"Jetzt ist die Stunde der privatwirtschaftlich organisierten Forschung"

»Für Anleger ist der Healthcare-Sektor aktu­ell in mehr­fa­cher Hinsicht von Interesse: Zum einen zeigt die Scope-Studie, dass der Gesundheits­sektor gene­rell als defen­si­ves, kri­sen­re­si­sten­tes Marktsegment gel­ten kann, weil die Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen weit­ge­hend kon­junk­tur­un­ab­hän­gig verläuft.

Die gro­ße Beschleunigung
Zum ande­ren beschleu­ni­gen sich im Moment vie­le Dinge, die nor­ma­ler­wei­se sehr viel län­ger brau­chen. "Noch nie haben Pharma-Unternehmen und Forschungseinrichtungen so schnell auf einen neu­en Erreger reagiert wie auf das neue Coronavirus", schreibt der Verband der for­schen­den Pharma-Unternehmen (vfa) auf sei­ner Homepage.

Interessant ist das für Anleger, weil nicht nur Forschungsinstitute, son­dern auch Pharma-Firmen am Wettlauf um den Corona-Impfstoff teil­neh­men. "Jetzt ist die Stunde der pri­vat­wirt­schaft­lich orga­ni­sier­ten Forschung", heißt es bei "Pharma Fakten", einer Initiative von Arzneimittelherstellern in Deutschland. Die Hoffnung, den Impfstoff zuerst zu fin­den, hat die Fantasie der Investoren ent­facht. Seit der deut­sche Staat Miteigentümer der Tübinger Impfstofffirma Curevac ist, ste­hen dort wei­te­re Investoren Schlange, das Unternehmen ist Mitte August an der Nasdaq gestar­tet. Innerhalb von einem Tag hat sich der Kurs ver­fünf­facht.«

Das schrieb focus​.de bereits am 9.10.

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Helfen Wallfahrten gegen Corona?

Ein Leser hat dem Landratsamt Berchtesgaden vor­ge­schla­gen, "Wallfahrten schnellst­mög­lich bun­des­weit ein­zu­füh­ren":

»Sehr geehr­te Damen und Herren,

Ich habe mir ein­mal die Mühe gemacht, die Corona-Zahlen im südöst­lichsten Zipfel Deutschlands anzu­schau­en. Das Berchtesgadener Land war ja in den letz­ten Tagen in den Schlagzeilen.
Die Zahlen stam­men vom RKI am 26.10.

Der Landkreis Altötting ist umge­ben von den Landkreisen Rottal-Inn, Mühldorf am Inn, Rosenheim Traunstein und der Landes­grenze zu Österreich.
Bemerkenswert ist Altöttings ausser­ge­wöhn­lich nied­ri­ge Fallrate von 44,8 im Vergleich zu den umge­ben­den Regionen.
Meine Erklärung dafür kann nur sein, dass die der­zeit wie­der statt­fin­den­de Altöttinger Wallfahrt den gan­zen Landkreis vor dem Schlimmsten bewahrt hat.
Ich schla­ge des­halb vor, Wallfahrten schnellst­mög­lich bun­des­weit ein­zu­füh­ren und nach über­stan­de­ner Pandemie in jeder grö­ße­ren Stadt als Dank wie im Mittelalter üblich soge­nann­te Pestsäulen auf­zu­stel­len, natür­lich jetzt Corona-Säulen genannt.
Vielen Dank für Ihr Verständnis«

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Deutsche deutlich depressiver im Frühjahrs-Lockdown

Das ist das vor­läu­fi­ge Fazit, das Professor Klaus Berger, Direktor des Instituts für Epidemiologie und Sozialmedizin an der Universität Münster, aus der von ihm gelei­te­ten "Nako-Gesundheitsstudie" mit über 100.000 TeilnehmerInnen zieht. In einem Interview mit der Sonntags-FAZ erklärt er am 25.10:

