsbehörde werfen die Frage auf, inwieweit Ministerpräsidentin Mette Frederiksen ihre eigenen Gesundheitsexperten über den Tisch gezogen hat, als das Land Mitte März einen Lockdown verhängte.
In einer E-Mail, die der Zeitung Politiken zugespielt wurde, forderte Per Okkel, der oberste Beamte des Gesundheitsministeriums, den Leiter der dänischen Gesundheitsbehörde, Søren Bostrøm, auf, sein Gefühl für professionelle ‚Verhältnismäßigkeit‘ als Beamter außer Kraft zu etzen und stattdessen ein ‚extremes Vorsorgeprinzip‘ anzuwenden, wenn er politischen Rat erteilt. [...]
In einem ausführlichen Artikel beschrieb die Zeitung Politiken, wie das Notstandsgesetz der Regierung vom 12. März der dänischen Gesundheitsbehörde ihre Befugnisse entzogen und sie von einer ‚Regulierungsbehörde‘ in eine ‚Beratungsbehörde‘ umgewandelt hatte.
Dies ermöglichte es der Regierung, die Meinung der Behörde zu ignorieren, dass Covid-19 keine ausreichend gefährliche Krankheit sei, um der Regierung die Möglichkeit zu geben, der Öffentlichkeit gemäß dem dänischen Epidemiengesetz Zwangsmaßnahmen aufzuerlegen.
Noch am 15. März vertrat die dänische Gesundheitsbehörde die Auffassung, dass es keinen ausreichenden Grund für ein Verbot öffentlicher Veranstaltungen und Versammlungen von zehn Personen im Rahmen des Gesetzes gebe.
‚Die dänische Gesundheitsbehörde ist nach wie vor der Ansicht, dass Covid-19 nicht als allgemein gefährliche Krankheit bezeichnet werden kann, da sie weder einen gewöhnlich schweren Verlauf noch eine hohe Sterblichkeitsrate aufweist‘, schrieb sie.
‚Die Gesundheitsbehörde ist weiterhin der Ansicht, dass es keine Gründe für eine allgemeine Ausnahmeregelung für Covid-19 gemäß den Bestimmungen von Abschnitt 10 gibt [...]‘.“ [4]

Auf der Pressekonferenz präsentierte der Gesundheitsminister Heunicke eine Graphik, die dem Publikum die Dramatik der Lage demonstrieren sollte.

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Exkurs: Piktogramm der Corona-Grippe

Diese Graphik wurde schon Ende Februar per Twitter verbreitet [5], ein wenig anders koloriert:

„Ende Februar war Drew Harris, ein Analyst für Bevölkerungsgesundheit an der Thomas Jefferson University in Philadelphia, gerade durch das Land geflogen, um seine Tochter in Eugene, Oregon, zu besuchen, als er einen Artikel in seinem Google-Newsfeed sah. Er stammte von The Economist und handelte von der Schadensbegrenzung durch das Coronavirus.
Die begleitende Grafik der visuellen Datenjournalistin Rosamund Pearce, die auf einer Grafik basierte, die in einem C.D.C.-Papier mit dem Titel ‚Community Mitigation Guidelines to Prevent Pandemic Influenza‘ erschienen war, zeigte das, was Dr. Harris zwei Epi-Kurven nannte. Die eine wies eine steile Spitze auf, die auf einen kurzfristigen Ausbruch des Coronavirus hinwies, während die andere eine flachere Steigung aufwies, die auf eine allmähliche Infektionsrate über einen längeren Zeitraum hinwies.
Die sanftere Kurve führt dazu, dass sich zu diesem kritischen Zeitpunkt weniger Menschen infizieren - was einen Anstieg verhindert, der das Gesundheitssystem überschwemmen würde, und letztlich, so hofft man, zu weniger Todesfällen führt. ‚Was wir tun müssen, ist, die Kurve abzuflachen‘, sagte Dr. Anthony Fauci, Direktor des National Institute of Allergy and Infectious Diseases, während des Briefings der Coronavirus-Taskforce im Weißen Haus an einem Dienstagabend Anfang März. [...]
Nach seinem Besuch bei seiner Tochter wartete Dr. Harris in Portland auf seinen Rückflug, als der erste Fall des Coronavirus in Oregon bekannt gegeben wurde. Er aß in einer belebten Flughafenbar zu Abend und dachte darüber nach, wie ruhig der Ort in ein oder zwei Wochen sein würde, wenn die Realität des Ausbruchs einsetzte. Zuhause erstellte er seine Grafik neu und veröffentlichte sie auf Twitter und LinkedIn, und er freute sich über das enthusiastische Interesse daran, die Kurve abzuflachen.“ [6]

Der Graphik im Economist [7] fehlte noch die horizontale Linie, die die „Kapazität des Gesundheitssystems“ darstellen sollte als angeblich feststehende und durch nichts veränderbare Größe. Auch bei den CDC (Centers for Disease Control and Prevention) gab es in der Darstellung der „Ziele der gemeinschaftlichen Eindämmung der pandemischen Influenza“ [8] diese Linie nicht.


Diese Linie war Harris‘ Kreation und dadurch wurde eine frei erfundene Graphik ohne Skalierung zum frühen Piktogramm der „Corona-Krise“ - mal waren die Kurven etwas flacher, mal etwas steiler, mal etwas bunter - aber immer war es das alte Grippe-Modell mit der bedrohlichen horizontalen Linie.

