Wer zahlt für die Krise?

fragt am 4.5. die FAZ und kommt zu erstaun­li­chen Erkenntnissen für ein kon­ser­va­ti­ves Blatt. Bezahl-Link

'Im Kampf gegen Corona mobi­li­siert Berlin Hunderte Milliarden Euro. Und es beginnt der Streit, wen die Krise wie stark trifft – und wer am Ende für die Kosten geradesteht…

"Es wird dies­mal Minijobber extrem tref­fen, die sehr oft in der Gastronomie arbei­ten…" sagt Enzo Weber, Forschungsbereichsleiter am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg. Auch sei­en Beschäftigte mit gerin­ge­ren Einkommen stär­ker betrof­fen als Akademiker…

Es wächst auch jenes Leid, das sich nicht in Euro berech­nen lässt. Viele Berufseinsteiger fin­den kei­ne Stelle, vie­le Studenten kei­ne Praktika. Wer die­ser Tage ver­sucht, sei­ne Kinder im Homeoffice zu unter­rich­ten, muss einen Spagat zwi­schen den Anforderungen des Arbeitgebers und der Schule hin­le­gen. In der Praxis bedeu­tet dies, dass oft­mals Eltern stun­den­lang mit dem Nachwuchs ler­nen und zuse­hen, wie Essen auf den Tisch kommt… „Wer zahlt für die Krise?“ weiterlesen

Unternehmer-Sprecher kritisieren Hilfen für Unternehmen

Unter dem Titel „Heizungen sind so gut wie Autos“ geht der Präsident des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) mit der Regierung hart zu Gericht.

Zu den Plänen, der Automobilindustrie gezielt Subventionen zukom­men zu las­sen, erklärt er:

"Wir soll­ten nicht ein­zel­ne Branchen her­aus­picken. Der Konsument soll­te ent­schei­den. Und wenn er sich für einen neu­en Kühlschank ent­schei­det oder eine Heizung oder die Abdichtung sei­ner Fenster, dann hat das eine eben sol­che Berechtigung wie der Kauf eines neu­es Autos. „Unternehmer-Sprecher kri­ti­sie­ren Hilfen für Unternehmen“ weiterlesen

Amazon dichtmachen wegen Corona – oder doch nicht?

Das para­do­xe Verhältnis vie­ler orga­ni­sier­ter Linke zum Lockdown läßt sich gut am Beispiel Amazon erken­nen. Gestern noch mach­te sich etwa die jun­ge Welt stark für die Schließung des Amazon-Werks in Winsen, weil es dort 70 infi­zier­te Beschäftigte gebe. Heute berich­tet das Blatt, daß die fran­zö­si­schen Gewerkschaften dem Konzern eine Wiederaufnahme der Arbeit anbie­ten, wenn er gericht­lich fest­ge­leg­te Bedingungen erfülle.

Amazon war in Frankreich ver­ur­teilt wor­den, wirk­sa­me­re Hygienevorschriften ein­zu­hal­ten. Daraufhin waren die Werke geschlos­sen wor­den. Auslöser der Erklärung der Gewerkschaften ist ein Antrag Amazons auf Staatshilfen. „Amazon dicht­ma­chen wegen Corona – oder doch nicht?“ weiterlesen

Verhältnismäßigkeit / Hunger-Pandemie

"Die Corona-Pandemie droht nach UN-Angaben die Hungerkrise in Westafrika erheb­lich zu ver­schär­fen. Ohne Hilfe von außen könn­te sich die Zahl der Hungernden in der Region in den näch­sten sechs Monaten auf 43 Millionen Menschen ver­dop­peln, warn­te Elisabeth Byrs, Sprecherin des Welternährungsprogramms (WFP) am Dienstag in Genf. Dies trä­fe auch Millionen Kinder unter fünf Jahren." Link

Laut WHO haben wir bis heu­te welt­weit 243.540 Corona-Tote zu beklagen.

Nein, sie wer­den schon nicht alle ver­hun­gern in Westafrika. Nach der Statistik von Unicef sind in die­sem Jahr welt­weit wahr­schein­lich bereits 800.000 Kinder unter 5 Jahren an Mangelernährung gestor­ben (s. Heucheln sie noch oder meu­cheln sie schon? und Solidaritätsgeheuchel und bit­te­re Realität).

Hat jemand aus die­sen Gründen jemals einen Lockdown ins Auge gefaßt? „Verhältnismäßigkeit / Hunger-Pandemie“ weiterlesen

Professoraler Zynismus

In betriebs­wirt­schaft­li­chen Rechnungen gilt die Arbeitskraft von Menschen als Kostenfaktor. Deshalb sind nicht nur in pri­va­ten Krankenhäusern die Stationen unter­be­setzt und die Beschäftigten unter­be­zahlt und enor­mem Streß ausgesetzt.

Diese kapi­ta­li­sti­sche Logik fin­det sich auch unter Wissenschaftlern. Auch sie müs­sen sich auf einem Markt behaup­ten. Sie sind in aller Regel von wirt­schaft­li­chen Sponsoren abhän­gig, kaum eine Forschungsinstitution kann sich davon frei­ma­chen. Das bestimmt auch das Denken.

Ein beson­ders unan­ge­neh­mes Beispiel dafür fin­det sich einem Aufruf mit dem Titel "Die Schäden der Maßnahmen dür­fen nicht grö­ßer sein als die Schäden des Virus" vom 4.5. Hier ist zu lesen: „Professoraler Zynismus“ weiterlesen

Amazon dichtmachen wegen Corona?

