Von Heuschrecken

Am 12. April beschreibt die FAZ unter dem Titel "Die Männer, die der Crash reich macht", wie Hedgefondmanager Bill Ackmann mit der Corona-Krise 2,6 Mrd. Dollar verdiente.

Das Ganze klingt wie aus dem Drehbuch von Verschwörungstheoretikern: Mitte März nutz­te Ackmann einen Auftritt beim US-Börsensender CNBC so:

"'Die Hölle kommt', sag­te Ackmann. Schon im Januar habe er einen Albtraum gehabt. Menschen wür­den ster­ben, vie­le Menschen. Auf ein­mal habe er sei­nen 80-jäh­ri­gen Vater vor sich gese­hen… der knall­har­te Investor schien den Tränen nahe."

Das war die Vorbereitung. Weiter ging es so:

"Seine eige­ne, heu­te tat­säch­lich weit­ge­hend wahr gewor­de­ne Schreckensvision vor Augen, kauf­te er Derivate, die dann im Wert stei­gen, wenn die Kurse ame­ri­ka­ni­scher Unternehmensanleihen fal­len… Ackermann spe­ku­lier­te gewis­ser­ma­ßen auf den Weltuntergang: Geraten vie­le Unternehmen in Zahlungsschwierigkeiten, fal­len näm­lich die Anleihekurse dra­ma­tisch, und die Derivate sind auf ein­mal äußerst wert­voll. Wie wert­voll, kann nicht ein­mal Ackmann geahnt haben: Am Ende hat er an der Aktion unglaub­li­che 2,6 Milliarden Dollar ver­dient." „Von Heuschrecken“ weiterlesen

Leopoldina: Schallende Ohrfeige für die Politik

Der heu­te im Auftrag der Bundesregierung vor­ge­leg­te Bericht der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina stellt dem bis­he­ri­gen Krisenmanagment ein mise­ra­bles Zeugnis aus.

Es heißt dort u.a.:

"Die bis­her stark sym­ptom­ge­lei­te­ten Datenerhebungen füh­ren zu einer ver­zerr­ten Wahrnehmung des Infektionsgeschehens… Daten zu schwe­ren Krankheitsverläufen und Todesfallzahlen müs­sen in Relation zu denen ande­rer Erkrankungen gesetzt und auf das zu erwar­ten­de Sterberisiko in ein­zel­nen Altersgruppen bezo­gen werden… 

Für die Akzeptanz und Umsetzung getroffenerMaßnahmen ist eine auf Selbstschutz und Solidarität basie­ren­de intrin­si­sche Motivation wich­ti­ger als die Androhung von Sanktionen…

Die staat­lich ver­ord­ne­ten Maßnahmen, die mit Blick auf die Pandemie den Schutz von Leben und Gesundheit bezwecken, zie­hen Einschränkungen andererRechtsgüter nach sich. Diese dür­fen bei der Verhältnismäßigkeitsprüfung nicht aus­ge­blen­det, son­dern müs­sen in einer Gesamtabwägung mit betrach­tet wer­den. Erst die Einbeziehung der nicht-inten­dier­ten Nebenfolgen macht die gan­ze Komplexität der Abwägung kol­li­die­ren­der Güter deutlich. "

Diese Einschätzung bestä­tigt voll­stän­dig die Kritik am Umgang von RKI und Regierung mit der Krise. „Leopoldina: Schallende Ohrfeige für die Politik“ weiterlesen

Glaube keiner Statistik, die…

Hier soll es nicht dar­um gehen, frag­wür­di­ge Hierarchien von Todesursachen anzu­füh­ren – etwa in der Art, wie­viel mehr Menschen in Verkehrsunfällen ster­ben oder an Fettleibigkeit oder den Zuständen in den Klinken als an Corona.

Angemessen ist jedoch ein Vergleich von Todesfällen auf­grund von Atemwegserkrankungen. Dafür kann man die aktu­ell­sten Daten des Statistischen Bundesamtes bzw. des Robert-Koch-Instituts nutzen.