 

Die Lockdown-Pioniere - Fortsetzung

Obwohl seitens der dänischen Regierung behauptet worden war, den Gesundheitsbehörden mit ihren Anordnungen gefolgt zu sein, kam eine Expertengruppe zu dem Schluss,

„dass die Regierung und nicht die Gesundheitsbehörden hauptverantwortlich für die Entscheidung waren, Dänemark zu Beginn der Covid-19-Pandemie abzuriegeln.
Die unabhängige Expertengruppe wurde vom Parlament eingesetzt, um den Ablauf der Ereignisse zu analysieren, die am 11. März 2020 zu der Ankündigung von Ministerpräsidentin Mette Frederiksen führten, Dänemark abzuriegeln. [...]
‚In diesem Kapitel wird festgestellt, dass es wahrscheinlich ist, dass die Grundzüge des umfassenden Modells für die Abriegelung nicht von (medizinischen Beratungsgruppen) oder der dänischen Gesundheitsbehörde entwickelt wurden‘, heißt es in der Zusammenfassung des Berichts.
‚Vieles deutet auch darauf hin, dass es nicht vom Staatlichen Seruminstitut (nationale Behörde für Infektionskrankheiten) entwickelt wurde‘, heißt es weiter.
‚In Kombination mit der engen Verwaltung und Kontrolle der Covid-19-Reaktion durch das Büro der Premierministerin ab dem 27. Februar deutet das Fehlen einer alternativen Quelle für den Abriegelungsplan darauf hin, dass der Abriegelungsplan, der bei der Pressekonferenz am 11. März vorgestellt wurde, im Wesentlichen im Büro der Premierministerin konzipiert wurde‘, heißt es in der Zusammenfassung. [...]
‚Intern im Büro der Premierministerin war man sich bereits im Januar 2020 bewusst, dass eine potenziell sehr gefährliche Abfolge von Ereignissen im Gange war, und das Ministerium, mit seinem Abteilungsleiter an der Spitze, stellte die optimistischere Einschätzung der Situation durch die Gesundheitsbehörden in Frage‘, heißt es in dem Bericht. [...]
‚Das Parlament war in dieser (frühen) Phase nicht in die Covid-19-Reaktion involviert, abgesehen von der Orientierung der Gesundheitssprecher der politischen Parteien‘, heißt es weiter.“ [9]

Damals war der R-Wert noch von zentraler Bedeutung. Der erste Eintrag für Dänemark, der auf Our World in Data zu finden war, ist vom 11. März 2020, also dem Tag der Pressekonferenz. Auch wenn die Daten davor nicht sichtbar sind, ist doch erkennbar, dass der Kurvenverlauf schon vorher fallend war. Damit wurde genau das praktiziert, was in Deutschland mit zeitlicher Verzögerung stattfand: der Lockdown wurde verordnet, als schon klar war, dass der R-Wert sinkt. Oder anders herum: er wurde verordnet, bevor zu offensichtlich wurde, dass er völlig unnötig war (obige Graphik mit Deutschland - Lockdown am 23. März - und Schweden - ohne Lockdown - zum Vergleich). Das trifft übrigens auch für andere europäische Länder zu, die ihre Bevölkerungen in die fallenden R-Werte hinein wegsperrten (untere Graphik). [10]

 

Manipulationen mit dem R-Wert wurden in Dänemark auch zur Verlängerung des Lockdowns am 23. März gezielt eingesetzt:

„Gleichzeitig wurde aus E-Mails, die der Zeitung Ekstra Bladet zugespielt wurden, ersichtlich, wie am 20. März neue Berechnungen, die zeigten, dass die Reproduktionszahl in Dänemark bei 2,1 lag, also deutlich niedriger als die zuvor geschätzten 2,6 zurückgehalten wurden, weil sie ‚politisch nicht erwünscht‘ waren. [...]
In der E-Mail-Kette über das unterdrückte Informationsschreiben sagten Kåre Molbæk, Dänemarks oberster Epidemiologe, und Søren Brostrøm, Leiter der dänischen Gesundheitsbehörde, dass sie die neue Zahl veröffentlichen wollten.
Brostrøm erklärte jedoch gegenüber Molbæk, dass dies erst in der nächsten Woche möglich sei, wenn Ministerpräsidentin Mette Frederiksen die Verlängerung des Lockdowns bekannt gibt. ‚Ich bin damit völlig einverstanden‘, sagte er. ‚Aber das ist politisch nicht gewollt, und ich gehe davon aus, dass es frühestens am Montag verkündet werden kann.‘
Ekstra Bladet wies darauf hin, dass Frederiksen die Zahl 2,6 in einer Rede in der Vorwoche verwendet und übertrieben hatte.
‚Wenn eine Person drei andere ansteckt und diese jeweils drei anstecken, dann sind neun Personen infiziert. Und wenn die neun wiederum drei anstecken, dann sind wir bei fast 30 Infizierten‘, sagte sie.
Legt man die Zahl von 2,1 zugrunde, wären es in Wirklichkeit nur 9,2 Infizierte gewesen - ein dramatischer Unterschied.“ [4]

 

Das Nerz-Massaker

„Bis vor kurzem war Dänemark ein führender Produzent von Nerzfellen. Im Juni 2020 begann sich das schwere akute respiratorische Coronavirus 2 (SARS-CoV-2) in Nerzfarmen auszubreiten, und neben Infektionen bei Nerzen wurden auch Infektionen bei Menschen festgestellt, die mit Nerzfarmen in Verbindung standen.“ So steht es im Preliminary report of an outbreak of SARS-CoV-2 in mink and mink farmers associated with community spread, Denmark, June to November 2020, in dem es weiter heißt: „Von Juni bis November 2020 wurden in 290 von 1.147 dänischen Nerzfarmen SARS-CoV-2-infizierte Nerze nachgewiesen. In der Region Norddänemark wurden 30 % (324/1.092) der Personen, bei denen eine Verbindung zu Nerzfarmen festgestellt wurde, SARS-CoV-2-PCR-positiv getestet, und etwa 27 % (95 % Konfidenzintervall (KI): 25-30) der SARS-CoV-2-Stämme von Menschen in der Gemeinschaft waren mit Nerzen assoziiert.“ [11] Durch die Überwachung von Nerzfarmen und der damit verbundene Menschen wurden insgesamt  knapp 1000 „Fälle“ mit der „Nerzvariante“ namens „Cluster 5“ gefunden. Im Bericht wurde keine Erkrankung aufgeführt, also gab es kein akutes medizinisches Problem. Tatsächlich ging es um etwas ganz anderes:

