Als JournalistInnen mitunter noch selbständig denken konnten und durften, war bei "Report Mainz" eine solche Überschrift möglich. Man schrieb das Jahr 2009, die Krankheit war eine andere als heute, die Interessen der Pharmakonzerne waren aber schon damals die gleichen. Auch die Methoden ähneln sich.
»So vergrößert sehen sie schon eklig aus: Zecken. Und Krankheiten können sie auch auslösen. Zum Beispiel die Frühsommer-Meningo-Enzephalitis, kurz FSME genannt. Das ist eine entzündliche Erkrankung des Gehirns oder der Hirnhäute.
Mit Impfungen gegen FSME verdient die Pharmaindustrie eine Menge Geld. Und die schürt mit solchen Abbildungen natürlich auch Ängste. Doch wie steht es um die Risiken einer solchen Impfung?…
O‑Ton, Dr. Steffen Raabe, Kinderarzt:
»Wir wissen, dass nach der FSME-Impfung in engem zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung immer wieder auch neurologische Probleme auftreten können. Das kann nur ein Fieberkrampf sein, das kann aber auch gehen bis hin zu Nervenentzündungen und bis hin zu Hirnentzündungen. Entzündliche Reaktionen des Gehirns sind beschrieben nach der FSME Impfung und diese können natürlich auch bleibende Schäden verursachen.«
Doch wie häufig treten solche Komplikationen auf? Einen Hinweis bietet diese Datenbank des Paul-Ehrlich-Instituts. Hier werden Verdachtsfälle von Nebenwirkungen nach einer FSME-Impfung veröffentlicht. Darunter zahlreiche Nervenerkrankungen. Allein 2008 insgesamt über 350 Fälle…
Im Werbematerial der Pharmaindustrie erfährt man davon praktisch nichts. Hier wird vor allem eine Angst geschürt: Die vor den Zecken. Massenhaft verbreiten die Impfstoffhersteller solche Bilder. Im Visier haben sie dabei vor allem Eltern und ihre Kinder. Dabei verläuft die FSME bei Kindern fast immer völlig harmlos.
Die Firma Baxter will sie trotzdem ködern. Diese Comics und Videospiele sollen dabei helfen. Ein kleiner Junge auf der Flucht vor durstigen Zecken. Diese Kampagnen wirken.
O‑Ton, Dr. Steffen Raabe, Kinderarzt:
»Ich habe jeden Tag Telefonate jetzt in dieser Saison, von sehr, sehr aufgelösten Eltern, die schlicht und ergreifend nur eine Zecke bei Ihrem Kind gefunden haben. Und die fast schon das Gefühl haben das wäre ein Todesurteil oder zumindest der sichere Vorbote einer schweren, bleibenden Behinderung. Und das entspricht natürlich in überhaupt keiner Art und Weise der Realität.«
Gerne hätten wir mit den Impfstoffherstellern ein Interview zu ihren Werbemethoden geführt. Doch die lehnen das ab. Schriftlich erklärt Novartis-Behring: „Weder durch die Filme noch durch die Fotos werden Ängste geschürt.“ Und bei Baxter versichert man uns: „Informatives und aufklärendes Bildmaterial könne sehr hilfreich sein“.
Klingt gut, wären da nicht teilweise grobe Fehlinformationen in den Broschüren. Beispiel: Ein Comic der Firma Baxter. Am Ende steht die Botschaft: Lass Dich impfen, dann können die Zecken ruhig kommen. Das ist falsch. Denn die Impfung schützt nicht gegen die viel gefährlichere Zeckenkrankheit Borreliose.…«