Danach ver­star­ben 2017 (neue­re Zahlen lie­gen nicht vor) in Deutschland ins­ge­samt 932.272 Menschen.
Link
Ergänzung: Für 2018 liegt die Zahl bei 954.874.
Link

Der aktu­ell­ste Gesundheitsbericht der Bundesregierung, ver­faßt vom RKI, für 2015 stellt fest: Insgesamt 7,3 % der Todesfälle ent­fie­len auf Krankheiten des Atmungssystems.
Link

Führt man die­se Zahlen zusam­men, kommt man auf eine Zahl von fast 70.000 Menschen, die in einem Jahr wegen Atemwegserkrankungen sterben.

Die Zahl der Todesfälle mit COVID-19 laut RKI 13.04.2020, 00:00 Uhr beläuft sich auf 2.799.
Link

Heucheln sie noch oder meucheln sie schon?

Unicef stellt fest:

"Fast alle zwei Sekunden stirbt irgend­wo auf der Welt ein Kind unter fünf Jahren. Das sind durch­schnitt­lich 15.000 Kleinkinder jeden Tag…

In fast der Hälfte aller Todesfälle bei Kindern unter fünf Jahren ist Mangelernährung für den Tod mit verantwortlich."

Link

Das sind sta­ti­stisch in die­sem Jahr bis heute

772.500

Kinder, die wegen Mangelernährung gestor­ben sind.

TUI wird wohl einen von der Bundesregierung ver­bürg­ten Kredit von 1,8 Mrd. Euro erhal­ten. (Touristik ist offen­bar system­re­le­vant.) Rechnet man die­se Summe um, dann stün­den 2.300 Euro pro Kinderkopf zur Verfügung.

Keine 16 Mrd. Euro klaubt die gan­ze EU für arme Länder in die­ser Krise zusam­men. Allerdings:

"Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell räum­te ein, die 15,6 Milliarden Euro sei­en kein fri­sches Geld. Es han­de­le sich haupt­säch­lich um ohne­hin für die Entwicklungshilfe vor­ge­merk­te Mittel. Diese wür­den nun für den Kampf gegen das Virus und sei­ne Folgen umgewidmet."

Link

Was nicht sein darf, kann nicht sein

In ihrer bekann­ten auf­klä­re­ri­schen Art haben sich Google und Facebook dem Kampf gegen schäd­li­che Informationen zu Corona verschrieben.

Konkret führt das etwa zu Folgendem: Am 9.4. wur­de die erste umfas­sen­de wis­sen­schaft­li­che Studie zur Ausbreitung der Infektion am Beispiel Heinsberg ver­öf­fent­licht. Weil hier ein vor­sich­ti­ges Absetzen vom regie­rungs­amt­li­chen Kurs for­mu­liert wur­de, fällt die Studie offen­bar ins fake-news-Raster der Algorithmen. Da ret­tet auch nicht nicht, daß sie gemein­sam mit NRW-Ministerpräsident Laschet der Öffentlichkeit vor­ge­stellt wurde.

Die ersten 10 Ergebnisse bei einer Google-Recherche füh­ren nicht etwa zur Studie, son­dern zu Titeln mit "Kritik" und "Zweifel" und "unplau­si­bel". „Was nicht sein darf, kann nicht sein“ weiterlesen

Freiheit wird gelebt – auch ohne Erlaubnis

Was wol­len sie jetzt noch auf­bie­ten? Mutti mahnt, der Präsident sal­ba­dert fast schon so gut wie wei­land Gauck, aber beacht­li­che Teile der Bevölkerung las­sen sich ihr Urteilsvermögen nicht neh­men. Wochenlange Dauerberieselung in buch­stäb­lich allen Lebensbereichen ver­pufft zunehmend.

#WirBleibenZuhause hat de fac­to aus­ge­dient. Millionen Menschen las­sen sich die fri­sche Luft und die Bewegung nicht mehr nehmen.