„‚Es ist nicht so, dass man durch die Nerzvariante stärker erkrankt. Es ist die Perspektive der Sache‘, erläutert Lars Erik Larsen, Professor für Veterinärvirologie an der Kopenhagener Universität.
‚Sollte diese Variante sich verbreiten, dann wird ein kommender Impfstoff für einen gewissen Teil der Bevölkerung unwirksam sein.‘
Der Professor meint, die dramatische Maßnahme werde auf der Grundlage eines ‚Vorsichtsprinzips‘ ergriffen.“ [12]

Auch das Statens Serum Institut (SSI) hatte schon im September von einer „möglichen Bedrohung der Volksgesundheit“ und einem Risiko für die „Wirksamkeit von Impfstoffen“ gesprochen. Am 3. November wurde „DIE ENTSCHEIDUNG, ALLE Nerze zu töten [...] in einer Sitzung des Koordinierungsausschusses der Regierung [...] unter dem Vorsitz der Premierministerin getroffen. Es wurde angeblich so schnell entschieden, dass nicht einmal zehn Minuten Zeit blieben, um die Unterlagen der Beamten zu lesen.“ [13] Am 4. November verkündete Frederiksen per Pressekonferenz die Keulung aller Nerze in Dänemark und am 5. November schrieb eine ihrer engsten Mitarbeiterinnen an der obersten Beamten des Gesundheitsministeriums Okkels diese SMS [14] über den SSI-Direktor, der bei der Presskonferenz der Regierung die Verkündung Entscheidung überlassen hatte:

 

 

„6. November: Die Nahrungsmittelbehörde schreibt an die Nerzzüchter, dass sie alle Tiere bis spätestens 16. November töten müssen.
6.-8. November: Internationale Experten hinterfragen die Notwendigkeit der Tötung sämtlicher Nerze. Cluster 5 ist seit September nicht mehr festgestellt worden, vermutlich ist die Mutation ausgestorben.
8. November: Es stellt sich heraus, dass der Regierung die Gesetzesgrundlage fehlt, um die Tötung sämtlicher Nerze anzuordnen. Die Regierung will ein Eilgesetz vorlegen.
9. November: Der Tierschutzverband ‚Dyrenes Beskyttelse‘ zeigt die Nahrungsmittelbehörde wegen Tierquälerei an. Videos sind aufgetaucht, die zeigen, wie Nerze Tötungsversuche überlebt haben.
9. November: Die bürgerlichen Parteien verweigern die Unterstützung für ein Eilgesetz. Damit kommt die notwendige Dreiviertelmehrheit nicht zustande.
10. November: Trotz fehlender Unterstützung für ein Eilverfahren, will Lebensmittelminister Mogens Jensen (Soz.) trotzdem versuchen es durchzuziehen. Er räumt ein, dass die Anordnung sämtliche Nerze zu töten ohne gesetzliche Grundlage, ein Fehler gewesen sei.“ [15]

 

Der obersten Beamte des Gesundheitsministeriums, auf den dieses SMS-Gewitter [14] niederging, sagte später dazu vor der Nerz-Kommission aus:

„- Einige von ihnen kamen dorthin. Teilweise mehrmals täglich, sagt Okkels am Donnerstag über die SMS von Barbara Bertelsen.
- Die Hektik kam nicht von uns, lassen Sie es mich so sagen.
Kam es aus dem Büro der Premierministerin?
- Ja, das muss man sagen.“ [16]

Ab November  folgte diesem Druck eine Aktion Ferguson‘schen Ausmaßes, die Erinnerungen an die Tötung von Millionen Rindern, Schweinen und Schafen vor zwanzig Jahren in Großbritannien weckte. [17] In Dänemark wurden 17 Millionen Nerze getötet und so hastig vergraben, dass ein Teil durch Verwesungsgase wieder an die Erdoberfläche gehoben wurde. Daraufhin wurde die Exhumierung von 13.000 Tonnen Fleisch und Knochen und deren Verbrennung angeordnet, was bis zum Juli 2021 dauerte. [18] Die Pelzbranche, zu der Züchter, aber auch Auktionshäuser und Futterproduzenten gezählt wurden, erhielt aus öffentlichen Geldern Entschädigungen in Höhe von umgerechnet etwa 2,5 Milliarden Euro, der Lebensmittelminister trat als Bauernopfer zurück und Frederiksen sagte Ende November: „Es wurden Fehler gemacht, und das muss man sowohl bedauern als auch entschuldigen können“. [19]

Das reichte allerdings nicht und so wurde im April 2021 die Nerz-Kommission ins Leben gerufen, die aus einem Richter, einer Rechtswissenschaftlerin und einem Anwalt besteht, die die Legalität der Massentötung untersuchen soll und am 9. Dezember die Aussage Frederiksens hörte.