In Winsen an der Luhe sol­len sich Ende April 68 von rund 1.800 Beschäftigten mit Corona infi­ziert haben. Die ver.di-Sekretärin Sandra Schmidt wird mit dem Satz zitiert: »Ich ver­ste­he nicht, war­um man bei so vie­len Infektionen den Laden nicht erst mal dichtmacht.«

Nur, was ist dran an die­sen Meldungen? Es gibt als ein­zi­ge Quelle dafür (aus­ge­rech­net) das Manager-Magazin. Andere Medien kochen damit ihr jewei­li­ges Süppchen. Die Berliner Zeitung ver­wur­stet es zu einer Schlagzeile 'Arbeiten bei Amazon: „Es sind Zustände wie in der DDR'. Die jun­ge Welt titelt heute:

"Schutzlos aus­ge­lie­fert
Coronavirus: 70 Infizierte in Amazon-Versandzentrum im nie­der­säch­si­schen Winsen – Betriebsrat offen­bar gegen Schließung

Frankreichs Behörden und Gerichte neh­men Amazon in der Coronakrise an die Kandare, ver­lan­gen Schutzkonzepte für die Belegschaften. Hierzulande genießt der Versandhandelsprimus, der zu den gro­ßen Profiteuren der Pandemie gehört, dage­gen offen­bar Narrenfreiheit. „Amazon dicht­ma­chen wegen Corona?“ weiterlesen

KaDeWe, Karstadt und Kaufhof dürfen wieder vollständig öffnen

"Deutschlands größ­tes Kaufhaus darf vor­läu­fig wie­der öff­nen: Das Verwaltungsgericht Berlin ent­schied am Donnerstag in einem Eilverfahren, dass dass KaDeWe an der Tauentzienstraße nicht an die 800-Quadratmeter-Obergrenze für den Einzelhandel gebun­den ist. Gleiches gilt für die Filialen von Karstadt und Kaufhof in Berlin. Begründet wur­de die­se Entscheidung mit einer Ungleichbehandlung der Warenhäuser gegen­über den Malls, die der Senat unter Auflagen von der Regelung aus­ge­nom­men hat­te." mel­det heu­te der Tagesspiegel

Makaber liest sich die Begründung des Gerichts: „KaDeWe, Karstadt und Kaufhof dür­fen wie­der voll­stän­dig öff­nen“ weiterlesen

Corona und Dialektik

Äußerst ver­ein­facht gesagt beschreibt Dialektik eine Methode, Gegenstände, Prozesse, Phänomene in ihrer Widersprüchlichkeit zu begrei­fen. Ebenso ver­ein­facht kann man den Niedergang der ehe­ma­li­gen sozia­li­sti­schen Länder damit beschrei­ben, daß ihre füh­ren­den Personen die­ses Denkprinzip nur noch sehr ver­nach­läs­sigt auf ihre Lebenswirklichkeit ange­wandt haben.

Ein ähn­li­cher Prozeß scheint unter dem Eindruck von Corona heu­te wie­der in Gang gesetzt bei vie­len, die sich doch eigent­lich auf den Marxismus und die ihm wesens­ei­ge­ne Dialektik beru­fen. „Corona und Dialektik“ weiterlesen

Afrikanische WissenschaftlerInnen kritisieren WHO

In der Nacht sen­de­te der Deutschlandfunk einen kri­ti­schen Beitrag zum Umgang afri­ka­ni­scher Staaten mit Corona. Darin ist zu hören:

'Ausgangssperren, wohin man schaut: Auch über­all auf dem afri­ka­ni­schen Kontinent sind Bürger gezwun­gen, zuhau­se zu blei­ben – so wie es inter­na­tio­nal emp­foh­len wird. Es ist ein Modell für alle, ob es passt oder nicht. Im Norden erdacht, dem Süden über­ge­stülpt, kri­ti­siert Amy Niang, Dozentin für inter­na­tio­na­le Beziehungen an der Johannesburger Witwatersrand-Universität:
Kein Raum für afri­ka­ni­sche Krisenlösungen

„Afrikanischen Staaten wur­de kei­ne Möglichkeit ein­ge­räumt, einen eige­nen Weg im Umgang mit der Pandemie zu ent­wickeln. Stattdessen gibt die WHO Anweisungen und damit indi­rekt die Länder des Nordens. „Afrikanische WissenschaftlerInnen kri­ti­sie­ren WHO“ weiterlesen

"Das Virus trifft alle gleichermaßen – alt und jung, arm und reich"

Schon im eige­nen Land sehen wir, daß die Auswirkungen des Virus in erheb­li­chem Maße unter­schied­lich sind, abhän­gig vor allem von der sozia­len Situation der ein­zel­nen Menschen.

Harvard-Ökonom Dani Rodrik rich­tet den Blick auf die Weltwirschaft und stellt fest:

"Ich glau­be, die rei­chen Länder wer­den sich schnel­ler erho­len als die Entwicklungsländer, weil die Letzteren nicht die finan­zi­el­len Mittel haben, um ange­mes­sen auf die Pandemie zu reagie­ren. Was in Europa und in den Vereinigten Staaten an Einkommens- und Arbeitsmarkthilfen mobi­li­siert wur­de, ist außer­ge­wöhn­lich. Die rei­chen Länder kön­nen sich die­sen Luxus lei­sten und auch mit Hilfe der Geldpolitik prak­tisch unbe­grenz­te Hilfen bereit­s­stel­len. Andere nicht. „"Das Virus trifft alle glei­cher­ma­ßen – alt und jung, arm und reich"“ weiterlesen