»… Die psy­chi­sche Gesundheit und Belastung hat sich gegen­über der Voruntersuchung im Mittel ver­schlech­tert. Deutlich mehr Deutsche zeig­ten depres­si­ve Symptome. Die Fragen, die wir bei­de Male gestellt haben, erhe­ben den Schweregrad von Depressions‑, Stress- und Angstsymptomen. Die Werte für alle drei Gruppen sind im Vergleich zur Voruntersuchung im Mai 2020 deut­lich höher, je nach Altersgruppe ist das aber unter­schied­lich. Die psy­chi­sche Belastung bei jun­gen bis mit­tel­al­ten Menschen, zwi­schen 20 und Ende 40, war beson­ders groß. In der Gruppe über 60 Jahre haben wir kei­ne Zunahme von depres­si­ven oder Angstsymptomen gesehen…

Vor allem bei jun­gen Frauen bis Ende 30 ver­schlech­ter­te sich die psy­chi­sche Gesundheit deut­lich. Dazu dürf­te die Belastung durch Homeoffice, Pflege und Betreuung sowie Haushalt bei­getra­gen haben…

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Dutzende Tote durch Polizeigewalt. #EndSARS in Nigeria

Darüber berich­tet faz​.net am 24.10.:

»Bei den blu­ti­gen Protesten gegen Polizeigewalt in Nigeria sind in den ver­gan­ge­nen Tagen 51 Zivilisten, elf Polizisten und sie­ben Soldaten gestor­ben. Das sag­te Nigerias Präsident Muhammadu Buhari am Freitagabend laut einer Mitteilung – und gab damit erst­mals zu, dass die gewalt­sa­men Ausschreitungen der ver­gan­ge­nen zwei Wochen für zahl­rei­che Menschen töd­lich ver­lie­fen. Der Präsident sag­te nicht, ob Sicherheitskräfte für die 51 toten Zivilisten ver­ant­wort­lich sei­en. Er beton­te aber, dass die elf Polizisten und sie­ben Soldaten von den Demonstranten umge­bracht wor­den seien.

Die #EndSARS genann­ten Proteste in Afrikas größ­ter Volkswirtschaft dau­ern bereits seit zwei Wochen an. 

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"Soldaten in die Praxis – und zwar sofort!"

3:1 hieß es am 23.10. auf der Leserbriefseite der FAZ. Vier Reaktionen gab es dort auf die Zuschrift einer Leserin mit der Überschrift "Ich sehe kei­ne zwei­te Welle". Eine bemän­gelt einen "solch unglaub­lich unver­ant­wort­lich gefähr­li­chen Standpunkt", die drei ande­ren schlie­ßen sich der Einsenderin an.

Das hin­dert Dr. Thomas Assmann nicht dar­an, in sei­ner Kolumne "Der Landarzt" am 25.10. (Druckausgabe) zu argumentieren:

»… Herbst und Winter ste­hen bevor, und es wird noch schlim­mer wer­den. In Deutschland sind bis heu­te rund 400.000 Menschen an Covid-19 erkrankt, aber auch wie­der gene­sen. Die Uni Saarbrücken zeigt in ihrem Simulator bis 30. November zwi­schen 1,5 und 3,5 Millionen Infizierte – wenn es uns nicht gelingt, die Welle zu bre­chen. Ich konn­te es nicht las­sen und habe die Zahlen für den 30. April des näch­sten Jahres berech­net. Ich hät­te es nicht tun sol­len. Laut Prognose wären fast 50 Millionen Einwohner mit Covid-19 infi­ziert. Da half mir abends nur noch ein Eierlikör.

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Die maskierte Gesellschaft

Drei Professoren1 haben unter die­sem Titel einen Leserbrief in der Zeitschrift "Pneumologie" ver­öf­fent­licht. Hier sei­en nur die Zwischenüberschriften genannt:

Staunen, Fehlende wis­sen­schaft­li­che Begründung, Fehlende Plausibilität, Risiken des öffent­li­chen Maskentragens, Öffentliches Maskentragen als neu­er Standard in Zeiten erhöh­ter Infektionsgefahr?.

