"Ich bin nur ein einfacher Virologe, der hier so Sachen sagen kann, ohne das wirklich quantitativ zu hinterlegen"

Mit Dank grei­fe ich eine Anregung aus einem Kommentar auf und zitie­re hier noch ein­mal den Mann, den Lauterbach einen "sehr bekann­ten Virologen" nennt und der mit einem R‑Wert von 4 droht (s. Der (G)Lanz ist ab). In einem sei­ner legen­dä­ren Podcasts ließ Christian Drosten im September 2021 ver­lau­ten, was hier so ver­mit­telt wurde:

Der Unterschied zwischen 90 und 95 Prozent, das ist eine Verdoppelung

»Es ist wie­der mal in Deutschland eine Datenlücke. Aber ich glau­be, man muss sich deut­lich machen, war­um die Situation in England anders ist. Also wir haben in England in den jewei­li­gen Altersbereichen viel­leicht fünf, manch­mal sogar bis zu zehn Prozent mehr Impfquote. Je nach­dem, ob ein­zel­ne, Doppelimpfung und so wei­ter, wie man das alles zählt. Das sieht erst mal gar nicht so beein­druckend viel mehr aus. Aber auch dazu kann man schon was sagen. Und zwar man muss sich ein­fach mal klar­ma­chen, der Unterschied zwi­schen 90 und 95 Prozent, das ist eine Verdoppelung. „"Ich bin nur ein ein­fa­cher Virologe, der hier so Sachen sagen kann, ohne das wirk­lich quan­ti­ta­tiv zu hin­ter­le­gen"“ weiterlesen

Menschenrechtskommissarin des Europarates besorgt über Kinderrechte in Deutschland

Gleich ein Update: Wie rich­tig bemerkt wird, ist die­ses Briefwechsel aus dem Jahr 2021. Die hier behaup­te­ten Merkwürdigkeiten um die Unterzeichnung gibt es also nicht.

Auf der Seite des Europarats heißt es am 31.8.:

»In einem heu­te ver­öf­fent­lich­ten Schreiben an die Bundesministerin der Justiz und für Verbraucherschutz und für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Christine Lambrecht, for­dert die Menschenrechtskommissarin des Europarates, Dunja Mijatović, die deut­schen Behörden auf, das Wohl der Kinder bei allen sie betref­fen­den staat­li­chen Maßnahmen vor­ran­gig zu berück­sich­ti­gen. "In einer Zeit, in der sich die schwer­wie­gen­den schäd­li­chen Auswirkungen der Pandemie und der damit ver­bun­de­nen Eindämmungsmaßnahmen auf Kinder und Jugendliche so deut­lich abzeich­nen, soll­te der Schutz ihrer Rechte und Bedürfnisse für die deut­sche Regierung abso­lu­te Priorität haben", beton­te sie. „Menschenrechtskommissarin des Europarates besorgt über Kinderrechte in Deutschland“ weiterlesen

Keine Zulassung in D, keine Stiko-Empfehlung, aber Praxen können neuen "Impfstoff" bereits bestellen

Allerdings boomt das Geschäft mit dem ver­al­te­ten Stoff nicht. Das ist am 3.9. auf faz​.net zu lesen:

»Hausärzte in Hessen sol­len schon von näch­ster Woche an den neu­en Corona-Impfstoff bestel­len kön­nen. Am Donnerstag hat die Europäische Arzneimittelagentur die Zulassung für den an die Omikron-Variante BA.1 ange­pass­ten Impfstoff erteilt. Noch steht aber eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission aus, die regeln soll, wel­che Pa­tientengruppen die ange­pass­ten Impfstoffe vor­ran­gig ver­ab­reicht bekom­men sollen…

Am Dienstag, so hat [die Frankfurter Hausärztin] Dunkel erfah­ren, soll sie die erste Bestellung auf­ge­ben kön­nen, frü­he­stens am Montag in einer Woche rech­net die Allgemeinmedizinerin damit, die Impfdosen zu erhal­ten. Dass die­se dann zwar an die BA.1‑Virusvariante ange­passt sein wer­den, nicht aber an die schon weit­ver­brei­te­ten Varianten BA.4 und BA.5, stel­le vie­le Patienten vor die Frage, wie sinn­voll eine Auffrischungsimpfung mit die­sem zwar schon opti­mier­ten, trotz­dem aber wie­der ver­al­te­ten Impfstoff sein kann…«

Wie furchtbar ist das denn! 3.300 von 1,1 Millionen SchülerInnen "infiziert"

"Mehr als 3000 Corona-Infektionen bei Schülern in Niedersachsen". Das mel­det dpa am 2.9.

