«Mit dem Zertifikat kann man zeigen, dass man nicht ansteckend ist» – die forsche Corona-Kommunikation holt Alain Berset und sein Gesundheitsamt ein

Das ist am 27.10. auf nzz​.ch zu lesen:

"Vor genau einem Jahr, am 27. Oktober 2021, hat­te Bundesrat Alain Berset einen Auftritt im Schweizer Fernsehen. Die Schweiz befand sich mit­ten im zwei­ten Corona-Herbst, seit ein paar Wochen galt eine erwei­ter­te Zertifikatspflicht. Wer in ein Restaurant, in einen Sportklub oder an die Universität woll­te, muss­te das Covid-Zertifikat vor­wei­sen. Nur wer eines der drei G – gene­sen, gete­stet, geimpft – erfüll­te, erhielt Zugang. Berset recht­fer­tig­te die Zertifikatspflicht am Fernsehen wie folgt: «Mit dem Zertifikat kann man zei­gen, dass man nicht ansteckend ist.» Und wei­ter: «Es ist der Weg aus der Krise.»

Diese Aussage war nicht zutref­fend und muss­te von SRF spä­ter kor­ri­giert wer­den. Schon damals wuss­te jeder, der sich genau­er infor­mier­te, dass auch Geimpfte sich anstecken und ansteckend sein kön­nen. So wur­den bei­spiels­wei­se am Tag von Bersets Fernsehauftritt 16 unge­impf­te und 10 geimpf­te Personen wegen Covid hos­pi­ta­li­siert, wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) damals mel­de­te. Das hin­der­te das BAG frei­lich nicht dar­an, wei­ter­hin in abso­lu­ter Pauschalität zu behaup­ten: «Die Impfung schützt davor, am Coronavirus zu erkran­ken und es an ande­re Menschen weiterzugeben.»

Kritiker sehen sich bestätigt

Der Vorwurf, dass die Behörden die Bevölkerung über die Wirkungen der Covid-Impfung nicht trans­pa­rent infor­mier­ten, ja, sie hin­ters Licht führ­ten, wur­de jüngst durch die Anhörung der Pfizer-Managerin Janine Small vor dem Europäischen Parlament neu auf­ge­wärmt. Ein nie­der­län­di­scher Abgeordneter woll­te von Small wis­sen, ob man den Impfstoff vor Markteintritt dar­auf­hin über­prüft habe, ob er die Übertragbarkeit des Virus ver­hin­de­re. Die Antwort der Pfizer-Frau war kurz: Nein. Man habe sich im Tempo der Wissenschaft bewe­gen müssen…

Doch wenn das Pharmaunternehmen vor der Zulassung nicht wuss­te, ob sein Impfstoff die Weitergabe des Virus ver­hin­dert, wie kamen dann die jewei­li­gen Regierungen und auch der Bundesrat dazu, sol­ches zu behaup­ten? Worauf stütz­te man sich?…

Immerhin gau­kel­te man den Geimpften damit eine fal­sche Sicherheit vor, näm­lich, dass sie in der Gesellschaft von zer­ti­fi­zier­ten Mitbürgern nichts zu befürch­ten hät­ten, weil die­se nicht ansteckend sei­en. Oder dass sie als Geimpfte ohne Sorge die betag­ten Eltern besu­chen könn­ten, weil sie die­sen das Coronavirus nicht wei­ter­ge­ben wür­den. Hätte man nicht stär­ker auf die­sen Umstand hin­wei­sen müssen?

Beim BAG sieht man kei­nen Erklärungsbedarf und fin­det, dass man kor­rekt kom­mu­ni­ziert habe. Die Aussage, dass man als Geimpfter das Virus nicht wei­ter­ge­be, «basie­re auf Evidenz» und sei im zwei­ten Halbjahr 2021, als die Delta-Variante das Infektionsgeschehen domi­nier­te, «noch ver­tret­bar und rich­tig» gewe­sen, teilt das Amt mit.

Klar ist jeden­falls, dass das Narrativ von Gesundheitsminister Berset und sei­nem Amt in poli­ti­scher Hinsicht sehr nütz­lich war. Es dien­te dazu, die umstrit­te­ne Zertifikatspflicht zu recht­fer­ti­gen… Immerhin behaup­te­te der Bundesrat im Dezember nicht mehr pau­schal, dass die Impfung vor einer Weitergabe des Virus schüt­ze. Nun hiess es, dass Ungeimpfte das Virus «leich­ter» wei­ter­ge­ben würden…"

4 Antworten auf „«Mit dem Zertifikat kann man zeigen, dass man nicht ansteckend ist» – die forsche Corona-Kommunikation holt Alain Berset und sein Gesundheitsamt ein“

  1. "Immerhin behaup­te­te der Bundesrat im Dezember nicht mehr pau­schal, dass die Impfung vor einer Weitergabe des Virus schüt­ze. Nun hiess es, dass Ungeimpfte das Virus «leich­ter» wei­ter­ge­ben würden…"
    Aber auch dafür gibt es kei­ne Evidenz; denn wer sich in den ersten 14 Tage nach der Injektion infi­zier­te (-was bei Vielen der Fall war!), wur­de als "unge­impft infi­ziert" gezählt ‼️

  2. "Die Aussage, dass man als Geimpfter das Virus nicht wei­ter­ge­be, «basie­re auf Evidenz» und sei im zwei­ten Halbjahr 2021, als die Delta-Variante das Infektionsgeschehen domi­nier­te, «noch ver­tret­bar und rich­tig» gewe­sen, teilt das Amt mit."

    Auch wenn sich inzwi­schen so gut wie jede "Verschwörungstheorie" von uns Schwurblern bewahr­hei­tet hat, wird man sich nie­mals bei uns ent­schul­di­gen. Wie oben in dem Zitat, wird man näm­lich sagen, dass damals, als wir es schon bes­ser wuss­ten, man es noch gar nicht bes­ser wis­sen konn­te. Weil der dama­li­ge "Stand der Wissenschaft" doch noch ein ganz ande­rer war. 

    Deswegen war es nach die­ser Logik sehr wohl unso­li­da­risch, sich nicht "imp­fen" zu las­sen. In einer Zeit, in der noch "alle" glau­ben muss­ten, dass die "Impfung" auch die Weitergabe des Virus ver­hin­dert. Weil wir uns eben damit zu einem Zeitpunkt der "Impfung" ver­wei­gert haben, zu der noch "jeder" anneh­men muss­te, dass Ungeimpfte ihre Mitmenschen gefähr­den. Dass wir es damals schon wuss­ten, aber natür­lich nur rein zufäl­lig, das konn­te doch damals noch kei­ner ahnen. Jedenfalls kei­ner, den man als "seri­ös" bezeich­nen könnte.

    Genauso wird man sich das gan­ze zurecht bie­gen, damit man wei­ter­hin auf uns her­ab­se­hen und uns dafür ver­ur­tei­len kann, sich nicht die­ser Genbehandlung unter­zo­gen zu haben.

    Neulich hör­te ich den Spruch: Verschwörungstheorie ist es, wenn man das rich­ti­ge sagt, aber zu früh. Das passt doch hier wie die Faust aufs Auge.

    1. Hmpf … mal wie­der zu viel und zu lan­ge her­um editiert.
      Es muss hier natür­lich heißen …

      "Dass wir es damals schon bes­ser wuss­ten, aber natür­lich nur rein zufäl­lig, das konn­te doch damals noch kei­ner ahnen."

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