Sie kom­men zu die­sem Ergebnis:

»Unsere aktu­ell mas­kier­te Gesellschaft meint, sich vor einem Risiko zu schüt­zen, dabei ver­sucht sie nur, sich vor ihrer Angst zu schüt­zen, und scheint dafür bereit, Kosten auf sich zu neh­men, die sie in ihrer Tragweite nicht ermes­sen kann. Angesichts des­sen ist es drin­gend gebo­ten, zu einem neu­en Umgang mit Risiken sowie kon­kret zu einer neu­en Risikobeurteilung zu kom­men. Die Konzentration auf eine Surveillance und die Erkennung und Beendigung von loka­len Ausbrüchen weist durch­aus in die rich­ti­ge Richtung. Die aktu­el­le Konsequenz kann jetzt nur die Aufhebung der situa­ti­ons­ab­hän­gi­gen öffent­li­chen Maskenpflicht sein.«


1 S. Ewig vom Thoraxzentrum Ruhrgebiet, Kliniken für Pneumologie und Infektiologie, EVK Herne und Augusta-Kranken-Anstalt Bochum

S. Gatermann von der Ruhr-Universität Bochum, Institut für Mikrobiologie (IML), Bochum

S. Lemmen vom Universitätsklinikum Aachen, Zentralbereich für Krankenhaushygiene und Infektiologie, Universitätsklinikum Aachen

Städte- und Gemeindebund: Berliner Maßnahmen "rechtlich fragwürdig"

»Der Städte- und Gemeindebund hat den Berliner Sonderweg bei der Durchsetzung der Corona-Regeln kri­ti­siert. Dass Infizierte und Kontaktpersonen nun auch ohne eine Einzelverfügung in Quarantäne müss­ten, sei zwar "eine nach­voll­zieh­ba­re Reaktion auf die dra­ma­ti­sche Situation in Berlin", sag­te Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Es sei aber klar, "dass ein per­sön­li­cher Bescheid, der den Betroffenen zuge­stellt wird, eine ganz ande­re Wirkung hat".
Landsberg reagier­te auf die Entscheidung des Berliner Senats vom Donnerstag, ange­sichts einer Überlastung der ört­li­chen Gesundheitsämter nicht mehr jede Kontaktperson von Corona-Infizierten auf­zu­spü­ren und zu kon­tak­tie­ren. Stattdessen erließ der Senat eine Allgemeinverfügung, die alle infi­zier­ten Bürger und ihre unmit­tel­ba­ren Kontaktpersonen auch ohne Anweisung der Behörden zur häus­li­chen Quarantäne verpflichtet.

Landsberg hält die­se Regelung für recht­lich frag­wür­dig. "Es bleibt zu fra­gen, wie die Gerichte damit umge­hen wer­den, wenn Betroffene gel­tend machen, sie hät­ten die Allgemeinverfügung nicht gekannt oder nicht gele­sen", sag­te er. Rechtssicherer sei eine ver­pflich­ten­de Verfügung durch das Gesundheitsamt, die zuge­stellt wird und auf mög­li­che Sanktionen hin­weist.« Quelle: tages​spie​gel​.de

Bock und Gärtner

Über den mar­tia­li­schen Einsatz zur Durchsetzung ver­schärf­ter Maßnahmen in Berlin berich­tet tages​spie​gel​.de am 25.10.:

»Rund 1000 Polizisten waren im Laufe des Samstags im Einsatz, auch am Sonntag wur­de kon­trol­liert. Die Hälfte der Einsatzkräfte kam von der Bundespolizei…

Der Präsident der Bundespolizei, Dieter Romann, hat­te ange­sichts stei­gen­der Corona-Infektionszahlen auch an die Mitarbeiter sei­ner Behörde appel­liert, sich im pri­va­ten Bereich bes­ser vor Ansteckung zu schüt­zen. In einer Videobotschaft an die Polizeibeamten hat­te er gesagt, aktu­ell sei­en 136 Mitarbeiter posi­tiv auf das Virus gete­stet. 1574 Bundespolizisten befin­den sich nach sei­nen Worten der­zeit vor­sorg­lich in Quarantäne.«

Die Ausbeute der Kontrollgänge blieb mager:

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