„Kein besonders herzlicher Empfang für die dänische Ministerpräsidentin: Mette Frederiksen hat vor der sogenannten Nerz-Kommission in der Kopenhagener Nachbargemeinde Frederiksberg ausgesagt. Sie verteidigte die Keulung aller Zuchtnerze im Land im November 2020 aus Angst, diese könnten eine Coronavirus-Mutante verbreiten. Leider habe sie diese Entscheidung fällen müssen, so Frederiksen unter Buhrufen. Aber es sei richtig gewesen, sagte sie auch bei der anschließenden Anhörung vor der Kommission. Die Regierung habe unter Druck gestanden, schnell zu handeln.
Am Rande der Befragung kam es auch zu Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstrierenden.
[...] Frederiksen ist in den vergangenen Wochen stärker in Bedrängnis geraten, weil aus dem Zeitraum automatisch SMS von ihrem Smartphone gelöscht wurden. Sie sei aus Sicherheitsgründen angewiesen worden, Nachrichten auf ihrem Telefon automatisch nach 30 Tagen zu löschen. Dieses Verfahren wende sie seit dem Sommer 2020 an.“ [20]

Insgesamt wurden 74 Zeugen in 32 Tagen gehört. „Die Verhöre sind vorläufig abgeschlossen. Nun muss die Kommission entscheiden, wem sie vertraut und wen sie kritisiert. Wenn am Freitagnachmittag die letzten Zeugen ihre Version vorgetragen haben, wird dies auch das vorläufige Ende der Anhörungen der Nerz-Kommission bedeuten. [...] Die Kommission wird nun die nächsten Monate bis Juni [2022] damit verbringen, ihren Bericht an das Parlament zu schreiben und zu bewerten, wem sie glaubt.“ [21]

 

Die Test-Frage

 In Dänemark wird exzessiv getestet: dort kommen auf den gesamten Zeitraum der „Corona-Krise“ ca. 10 PCR-Tests auf einen Einwohner, in Deutschland nur ein Zehntel davon; die Dänen waren zudem ungefähr einer ebenso großen Anzahl Antigen-Tests ausgesetzt. [22;10;23]

 

Diese Test-Exzesse verschlangen über 10 Milliarden Dänische Kronen (um die 1.344.000.000 Euro) öffentlicher Gelder und sind nun Thema einer Überprüfung  der Teststrategie.

„Es fehlt an Wissen über die Auswirkungen der dänischen Teststrategie gegen das Coronavirus, die Milliarden Kronen kostet.
Dies ist laut der Zeitung ‚Information‘ die Kritik einer Reihe von Ärzten. [...] Laut Jens Lundgren, Professor in der Abteilung für Infektionskrankheiten des Reichshospitals, war viel Zeit, um Studien durchzuführen, die das notwendige Grundwissen liefern könnten. [...] Christine Stabell Benn ist Professorin für globale Gesundheit an der Süddänischen Universität und sitzt in der Expertengruppe der Regierung für Infektionserkennung. Sie habe in der Gruppe mehrfach vorgeschlagen, die Teststrategie zu diskutieren und Studien zu deren Wirkung zu machen, sagt sie. ‚Aber es war, als würde man gegen eine Wand sprechen.‘ Auch Professor Lars Østergaard vom Institut für klinische Medizin der Universität Aarhus ärgert sich darüber, dass die Wirkung der Teststrategie nicht untersucht wurde.“ [24]

„Ob so viel Geld nötig war, soll aus Sicht mehrerer Parteien untersucht werden. Eine politische Mehrheit will eine Studie einleiten, die herausfinden soll, ob die derzeitige Teststrategie, bei der Massentests der Bevölkerung durchgeführt werden, die richtige ist. [...] Dies geschieht, nachdem mehrere Experten die dänische Teststrategie dafür kritisiert hatten, dass die tatsächliche Wirkung der Strategie nicht dokumentiert wurde. [...]
Gesundheitsminister Magnus Heunicke (Soz.) äußerte sich bisher nicht dazu, ob er eine Untersuchung der Teststrategie befürworte. Der Gesundheitssprecher der Sozialdemokraten, Rasmus Horn Langhoff, räumte jedoch am Donnerstag ein, dass der Regierung keine konkreten Untersuchungen vorliegen, die belegen, dass die dänische Teststrategie tatsächlich funktioniert.“ [25]

Überprüfen sollte man in diesem Zusammenhang unbedingt das Protokoll für die Nachweismethode Polymerase-Kettenreaktion (PCR), denn da liegt das eigentliche Problem.

 

Exkurs: Zielgen und Zyklen

Dies ist das PCR-Protokoll, das im Testcenter Danmark, Statens Serum Institut verwendet wird [26]:

 

Es handelt sich hier um genau die Sequenzen von Primern und Sonde, die mit Datum vom 13. Januar 2020 im ersten PCR-Protokoll für den „Drosten-Test“ von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) veröffentlicht wurden [27], und zwar als First line screening assay. Gedacht war der Test auf das E-Gen - das Zielgen - damals also als grober Vortest, dem möglichst kein Infizierter entgehen sollte (hohe Sensitivität), wobei in Kauf genommen wurde, dass auch ein Anteil nicht Infizierter aka Falsch-Positiver mit erfasst würde (geringe Spezifität). Die Bestätigung der richtig-Positiven sollte durch einen Confirmatory Assay plus einen Aditional Confirmatory Assay geschehen, wodurch auch zumindest ein Teil der Falsch-Positiven eliminiert werden könnte. Dass diese Bestätigungstests in Deutschland in vielen Labors gar nicht mehr durchgeführt wurden, ist bekannt [28], in Dänemark ist dies also auch offiziell der Fall.

