Ein Gespenst geht um in Europa: die „Falldemie“

Der Herbst hat kaum begon­nen, da wird schon unser Winter verplant:

„Bundesgesundheitsminister Spahn hat eine neue Strategie für den Winter ange­kün­digt. […] Spahn zeig­te sich besorgt über die Dynamik der Corona-Infektionen in Frankreich, den Niederlanden und Spanien. Insbesondere in Spanien sei die Situation ent­glit­ten und nicht mehr unter Kontrolle, sag­te er.“ [1]

Immer soll man woan­ders hin­se­hen als auf die ein­hei­mi­schen Zahlen – außer nach Schweden, selbst­ver­ständ­lich. Bevor es wie ver­langt um „die Dynamik der Corona-Infektionen in Frankreich, den Niederlanden und Spanien“ geht, soll eine Graphik mit den euro­päi­schen Daten seit Januar [2] die Gesamtsituation ver­deut­li­chen. Dargestellt sind (in blau) die posi­tiv gete­ste­ten „Fälle“, denen (in rot) Todesfälle, die mit COVID-19 in Verbindung gebracht wer­den, ent­ge­gen­ste­hen. Im Laufe des Sommers ist die Zahl der posi­tiv Getesteten auf den Höchststand vom Frühling zurück­ge­kehrt, aber ohne einen ent­spre­chen­den Anstieg der Todeszahlen. In Europa geht eine „Falldemie“ (von eng­lisch „case­de­mic“) um, die dadurch cha­rak­te­ri­siert ist, aus „Fällen“, also posi­tiv Getesteten zu bestehen – mehr nicht. Da der neue Anstieg durch einen Anstieg der durch­ge­führ­ten Tests zustan­de kommt, könn­te man die­ses Phänomen auch als Test-Epidemie bezeichnen.

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FDP-Generalsekretär Volker Wissing zu Corona: Wir haben keine bedrohliche Lage

So über­schreibt die Berliner Zeitung am 24.9. einen Bericht über ein Interview mit "Berlin direkt" des ZDF. Dort heißt es:

»"Die Fachleute sind sich inzwi­schen einig, die Infektionszahlen sind unter Kontrolle, und des­we­gen ist es drin­gend erfor­der­lich, dass wir zu ver­fas­sungs­kon­for­men Zuständen zurück­keh­ren", sagt Volker Wissing in einem Interview…

Bei man­chen der in Zusammenhang mit Corona ergrif­fe­nen Maßnahmen müs­se man sich "rück­blickend schon fra­gen, ob sie ver­fas­sungs­kon­form waren". Die Bundesregierung habe "ihre Meinung zu gewis­sen Dingen ja auch rela­tiv schnell geän­dert". Dann wird Wissing gefragt, ob er denn auch "aktu­ell tat­säch­lich noch Sorge" sehe, dass "gegen die Verfassung ver­sto­ßen wird"

Die kla­re Aussage des FDP-Generalsekretärs: "Das Vorhaben, so viel wie mög­lich Einschränkungen vor­zu­neh­men, ist nicht ver­fas­sungs­kon­form, wenn es nicht erfor­der­lich ist. Wir haben die Grundrechte nicht zur Disposition der Regierung gestellt." Die Verfassung sage ganz klar: "Grundrechtseingriffe darf es nur im äußer­sten Bedarfsfall geben. Und da bleibt die Regierung an vie­len Stellen eine kla­re Begründung schuldig.".«

Ob es dem Wirtschaftsliberalen eher um das Aufrechterhalten der wirt­schaft­li­chen Profitmaschine geht als um die Bürgerrechte, sei dahin­ge­stellt. Recht hat er in jedem Fall.

Drosten kommt ins Schwimmen

Steht ihm das Wasser bis zum Hals? Rudert er zurück? Jedenfalls sieht sich am 23.9. zdf​.de ver­an­lasst, eine umfang­rei­che Klarstellung eines Interviews zu ver­sen­den. Dort sieht und hört man etwa:

Highlights: Das Interview ("mit einem sehr wei­ten Zeitrahmen gespannt") ist 6–8 Wochen alt (?!). "Ein ganz gro­ßer unbe­kann­ter Bereich ist ja wei­ter­hin der Bereich der Schulen" (weil nie­mand sei­ne April-Studie ernst neh­men konn­te). "Wenn sich ein Cluster ein­stellt, da ist natür­lich schon noch ganz schön viel Arbeit zu lei­sten." "Da kann kein Ministerium und kei­ne Behörde so in den Alltag wir­ken, wie man das eigent­lich müss­te." Vor dem Besuch bei Oma und Opa "kann man auf eine bestimm­te Art sich viel­leicht testen".

Der Volksmund weiß: "Stille Wasser sind tief". Wie steht es mit stän­dig tosenden?