»Hannover (dpa/lni) – An den ersten Schultagen des neu­en Schuljahres haben sich ins­ge­samt rund 3300 Schüler in Niedersachsen mit dem Coronavirus infi­ziert. Stichtag der Erhebung war vom Schuljahresbeginn in der ver­gan­ge­nen Woche bis die­se Woche Donnerstag, wie ein Sprecher des Kultusministeriums in Hannover am Freitag sag­te. Im sel­ben Zeitraum haben sich dem­nach 930 Lehrkräfte sowie 226 son­sti­ge Beschäftigte infi­ziert. „Wie furcht­bar ist das denn! 3.300 von 1,1 Millionen SchülerInnen "infi­ziert"“ weiterlesen

Virologe Streeck: An Omikron angepasste Impfung kein Gamechanger

Unter die­ser Überschrift mel­det dpa am 2.9.:

"Berlin/Bonn (dpa) – Angesichts der neu­en ange­pass­ten Omikron-Impfstoffe dämpft der Virologe Hendrik Streeck die Erwartungen. «Der Booster sorgt noch ein­mal für etwas gestei­ger­te Antikörperspiegel im Blut von Geimpften. Wie gut er vor einer Infektion schützt, wur­de nicht gete­stet», sag­te der Wissenschaftler, der Mitglied des Corona-Expertenrats der Bundesregierung ist, der Deutschen Presse-Agentur.

Man müs­se davon aus­ge­hen, dass der Effekt aus­fal­le wie beim bis­he­ri­gen Booster, also mit einem Schutz vor Ansteckung für einen unge­fäh­ren Zeitraum von drei Monaten. «Ein Schutz vor Ansteckung für einen län­ge­ren Zeitraum ist nicht bewie­sen und auch nicht wahr­schein­lich», sag­te der Direktor des Instituts für Virologie der Universität Bonn. „Virologe Streeck: An Omikron ange­pass­te Impfung kein Gamechanger“ weiterlesen

Vorsicht bei Statistiken zu Übersterblichkeit

Auf info​sper​ber​.ch ist am 1.9. unter dem Titel "Covid-Übersterblichkeit: fast 20-fache Unterschiede" dar­ge­stellt, wel­che Fallstricke bei der Interpretation von Statistiken zu beach­ten sind:

»Welches Land hat die Pandemie am besten gemei­stert? In die­sem unse­li­gen «Wettbewerb» zitie­ren Medien gern Studien zur Übersterblichkeit. 

Dabei schät­zen die Wissenschaftler, wie vie­le Menschen wäh­rend der Pandemie ihr Leben ver­lo­ren, ver­gli­chen mit nicht-pan­de­mi­schen Zeiten. «Die Übersterblichkeit war [weltweit—Anm. d. Red.] im Schnitt 13 Prozent über Norm», berich­te­te bei­spiels­wei­se SRF im Mai über einen Ländervergleich der WHO 1. In die­ser Studie schnitt Schweden klar bes­ser ab als Deutschland. «Ist Deutschland Corona-Spitze? Ja, bei der Übersterblichkeit», spot­te­te dar­auf­hin «Die Weltwoche«.

Beim genaue­ren Betrachten sol­cher Vergleiche kom­men jedoch Zweifel auf. Man soll­te Berechnungen zur Übersterblichkeit «mit gro­sser Vorsicht» betrach­ten, rät der Nobelpreisträger für Chemie 2013, Michael Levitt, in der Fachzeitschrift «Environmental Research«. Zusammen mit Kollegen ver­glich er dort vier Studien zur Übersterblichkeit in ver­schie­de­nen Ländern, die in den Medien gro­sse Resonanz fan­den, und hat auch selbst ent­spre­chen­de Berechnungen angestellt.

Mal ster­ben mehr Menschen als erwar­tet, mal sind es weni­ger als vor der Pandemie

Die Ergebnisse der vier Studien klaf­fen – etwa für Norwegen oder Luxemburg – um das 19-fache aus­ein­an­der. In Japan zum Beispiel star­ben je nach Studie in den Jahren 2020 und 2021 ent­we­der rund 19’500 Personen weni­ger als sonst üblich – oder aber 111’000 Personen mehr, als auf­grund der Erfahrung zu erwar­ten gewe­sen wären. 

Je nach poli­ti­scher Absicht ist es also ein leich­tes, das eige­ne Land in bes­se­rem oder schlech­te­rem Licht erschei­nen zu las­sen, indem man die eine oder die ande­re Studie her­an­zieht. Alle die­se Studien wur­den von Experten begut­ach­tet und gut­ge­hei­ssen…«

Zur Illustration wird die­se Tabelle angeführt:

Auch am Beispiel der Übersterblichkeit bei Kindern wird dar­ge­stellt, wie unter­schied­li­che Ansätze zu sehr ver­schie­de­nen Ergebnissen füh­ren können.