RKI gibt Blockade auf: Erstmals Zahlen zu symptomlosen "Fällen"

Ein Bericht auf swr​.de weist dar­auf hin, daß das RKI sei­ne Weigerung end­lich auf­ge­ge­ben hat, Auskunft über die Zahl der nicht erkrank­ten "Fälle" zu geben.

Tatsächlich wer­den sie im Täglichen Lagebericht des RKI vom 29.9. ange­ge­ben. Auch wenn man den Angaben miß­trau­en muß, stel­len sie doch eine Bestätigung vie­ler KritikerInnen dar. Der SWR faßt sie so zusammen:

Man kann die Zahlen auch anders lesen (s.u.). Richtig ist zwei­fel­los die Situationsbeschreibung: "Zwar stei­gen die Fallzahlen im Land, aber die Dramatik bleibt aus: Kaum Todesfälle, lee­re Intensivstationen."

Unverständlich ist, wie swr​.de zu sei­nem Fazit gelangt:

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„Wunder von Haiti“ statt „maximaler Katastrophe“

Die Voraussagen für Haiti waren im April 2020 denk­bar schlecht, wie in der New York Times zu lesen war:

„Einen Monat nach Bekanntgabe des ersten Falls hat es nur 58 bestä­tig­te Fälle und vier Verstorbene gege­ben. […] Doch mit dem Zustrom von Arbeitern, die aus der Dominikanischen Republik zurück­kehr­ten, wo es 5.044 Fälle und 245 Verstorbene durch COVID-19 gege­ben hat, stün­den die Chancen schlecht für Haiti und sein schwa­ches Gesundheitssystem. So warn­te ein Beratergremium des Präsidenten, das von Dr. Jean William ‚Bill‘ Pape gelei­tet wird, einem weit­hin renom­mier­ten Arzt, der eilig Zentren auf­baut, die COVID-19-Patienten behan­deln sollen.
‚Das Monster kommt auf uns zu,‘ sag­te Dr. Pape […]. Doch der Plan, der aus­ge­bil­de­tes Personal, per­sön­li­che Schutzausrüstungen sowie Sauerstoff benö­tigt, ist kost­spie­lig. Dr. Pape schätzt, daß allein der erste Monat etwa 30 Millionen US-Dollar kosten wird – etwa die Hälfte von dem, was die Regierung Haitis jähr­lich für das Gesundheitssystem ausgibt. […]
Dr. Pape bil­de­te über 1000 Personen aus, die von Tür zu Tür gehen, jeden mit Symptomen her­aus­su­chen und dazu drän­gen sol­len, ins Krankenhaus zu gehen. […] In den letz­ten Wochen sind täg­lich tau­sen­de Haitianer aus der Dominikanischen Republik zurück­ge­kehrt […]. Ärzte haben sie an vier offi­zi­el­len Grenzstationen unter­sucht, aber nicht an Dutzenden ille­ga­ler Übergänge.“ [1] „„Wunder von Haiti“ statt „maxi­ma­ler Katastrophe““ weiterlesen

"Die Zeit" zu Merkels 19.200 – alles paletti

"Schiere Panikmache" wird ver­mut­lich jeder klar den­ken­de Mensch zu Merkels Zahlen sagen. Ganz anders so man­ches "Qualitätsmedium". zeit​.de vom 29.9. etwa:

»Merkels Überschlagsrechnung ist durch­aus plau­si­bel, das zei­gen auch epi­de­mio­lo­gi­sche Modelle. Diese sind ein nütz­li­ches Werkzeug im Infektionsschutz und kön­nen dabei hel­fen, zu ver­ste­hen, wie sich die Infektionszahlen künf­tig ent­wickeln könn­ten. Entscheidend dafür ist der soge­nann­te R‑Wert. Er beschreibt – in der Theorie – wie vie­le Menschen ein Infizierter ansteckt. Solange R grö­ßer ist als eins, brei­tet sich das Virus expo­nen­ti­ell aus: Das heißt, das Wachstum wird immer schneller.

Aktuell liegt er über eins. Und dar­aus lässt sich ein Trend errech­nen: Bei einem R‑Wert von 1,17, wie er aktu­ell im Lagebericht des RKI vom 27. September zu fin­den ist, pro­gno­sti­ziert ein epi­de­mio­lo­gi­sches Modell, das ZEIT ONLINE…für Weihnachten knapp 20.000 Neuinfektionen.«

Dafür wird eine net­te inter­ak­ti­ve Grafik ange­bo­ten, mit der man mit den Zahlen des RKI vom 29.9. (R‑Wert 1,03) auf nicht ein­mal 10.000 käme – abge­se­hen davon, daß die­se Hochrechnerei ohne­hin nur ein unrea­li­sti­sches Zahlenspiel darstellt:

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Merkel blamiert sich: "Weihnachten 19.200 Fälle am Tag"

Dieses Ereignis kann man epo­chal nen­nen (gro­ße Worte sind gefragt in Corona-Zeiten). welt​.de erklärt heu­te: Die Kanzlerin spinnt. Nein, das ist nicht das Wort, das die Zeitung ver­wen­det. Aber es trifft den Kern, wenn die Meldung stimmt. Wir lesen:

»In Deutschland neh­men die Corona-Infektionen rasant zu, Bundeskanzlerin Merkel ist besorgt. Jetzt pro­phe­zeit sie in einer Hochrechnung bis zu 19.200 Infektionen am Tag – zu Weihnachten. Wie kommt sie zu so einer Prognose und stimmt sie? WELT hat nachgerechnet.