Ein einziges Zielgen, das nur einen im Promille-Bereich liegenden Teil des gesamten Genoms abdeckt, hat keine Aussagekraft. Die Wahl des besonders unspezifischen - aber besonders sensitiven - E-Gens entwertet die Ergebnisse vollends. „Die E-Gen-Primer weisen auch ein breites Spektrum anderer SARS-Viren nach“ [29] und auch andere Coronaviren: bei dem Erkältungsvirus HCoV227E reagierten im INSTAND-Ringversuch nur ca. 95% der Tests auf das E-Gen richtigerweise negativ und es wurden ca. 5% falsch-positive Ergebnisse produziert. [30] Dabei ist zu beachten, dass hier unter kontrollierten Laborbedingungen mit dem Ziel eines Zertifikats getestet wurde, also ungleich sorgsamer als es bei Massentestungen möglich ist. [31]

Ein zweites großes Problem für die Aussagekraft der PCR speziell bei Infektionskrankheiten ist die Anzahl der Zyklen, die bei der Messung durchlaufen werden, um ein positives Ergebnis zu bekommen. Je höher deren Anzahl ist, desto geringer war die Ausgangskonzentration der Probe. Ein sehr hoher Wert (40+) kann zu Artefakten führen, außerdem können auch hohe Werte (25-35+) irrelevant sein, da in diesem Bereich eine Viruskultivierung teilweise nicht mehr möglich ist, also kein infektiöses Virus vorliegt. Während im PCR-Protokoll des „Drosten-Tests“ von 2020 bis zu 45 Zyklen angegeben sind [28], verwenden die Dänen einen Cycle threshold (CT-Wert, Ct value) von 38 Zyklen. In ihrem Gerichtsgutachten schreibt die Biologieprofessorin Ulrike Kämmerer:

„Neben der Anzahl der nachgewiesenen Zielgene, insbesondere bei nur einem oder maximal 2 Genen stellen aber die Anzahl der Zyklen der Amplifikation in der qPCR bis zur Wertung ‚positiv‘ und der daraus resultierende CT-Wert eine entscheidende Stellschraube dar. [...]
Es ist hier fachlich zu unterscheiden von einer ‚Besiedelung‘ des Rachenraums mit einzelnen wenigen, aber keine Infektion auslösenden, Viren und einer echten ‚Infektion‘. Letztere geht mit vermehrungsfähigen Viren einher, die dann a) zu einer symptomatischen Erkrankung und b) einer Infektiosität, d.h. der Fähigkeit, andere Personen anzustecken, einhergeht. [...]
Generell kann eine RT-qPCR keine intakten, vernehmungsfähigen (infektiösen) Viren nachweisen, nicht einmal das komplette intakte Virusgenom, sondern ausschließlich Nukleinsäure des gesuchten Abschnitts. Es ist generell möglich, bei gut eingestellten und korrekt durchgeführten PCR-Tests durch Validierung mit einer parallel durchgeführten Virusanzucht in Zellkultur einen Grenzwert (CT) zu definieren, ab dem ein positives PCR-Signal nicht mehr mit vernehmungsfähigen Viren korreliert. Diese ist in der Überwachung von Blutprodukten seit Jahren gut geübte Routine.
Diese stringente Validierung erlaubt dann - solange das Testsystem NICHT verändert wird - als Surrogatmarker eine Abschätzung der Viruslast und damit der möglichen Infektiosität der getesteten Probe, nie allerdings jedoch den definitiven Nachweis. Sobald eine Komponente am PCR-Testsystem (seien es Chemikalien, Plastikwaren, Enzyme, Protokollabläufe oder Maschinen) in einem der angewendeten Schritte verändert wird, muss zwingend das System wieder neu kalibriert werden.
Aus allen bisher publizierten Informationen [...] kann davon ausgegangen werden, dass jeder CT-Wert über 35 nicht mehr mit einer Anzüchtbarkeit infektiöser Viren einhergeht und damit der absolute Grenzwert für die Entscheidung ‚positiv‘ ist, auch unabhängig vom verwendeten Testsystem. Der CT-Bereich 25-35 ist testabhängig möglicherweise noch valide als ‚positiv im Sinne einer Infektiosität‘ zu bewerten, wenn er, wie beschrieben, durch adäquate Validierung im durchführenden Labor mit einer Virusanzucht verglichen wurde.
CT≤ 25      :  positiv
CT 26-35: nur positiv, wenn mit Virusanzucht abgeglichen
CT > 35     : negativ
Die strenge Bewertung des CT-Wertes spielt vor allem eine Rolle, wenn die Targetanzahl [= Anzahl der Zielgene] eins ist, gilt aber generell für jedes einzelne Target.
Für sich genommen, ohne Angaben über den Abgleich mit der bestimmten Anzahl der Virusgenome (Viral load) und der Korrelation mit einer Anzüchtbarkeit entsprechender Virusmengen ist der CT-Wert jedoch als Bewertungskriterum eines positiven PCR-Nachweises wertlos.“ [32]

Das im SSI verwendete Protokoll führt zu Ergebnissen mit einer Bandbreite mehrheitlich hoher - mindestens fraglich positiver - CT-Werte, wie in dieser Untersuchung [26]:

Ein CT-Wert über 35 für ein positives Ergebnis und die fehlende Überprüfung der Ergebnisse mit einem CT-Wert über 25, wie er im dänischen SSI angewandt wird, dürfte also eine Unmenge falsch-positiver Ergebnisse produzieren. Verbunden mit lediglich einem Zielgen macht das die Testerei zu einem Fiasko, sei es nun in Dänemark oder anderswo.

 

Hauptsache „gute Laune“?

Hygge ist Dänemark, aber auch schnell: mit Tempo ging es in den Lockdown, mit Tempo geht es jetzt raus aus den „Maßnahmen“:

„Wie Regierungschefin Mette Frederiksen (Soz.) am Mittwochabend auf einer Pressekonferenz bekannt gab, werden sämtliche Corona-Restriktionen in Dänemark zum 1. Februar aufgehoben.
‚Wir können anfangen, unsere Schultern zu senken und unser Lächeln wiederzufinden. Wir können jetzt die letzten Corona-Beschränkungen in Dänemark aufheben. Ab dem 1. Februar ist Dänemark wieder geöffnet – ganz geöffnet‘, sagte Frederiksen. [...]
Gleichzeitig kündigte Frederiksen an, dass Corona ab dem 1. Februar nicht mehr als gesellschaftskritische Krankheit eingestuft wird. [...]
‚Wir erwarten in naher Zukunft höhere Infektionszahlen. Es wird noch lange weit verbreitete gesellschaftliche Infektionen geben. Dies wird in nächster Zeit ein Problem sein. Viele werden krank werden. Es wird Absagen geben. Es kann schwierig sein, Schichtpläne einzuhalten. Wir appellieren an alle, die gute Laune in dieser schwierigen Zeit nicht zu verlieren‘, so Frederiksen.
Sie kündigte zudem an, dass in Zukunft weitere Impfungen gegen das Coronavirus vonnöten sein könnten, vor allem für gefährdete Personengruppen.“ [33]

