Was Christian Drosten gegenwärtig mit Perkolationismus zu begründen sucht, war bereits im März seine Devise. In einem Interview mit zeit.de, welche sich bereits damals mit der Überschrift "'Wir müssen jetzt die Fälle senken. Sonst schaffen wir es nicht'" dem sprachlichen Niveau des Virologen anpaßte, erklärte der Experte:
»Wir verpassen immer mehr Infektionen.
ZEIT ONLINE: Was kann man dagegen tun?
Drosten: Man muss Abkürzungen nehmen. Wenn eine Person im Haushalt positiv getestet wurde, könnten wir den ganzen Haushalt als positiv definieren – auch ohne Test. Weil man einfach weiß, dass es so eintreten wird: Ist ein Familienmitglied infiziert, steckt es alle anderen an. Sagt man gleich, die sind alle positiv, spart man sich viel Testaufkommen. Stellen Sie sich vor, Sie sind infiziert, und am nächsten Tag muss sich Ihre Frau dann in die Schlange stellen. Und dann schlägt der Test vielleicht noch nicht an und sie muss noch mal kommen. Das ergibt doch keinen Sinn. Da ist es besser, dass die ganze Familie direkt in Heimisolierung bleibt. In den Niederlanden wird dieser Weg schon gegangen und ich werde das jetzt auch in Gesprächen mit Gesundheitsämtern in Deutschland vorschlagen.«
Bis heute hat kein einziger "Fakten-Checker" die Lüge "Ist ein Familienmitglied infiziert, steckt es alle anderen an" gerügt.
(Hervorhebung nicht im Original.)
Weil man einfach weiß, dass es so eintreten wird: Ist ein Familienmitglied infiziert, steckt es alle anderen an.
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Was Streeck im Rahmen der Heinsberg-Studie ganz offiziell mehrfach widerlegt hat.
"Bis heute hat kein einziger "Fakten-Checker" die Lüge "Ist ein Familienmitglied infiziert, steckt es alle anderen an" gerügt."
Müssen sie auch nicht, weil er das inzwischen selber bestimmt schon fünfmal korrigiert hat.
@Marc: Wo und wann hat D. das getan? Ist Ihnen ein Fakten-Check zu Aussagen von D. bekannt? In diesem Blog wurden zahlreiche tatsächliche oder vermeintliche Fakten-Checks zu Wissenschaftlern zitiert, die nicht in allen Punkten mit D. übereinstimmen.
Im Podcast (mehrfach), bei Illner und was weiß ich noch wo er überall erzählt hat, dass die sekundäre Attack Rate innerhalb von Haushalten sehr viel niedriger ist als anfangs erwartet. Vor Monaten schon.
Ich habe nicht die Zeit, mich jeden Tag stundenlang mit diesem Thema zu befassen und den ganzen Unsinn zu de-bunken, der hier und anderswo verbreitet wird. Hören Sie einfach selber den Podcast oder lesen Sie die Transkripts, anstatt aus dem Zusammenhang gerissene Zitate des Focus zu verwenden, der eine Begabung hat, sie so wieder zusammenzusetzen, dass das Gegenteil dessen herauskommt, was ursprünglich ausgesagt wurde. (War dasselbe mit dem Gast-Beitrag in der Zeit, hier irgendeine bayerische Regionalzeitung statt des Originals, und gilt auch nicht nur für Drosten.)
@Marc: Und ich dachte, den Qualitätsmedien sein zu trauen…
Der Focus war vielleicht früher mal ein Qualitätsmedium. Heute würde ich den, was korrekte Informationen angeht, ungefähr knapp oberhalb des Niveaus der Bild-Zeitung einordnen (den gelegentlichen gelungenen Artikel findet man bei beiden).
Prof. Streeck hat in der Heinsbergstudie herausgefunden, dass es gerade in den Familienverbänden erstaunlich wenige Ansteckungen gibt. Aber was kümmert es unseren Chefvirologen, wär ja noch schöner, wenn man sauber durchgeführte Studien zu Rate zieht.
Das Unheil, das er schon angerichtet hat und noch anrichten wird, ist garnicht mehr zu ermessen.
@Martina: Fairerweise muß man sagen, daß es sich hier um eine frühe Feststellung Drostens handelt. Allerdings hält er daran fest, die von ihm definierten Cluster in Quarantäne zu schicken, also Schulklassen, Sportvereine etc.