Es gelingt der Polizei noch, Demonstrationen zu ver­hin­dern oder auf­zu­lö­sen, und zwar egal, in wel­cher Farbzusammensetzung ein Bundesland regiert wird. Aber das Meutern gegen die immer unsin­ni­ger erschei­nen­den Freiheitsbeschränkungen erfaßt zuneh­mend den Alltag. Da wird oft gar kein poli­ti­scher Anspruch vor­ge­tra­gen, son­dern Menschen kom­men ein­fach zusam­men. „Freiheit wird gelebt – auch ohne Erlaubnis“ weiterlesen

New York: Wettrennen um die höchsten Todesraten

Mit Bildern läßt sich im psy­cho­lo­gi­schen Krieg am besten Angst erzeu­gen. Waren es anfangs die schockie­ren­den Fotos von hun­der­ten Särgen in Norditalien, sind es nun die von einem Massengrab in einem New Yorker Armenviertel.
Verbunden damit ist ein Wettrennen der Medien um die alar­mie­rend­sten Todesraten.

Damit schießt wenig erstaun­lich die Bild-Zeitung den Vogel ab.
Schon am 7.4. gibt es die Meldung „An einem nor­ma­len Tag gibt es 20 bis 25 Todesfälle. Jetzt sind es durch­schnitt­lich 200.“ Macht 10 mal so viel
Link zu bild​.de
Das wird am 10.4. wört­lich wiederholt.
Link zu bild​.de
Was schert es, daß das glei­che Medium am 8.4. mel­de­te: DREIMAL MEHR BESTATTUNGEN IN CORONA-ZEITEN – Die Toten-Insel von New York“
Link zu bild​.de „New York: Wettrennen um die höch­sten Todesraten“ weiterlesen

Was unsere Experten früher meinten

Am 20.1.2020 ver­mel­de­te der Deutschlandfunk:

"Das Robert Koch-Institut sieht ange­sichts des in China ent­deck­ten Coronavirus kei­nen Grund zur über­mä­ßi­gen Sorge…

Eine Übertragung des Erregers von Mensch zu Mensch sei Schaade [Vizepräsident des RKI] zufol­ge in Einzelfällen mög­lich, aber ver­mut­lich nicht sehr leicht…

"Wir haben in Deutschland sehr gute Strukturen, was das angeht. Wir haben ja seit vie­len Jahren einen Pandemie-Plan, der gut umge­setzt wird. Wir haben sehr akti­ve Gesundheitsbehörden auf Länderebene, die tat­säch­lich für den Gesundheitsschutz der Bevölkerung zustän­dig sind. Wir haben eine sehr gute Koordinationsfunktion durch das Robert-Koch-Institut und machen da sicher­lich eini­ge Sachen auch bes­ser als ande­re Länder, so dass wir da jetzt nicht unbe­dingt in der Bredouille sind“, sag­te der Berliner Virologe [Drosten]… Drosten beton­te, man müs­se sich als Bürger kei­ne Sorgen um die eige­ne Gesundheit machen."

Link

Das ist hier kein Vorwurf. Wir alle ler­nen stän­dig, auch die Experten. Um so wich­ti­ger ist ein offe­ner Meinungsaustausch. Der wur­de lei­der lan­ge Zeit von den Leitmedien und der Politik unterbunden.

Wer sind alle diese Experten?

Alles, was wir gera­de erle­ben, wird uns mit der Autorität von Experten begrün­det. Hoch im Kurs beson­ders die Johns-Hopkins-Universität und das Robert-Koch-Institut.

Wir haben es zu tun mit ange­se­he­nen ProfessorInnen und ande­ren WissenschaftlerInnen. Heißt das, wir kön­nen uns bedin­gungs­los auf sie verlassen?