Ohne Masken ist es für uns alle natürlich leichter, „unser Lächeln wiederzufinden“ und auch „die gute Laune in dieser schwierigen Zeit nicht zu verlieren“. Der Blick aus der ungleich schlechteren Situation in Deutschland ist sehnsüchtig bis neidisch, eher verklärend als erklärend: „Die Dänen sind lässiger, stylischer und liberaler als die Deutschen. Nun schaffen sie als erstes EU-Land fast alle Pandemieregeln ab. Und sie werden zu Vorbildern für alle, die angemessen mit Corona umgehen wollen, aber mit Untertanerei nichts anfangen können. Bewundernswert. [...] Es ist kein Zufall, dass dies in Dänemark passierte, jenem stolzen Land, das stets Avantgarde in Europa, aber auch in Skandinavien war und ist.“ [34] Zwar wurde in Dänemark während der „Corona-Krise“ weniger Schaden als in Deutschland angerichtet - die „Maßnahmen“ waren weniger extrem, die Bevölkerung ist nicht demaßen aggressiv-verängstigt und die Aufarbeitung hat sogar schon begonnen - doch selbst dort ist leider nicht alles hygge.

Die Nerz-Kommission wird in diesem Frühling ihr Urteil fällen, über die Massentötung und vielleicht auch über den selbstherrlichen Regierungsstil vor allem der Premierministerin und ihres Umfeldes. Mit einem ganzen Arsenal an schmutzigen Tricks wurde die Aktion im November 2020 illegal, gegen starke Proteste und mit immensen Kosten durchgezogen - und das offenbar ohne medizinische Notwendigkeit („Cluster 5 ist seit September nicht mehr festgestellt worden, vermutlich ist die Mutation ausgestorben“), was die Frage aufwirft, in wessen Interesse die Tötung der Tiere lag.

Die Untersuchung zur Trickserei bei der Durchsetzung des Lockdowns und dessen Verlängerung scheint die dänische Regierung überstanden zu haben. Sichtbar wurde dadurch immerhin die gezielte Manipulation der Daten zur Durchsetzung dieser drakonischen Maßnahme, was ähnlich auch in anderen Ländern stattgefunden haben dürfte. Das dänische Vorgehen paßt nicht zur Sichtweise, die Regierungen seien im März 2020 von den Ereignissen überrascht worden: wer zu solchen Mitteln greift und zudem direkt nach der Pressekonferenz vom 11. März dem Gesundheitsminister legal ermöglicht, „die Streitkräfte und private Sicherheitsdienste im Kampf gegen Corona einzusetzen“ und „der dänischen Gesundheitsbehörde ihre Befugnisse entzogen und sie von einer ‚Regulierungsbehörde‘ in eine ‚Beratungsbehörde‘“ herabstuft, ist sogar perfekt vorbereitet. Was in Dänemark und anderen Ländern im Spätwinter 2020 geschah, muss überall aufgearbeitet werden.

Eine möglicherweise anstehende Überprüfung der Teststrategie sollte mindestens klären, wer für die gigantischen Kosten dieser exzessiven Testerei verantwortlich ist, ohne auch nur den Ansatz einer Begründung dafür zu liefern. Dieses Phänomen ist ebenfalls nicht auf Dänemark beschränkt und die Aufklärung muss nicht nur international, sondern vor allem radikal sein und an die Wurzel gehen: den gezielt und verheerend falschen Einsatz der PCR. Denn sonst ist im Nullkommanix die nächste Test-Pandemie da.

 

- Hervorhebungen in blau von mir -

[1] aus: https://twitter.com/m_b_petersen/status/1488392005281628160?s=21

[2] Denmark shuts down schools and universities to fight coronavirus pandemic (The Local 12.3.2020)
https://www.thelocal.dk/20200311/denmark-to-shut-all-schools-and-universities-to-fight-virus/

[3] Mads Kastrup: Om at modtage en fælles besked (Ekstra Bladet 13.3.2020)
https://ekstrabladet.dk/opinionen/madskastrup/om-at-modtage-en-faelles-besked/8047440

[4] Leaked mails reveal battle over Denmark‘s lockdown (The Local 29.5.2020)
https://www.thelocal.dk/20200529/leaked-emails-show-how-denmarks-pm-steam-rollered-her-own-health-agency/

[5] https://twitter.com/drewaharris/status/1233267475036372992
https://archive.ph/V51z2

[6] Siobhan Roberts: Flattening the Coronavirus Curve: One chart explains why slowing the spread of the infection is nearly as important as stopping it. (New York Times 27.3.2020)
https://archive.ph/akTcx

[7] The world gets ready: Covid-19 is now in 50 countries, and things will get worse (The Econoimist 29.2.20220)
https://archive.ph/XuoXo

[8] Noreen Qualls et al.: Community Mitigation Guidelines to Prevent Pandemic Influenza — United States, 2017 (Recommendations and Reports / April 21, 2017 / 66(1);1–34)
https://www.cdc.gov/mmwr/volumes/66/rr/rr6601a1.htm#_blank

[9] First Danish Covid-19 lockdown decision ‘was taken by government’ (The Local 29.1.2021)
https://www.thelocal.dk/20210129/first-danish-covid-19-lockdown-decision-was-taken-by-government/

