»Sollte man die Familie über die Feiertage aussparen? Sich nicht mehr mit dem blöden AfD-Onkel auseinandersetzen? Keine Diskussionen übers Fleischessen mehr führen?« Solche ihre Blase beschäftigenden Themen behandelt auf tagesspiegel.de am 17.12.22 hinter der Bezahlschranke eine Journalistin, der spannende Artikel wie "Bewusste Analfixierung", "Sexuelle Funktionsstörung: Wir müssen über Vaginismus reden!" und "Bloß nichts verpassen!: Auf Corona-Blues folgt in Berlin jetzt der Freizeitstress" zu verdanken sind. Für ihre Kolumne zum richtigen Umgang mit der Verwandtschaft versichert sie sich der Unterstützung einer Psychotherapeutin. Es ist zu lesen:
»… Als die Corona-Pandemie 2020 begann, veränderte sich unser aller Zusammenleben: Social Distancing war das Schlagwort der Stunde. Man isolierte sich und blieb in den zwei Corona-Wintern mit schwindelerregend hohen Inzidenzen zu Hause. Es gab plötzlich sehr gute Gründe, an Weihnachten nicht in die Heimat zu fahren, sondern im Kreise der Kern- oder Ersatzfamilie, also mit Freund:innen, das Fest zu begehen – oder alleine.
„Wir haben endlich gemacht, was wir schon immer wollten: Auf der Couch lümmeln und Filme schauen“, sagt Karina Meier (Name geändert)…
Corona hat den Zwang, das Fest bei der Familie zu verbringen, ausgehebelt…
„Es ist ein Fest, das sehr viel mit Erwartungen zu tun hat“, weiß Juliane Riechert, psychologische Psychotherapeutin mit Familienschwerpunkt, „und wer viel erwartet, kann schnell enttäuscht werden.“…
Grundsätzlich plädiert sie aber dafür, es mit der Familie zu versuchen – und nach Lösungen zu suchen: Streitthemen also nicht auf den Tisch zu bringen, auf dem die Weihnachtsgans steht. Apropos Gans: „Man sollte sich überlegen, ob man wegen des Essensthemas Cancel Culture in der Familie betreiben möchte.“ Muss es also beispielsweise sein, dass man der Oma ihre Ignoranz gegenüber den Vegetarier:innen so übel nimmt, dass man sie lieber meidet?…
Wenn man außerdem nicht allzu viel von Familie und Fest erwartet, dann kann man auch nicht enttäuscht werden.«
Ach ja, wieviel einfacher war es doch, als uns die MinisterpräsidentInnenkonferenz vorgeschrieben hatte, wen wir wann unter welchen Auflagen treffen durften!
"An einem Familientreffen sind nicht nur die schuld, die es ausrichten, sondern auch die, die es nicht verhindern. “ Karl Kraus
Einst waren es 19 Personen bei der Familienfeier zu Hl. Abend, – dieses mal werden es wohl nur noch 15 sein: Zwei verbleiben im Ausland und die zwei Geimpften wollen nicht mitfeiern.
Aber solches Geblubber wie im Artikel ist oftmals schon etwas deprimierend, zeigt dieses doch, dass es bei der Verblödung noch etliche Luft nach oben gibt.
Wie ich das liebe, wenn infantile Geistesgrößen versuchen, mir die Welt zu erklären…
Der Artikel, so blöd und lieblos ich ihn finde, offenbart auch einen Alltag gewordenen Zynismus. Corona befreit vom Zwang (?) der Familie an Weihnachten…und nun auch vom Zwang, mit Menschen anderer Ansicht den Abend zu verbringen. Wie schön. Vermutlich diskutieren die sich dann noch Versammelten munter über die große Freiheit unserer Gesellschaft, die Freude über das heilige Impfen, die Tapferkeit im "Pandemie"leben, ihre Opferbereitschaft und ihre Fähigkeit zur Solidarität. Vor dem dunklen Tannenbaum sitzen sie frierend, das Glas erhebend zum Toast auf den heiligen Dr.Osten und voller Dankbarkeit für die Segnungen der immer caritativen Pharmaindustrie. Wie schön.
Ich, ungeimpft und seit März 2020 näher bei Wodarg et al als bei RKI und Konsorten, gehe zu Familienfeiern, auch wenn ich dort beinah als Paria gelte. Es ist meine Familie und auch, wenn sie vor Impfgeifer nicht mehr geradeaus schauen können – es ist meine Familie und ich hab sie lieb.