Wenn wir für einen Augenblick ver­su­chen, uns aus der Coronastarre zu lösen, kön­nen wir zurück­blicken. Dabei wer­den wir fest­stel­len, daß es zu jeder unsin­ni­gen oder unso­zia­len Maßnahme hono­ri­ge Experten gab, die sie uns begründeten:

    • Professorenheere wur­den auf­ge­bo­ten, uns wegen einer "Demographie-Krise" Rentenkürzungen und in der Folge teu­re Versicherungen bei Großkonzernen schmack­haft zu machen.
    • WirtschaftswissenschaftlerInnen aller Art haben uns den Untergang des Wohlstands ange­kün­digt, wenn wir einen Mindestlohn ein­füh­ren sollten.
    • Noch im letz­ten Jahr haben die ExpertInnen der Bertelsmann-Stiftung die Schließung fast jeden zwei­ten Krankenhauses gefordert.
    • Hartz IV war das Ergebnis der Expertise gut bezahl­ter AkademikerInnen.
    • 100 Lungenärzte woll­ten uns erklä­ren, daß Feinstaub eine fei­ne Sache sei.

„Wer sind alle die­se Experten?“ weiterlesen

Experten stellen Regierungspolitik in Frage

So lau­tet der Titel eines Beitrags, den man bei tages​schau​.de fin­den kann, wenn man sich viel Mühe bei der Suche gibt. Link

Dort ist u.a. zu lesen:

"Sechs Gesundheitsexperten, dar­un­ter zwei ehe­ma­li­ge Mitglieder des Sachverständigenrats der Bundesregierung für das Gesundheitswesen, stel­len die radi­ka­len Einschränkungen des öffentlichen Lebens in Deutschland in Frage…

So hätten die täglich vom Robert Koch-Institut (RKI) verkündeten Zahlen der gemel­de­ten Infektionen "nur eine gerin­ge Aussagekraft", da man nicht wis­se, wie vie­le unent­deck­te Infizierte es in Deutschland gebe. Die bri­ti­schen Epidemiologen um Neil Ferguson vom Imperial College gehen in einem vor einer Woche veröffentlichten Report auf­grund von Schätzungen davon aus, dass Ende März in Deutschland bereits 600.000 Menschen mit dem Corona-Virus infi­ziert waren. In Italien sei­en es zu die­sem Zeitpunkt bereits sechs Millionen Menschen gewe­sen, in Spanien sie­ben Millionen.
Die von RKI übermittelten Zahlen zur Sterberate (Case Fatality Rate) "überschätzen der­zeit das Problem und können nicht vali­de inter­pre­tiert wer­den", schrei­ben die Autoren. Zu ihnen gehört neben dem Hamburger Staatsrat für Gesundheit, Matthias Gruhl, auch Franz Knieps, Vorstand des BKK Dachverbands und unter Spahns Vorgängern Ulla Schmidt (SPD) einst die graue Eminenz im Berliner Gesundheitsministerium…

Kritik kommt von den Gesundheitsexperten auch an Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihrer Vorgabe, dass eine Verdopplungszeit der Infektionen nicht unter zehn Tagen anzu­stre­ben sei, ehe man über eine Lockerung der bis­he­ri­gen Maßnahmen spre­chen könne…

Im Gespräch erläutert Schrappe, ehe­mals stell­ver­tre­ten­der Vorsitzender des Sachverständigenrats für Gesundheit, dass man bei den jet­zi­gen Maßnahmen immer auch "die gesund­heit­li­chen Langzeitschäden in der Bevölkerung" im Auge behal­ten müssen. Studien zei­gen, dass eine erhöhte Arbeitslosigkeit zu mehr Herzinfarkten, Bluthochdruck und Depressionen führen. "Wir müssen auch die­se Kollateralschäden in den Blick neh­men und abwägen", sagt der Mediziner."

Das ist ein Unterschied zu Ungarn: Solche Ansichten dür­fen hier­zu­lan­de geäu­ßert wer­den. Zur Kenntnis neh­men muß man sie ja nicht.