[10] Our World in Data
https://ourworldindata.org/

[11] Helle Daugaard Larsen et al.: Preliminary report of an outbreak of SARS-CoV-2 in mink and mink farmers associated with community spread, Denmark, June to November 2020 (Eurosurveillance 4.2.2021)
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/labs/pmc/articles/PMC7863232/pdf/eurosurv-26-5-1.pdf

[12] Ritzau/Walter Turnowsky: Professor: Nerzkeulung soll Impfstoff sichern (Der Nordschleswiger 5.11.2020)
https://www.nordschleswiger.dk/de/daenemark-politik-wirtschaft-gesellschaft/professor-nerzkeulung-soll-impfstoff-sichern

[13] HVAD SÅ MED METTE? (Ekstra Bladet 22.12.2021)
https://ekstrabladet.dk/nyheder/lederen/hvad-saa-med-mette/9055048

[14] https://nyheder-tv2-dk.translate.goog/politik/2021-12-02-statsministerens-hoejre-haand-ville-styre-moelbak-under-pressemoede-og-kaldte-ham?_x_tr_sl=auto&_x_tr_tl=de&_x_tr_hl=de

[15] Walter Turnowsky: Chronik über Corona bei Nerzen (Der Nordschleswiger 18.11.2020)
https://nordschleswiger.dk/de/daenemark-politik-wirtschaft/chronik-ueber-corona-bei-nerzen

[16] Maiken Brusgaard Christensen: Statsministerens højre hånd ville styre Mølbak under pressemøde og kaldte ham "total fej kujon" (tv2 2.12.2021)
https://nyheder.tv2.dk/politik/2021-12-02-statsministerens-hoejre-haand-ville-styre-moelbak-under-pressemoede-og-kaldte-ham

[17] Muckspreader: The Foot and Mouth Report / Everything Tony Blair didn‘t want you to know about the biggest blunder of his premiership
https://www.private-eye.co.uk/pictures/special_reports/not-the-foot-and-mouth.pdf

[18] Peter Carstens: Dänemark beginnt mit Exhumierung von vier Millionen Nerz-Kadavern (geo 18.5.2021)
https://www.geo.de/natur/tierwelt/daenemark-exhumiert-millionen-nerz-kadaver-30532246.html

[19] Milliarden-Entschädigung für Nerzzüchter aus Dänemark (Nordkurier 27.1.2021)
https://www.nordkurier.de/aus-aller-welt/milliarden-entschaedigung-fuer-nerzzuechter-aus-daenemark-2742217701.html

[20] Nerzkeulung in Dänemark: Frederiksen verteidigt Entscheidung vor Kommission (euronews 9.12.2021)
https://de.euronews.com/2021/12/09/nerzkeulung-in-danemark-frederiksen-verteidigt-entscheidung-vor-kommission

[21] Camilla Stampe: Hvem stoler Minkkommissionen på? Det skal den afgøre nu (tv2 28.1.2022)
https://nyheder.tv2.dk/politik/2022-01-26-hvem-stoler-minkkommissionen-paa-det-skal-den-afgoere-nu

[22] Covid-19 surveillance - Current data on the development of coronavirus in Denmark (3.2.2022)
https://www.sst.dk/en/english/corona-eng/status-of-the-epidemic/covid-19-updates-statistics-and-charts

[23] Wöchentlicher Lagebericht des RKI zur Coronavirus-Krankheit-2019 (COVID-19) 27.01.2022 – AKTUALISIERTER STAND FÜR DEUTSCHLAND
https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Situationsberichte/Wochenbericht/Wochenbericht_2022-01-27.pdf?__blob=publicationFile

[24] Corona: Teststrategie steht in der Kritik (Der Nordschleswiger 6.1.2022)
https://www.nordschleswiger.dk/de/daenemark-politik-gesellschaft/corona-teststrategie-steht-kritik

[25] Nach Kritik: Mehrheit will Untersuchung von Teststrategie (Der Nordschleswiger 8.1.2022)
https://www.nordschleswiger.dk/de/daenemark-politik/nach-kritik-mehrheit-will-untersuchung-von-teststrategie

 [26] Kathrine Kronberg Jakobsen et al.: Accuracy and cost description of rapidAccuracy and cost description of rapid antigen test compared with reverseantigen test compared with reverse transcriptase-polymerase chain reaction fortranscriptase-polymerase chain reaction for SARS-CoV-2 detectionSARS-CoV-2 detection (Dan Med J 2021;68(7):A03210217)
https://ugeskriftet.dk/files/scientific_article_files/2021-06/a03210217_web.pdf

[27] Victor Corman et al.: Diagnostic detection of Wuhan coronavirus 2019 by real-time RT-PCR -Protocol and preliminary evaluation as of Jan 13, 2020-
https://www.who.int/docs/default-source/coronaviruse/wuhan-virus-assay-v1991527e5122341d99287a1b17c111902.pdf

[28] Das PCR-Desaster - Genese und Evolution des „Drosten-Tests“
https://www.corodok.de/das-buch-illa/
Das Buch bietet ausführlichere Informationen u.a. zu Zielgenen und Zyklen sowie einen Beitrag von Prof. Kämmerer.