19.200? Auf den Hunderter genau will die Kanzlerin wis­sen, wie vie­le neue Corona-Fälle es zu Weihnachten in Deutschland geben könn­te, wenn die Pandemie nicht rasch wie­der ein­ge­dämmt wird?

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Vertrauen schwindet

»Das Vertrauen, dass an der Spitze des Staates nach medi­zi­ni­schen Erwägungen ent­schie­den wird, schwindet.«

Das beob­ach­tet die FAZ vom 25.9. Freilich bezieht sie das auf Israel.

»"Gebete und Demonstrationen" dür­fen nur noch unter frei­em Himmel mit höch­stens zwan­zig Menschen statt­fin­den. Mit einer mäch­ti­gen Ausnahme: Am höch­sten Feiertag Jom Kippur, der am Sonntag beginnt, dür­fen die Synagogen besucht wer­den. Die Ultrafrommen sind der wich­tig­ste Koalitionspartner des Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu.

Netanjahu verstößt gegen Quarantäne

Für den Epidemiologen Hagai Levine, der zum Corona-Beraterstab der Regierung gehört, ist das eine fata­le Entscheidung. "Mehr als zwei Millionen Israelis gehen zu Jom Kippur in die Synagoge", sag­te Levine in einer Pressekonferenz… Stundenlang sei im Kabinett über das Verbot von Demonstrationen (die seit Wochen gegen Netanjahu lau­fen) debat­tiert wor­den, wo doch bekannt sei, dass sich Infektionen vor allem in geschlos­se­nen Räumen verbreiten…

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Ein Gespenst geht um in Europa: die „Falldemie“

Der Herbst hat kaum begon­nen, da wird schon unser Winter verplant:

„Bundesgesundheitsminister Spahn hat eine neue Strategie für den Winter ange­kün­digt. […] Spahn zeig­te sich besorgt über die Dynamik der Corona-Infektionen in Frankreich, den Niederlanden und Spanien. Insbesondere in Spanien sei die Situation ent­glit­ten und nicht mehr unter Kontrolle, sag­te er.“ [1]

Immer soll man woan­ders hin­se­hen als auf die ein­hei­mi­schen Zahlen – außer nach Schweden, selbst­ver­ständ­lich. Bevor es wie ver­langt um „die Dynamik der Corona-Infektionen in Frankreich, den Niederlanden und Spanien“ geht, soll eine Graphik mit den euro­päi­schen Daten seit Januar [2] die Gesamtsituation ver­deut­li­chen. Dargestellt sind (in blau) die posi­tiv gete­ste­ten „Fälle“, denen (in rot) Todesfälle, die mit COVID-19 in Verbindung gebracht wer­den, ent­ge­gen­ste­hen. Im Laufe des Sommers ist die Zahl der posi­tiv Getesteten auf den Höchststand vom Frühling zurück­ge­kehrt, aber ohne einen ent­spre­chen­den Anstieg der Todeszahlen. In Europa geht eine „Falldemie“ (von eng­lisch „case­de­mic“) um, die dadurch cha­rak­te­ri­siert ist, aus „Fällen“, also posi­tiv Getesteten zu bestehen – mehr nicht. Da der neue Anstieg durch einen Anstieg der durch­ge­führ­ten Tests zustan­de kommt, könn­te man die­ses Phänomen auch als Test-Epidemie bezeichnen.

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Wie war das noch… mit 300 Millionen Corona-Infizierten in Indien?

»Ausbruch-Folgen kaum absehbar
Indien fürch­tet 300 Millionen Corona-Infizierte
Mehr als 1,3 Milliarden Menschen leben in Indien, vie­le von ihnen dicht gedrängt unter kata­stro­pha­len Bedingungen. Der rie­si­ge Staat stellt sein öffent­li­ches Leben bei­na­he kom­plett ein. Die Furcht vor einem schwe­ren Corona-Ausbruch ist gewaltig.«

So lau­te­te am 28.3. eine Meldung auf n‑tv.de. Auch zur Zeit über­schla­gen sich die Nachrichten über "Infektionsrekorde in Indien". Die WHO mel­det für heu­te kei­ne 5 Millionen posi­tiv Getestete und 80.766 "an oder mit" Corona Verstorbene. Die Todesrate in Indien liegt damit knapp über der der BRD und sehr deut­lich hin­ter der von Spanien.

Das Muster ist sim­pel. Wenn schon aus Deutschland nichts Alarmierendes gemel­det wer­den kann, müs­sen hohe Zahlen, wor­auf auch immer sie sich bezie­hen, den Panikpegel aufrechterhalten.

Immer mehr jüngere Menschen in Deutschland mit Corona infiziert

So lau­te­ten die alar­mie­ren­den Meldungen Mitte August. "Diese Entwicklung sei jedoch nicht risi­ko­frei. Denn irgend­wann tref­fe man dann doch Eltern oder älte­re Menschen oder Menschen mit Vorerkrankungen, beton­te Spahn." Das haben sie ange­rich­tet, die "jün­ge­ren Menschen" und die hun­dert­tau­sen­den Demonstrierenden gegen die Corona-Maßnahmen:

Täglicher Lagebericht des RKI zur Coronavirus-Krankheit-2019 (COVID-19)

»Topmeldungen zur Corona-Pandemie: 713 Corona-Neuinfektionen in Deutschland – kei­ne neu­en Todesfälle (20.17 Uhr)… kamen in Deutschland 9.317 Menschen durch das Virus ums Leben« focus​.de von heute

Vor einem Monat hat­te das RKI 9.211 Todesfälle ver­mel­det. Millionen von Tests kor­re­spon­die­ren so mit einer Zahl von 106 Todesfällen in einem Monat.