[29] Pieter Borger et al.: External peer review of the RTPCR test to detect SARS-CoV-2 reveals 10 major scientific flaws at the molecular and methodological level: consequences for false positive results. (27.11.2020)
https://cormandrostenreview.com/report/

[30] Kommentar zum INSTAND e.V. Extra-Ringversuch 340 – Virusgenom-Nachweis - SARS-CoV-2 (2.5.2020)
https://corona-ausschuss.de/wp-content/uploads/2020/07/Instand-Ringversuch-Virusgenom-Nachweis-SARS-CoV-2.pdf

[31] Impact of false-positives and false-negatives in the UK’s COVID-19 RT-PCR testing programme by Carl Mayers & Kate Baker, 3.6.2020
https://assets.publishing.service.gov.uk/government/uploads/system/uploads/attachment_data/file/895843/S0519_Impact_of_false_positives_and_negatives.pdf

[32] Amtsgericht Weimar, Beschluss vom 08.04.2021, Az.: 9 F 148/21
https://2020news.de/wp-content/uploads/2021/04/Amtsgericht-Weimar-9-F-148-21-EAO-Beschluss-anonym-2021-04-08_online.pdf

[33] Nur noch wenige Tage Corona-Pandemie in Dänemark (Der Nordschleswiger 27.1.2022)
https://www.nordschleswiger.dk/de/daenemark-politik/nur-noch-wenige-tage-corona-pandemie-daenemark

[34] Ulf Poschardt: Dänemark lockert – und die Deutschen schauen neidvoll zu (Welt 3.2.2022)
https://www.welt.de/debatte/kommentare/plus236669577/Ulf-Poschardt-ueber-Corona-Lockerungen-Daenemark-wieder-mal-Avantgarde.html

5 Antworten auf „Es ist nicht alles hygge im Staate Dänemark“

  1. "Generell kann eine RT-qPCR kei­ne intak­ten, ver­neh­mungs­fä­hi­gen (infek­tiö­sen) Viren nach­wei­sen,…" ..das wär schön, wenn man den "Übeltäter" ver­neh­men könnte..ist sicher ein Freudscher Verschreiber.

    Danke für die­sen infor­ma­ti­ven Beitrag. Dass in Dänemark die Dinge auch nicht so demo­kra­tisch gelau­fen sind, war mir schon klar, aber es ist doch mal gut, so einen chro­no­lo­gi­schen Bericht zu lesen.
    Auch dass Dänemark Gefängniszellen im Kosovo ange­mie­tet hat um Abschiebehäftlinge unter­zu­brin­gen, um Platz für Coronaregeln Verstöße zu ahn­den fand ich nicht beson­ders beru­hi­gend. Ich den­ke nicht, dass sie die Zellen für sich selbst frei­räu­men wollten.
    https://​www​.coro​dok​.de/​z​e​l​l​e​n​-​k​o​s​o​v​o​-​d​a​e​n​e​m​a​rk/

    1. @ Illa
      Großen Dank für die­se chro­no­lo­gi­sche Aufarbeitung der
      Plandemie in Dänemark. Sehr ver­dienst­voll und eine Blaupause für die hof­fent­lich bald kom­men­de Aufarbeitung in Deutschland.
      Sehr ele­gan­te Sprachführung.
      Nur Ihre deut­lich all­um­fas­sen­de tie­fe Kenntniss der Materie gestat­tet Ihnen, wie nicht zum ersten Mal, die Reduzierung auf das Wesentliche und eine dem inter­es­sier­ten Laien ver­ständ­li­che und gleich­zei­tig voll­stän­di­ge Beleuchtung der Hintergründe.
      Für Deutschland wünsch ich mir Ihre Teilnahme an einer
      Untersuchungskommision an ober­ster Position.
      Das vor­liegn­de Dokument hat den Anspruch auf
      Wissenschaftsjournalismus at it´s best. Ein Genuss
      am Sonntag Morgen.

  2. Ich fin­de die sehr gut recher­chier­ten, äußerst inter­es­san­ten und hoch infor­ma­ti­ven Artikel von Illa auf die­sem Blog ganz ausgezeichnet!

  3. Leider hat sich Schweden auch zur Panik hin­rei­ßen las­sen und damit unnö­tig früh­zei­ti­gen Tod in den Pflegeheimen verursacht.
    Aber – und das ist der gro­ße Unterschied – die Fehler wur­den erkannt, ein­ge­stan­den und Besserung gelobt. Und zwar schon da, wo das Kind noch nicht voll­stän­dig in den Brunnen gefal­len war. Und vor allem auch: bevor jemand sie dazu gezwun­gen hatte.

    Bei uns kann das aber alles gar nicht pas­sie­ren: es gibt kei­ne Instanz mehr die (zumin­dest zeit­nah) die Politik zu Ehrlichkeit zwin­gen könn­te. Bei Groß-Medien Totalausfall – und die Mühlen der Justiz sind bekannt­lich nicht gera­de als Rennwagen unterwegs.

  4. "Der CT-Bereich 25–35 ist test­ab­hän­gig mög­li­cher­wei­se noch vali­de als ‚posi­tiv im Sinne einer Infektiosität‘ zu bewerten,"

    dazu wür­de ich spe­zi­fi­zie­ren: "Infektiosität" für den Träger, also den Getesteten, oder für des­sen Umgebung? Ich tip­pe auf Ersteres. Also dass es dabei NICHT um eine Ansteckungsgefahr für ande­re geht, son­dern um das Risiko eines Krankheitsausbruchs beim Getesteten selbst.

    Und man soll­te bei all dem immer im Sinn behal­ten: nicht ein Keim ist das Problem – son­dern ein schwa­ches Immunsystem.
    Seuchen tre­ten IMMER NUR dann auf, wenn in wei­ten Teilen einer Bevölkerung der Immunstatus schlecht ist (Hunger, Not, Kriege, hohes Stresslevel, schlech­tes Trinkwasser, exi­sten­ti­el­le Bedrohungsgefühl, …).

    Milliarden ihre kran­ken Kinder pfle­gen­de Eltern, zig Millionen Ärzte und Pfleger welt­weit bewei­sen das über­ra­gend: krank wird nur der, der vor­ge­schwächt ist.

    (Und umso dra­ma­ti­scher zu bewer­ten die vie­len und andau­ern­den, unsäg­li­chen, Immunsystem schwä­chen­den, poli­tisch ver­ord­ne­ten, auf­ge­zwun­ge­nen "Maßnahmen".)

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