"Christian Drosten und der kleine Angsthase" ist dort am 10.10. eine Kolumne von Sabine Rennefanz überschrieben.
»Wie sich der berühmte Virologe vom Liebling der Deutschen zur Nervensäge entwickelte und was das mit der großen ungeklärten Frage der Pandemie zu tun hat.
Am Anfang der Pandemie war ich aus der Ferne ein wenig in den Virologen Christian Drosten verliebt. Ich glaube, es ging halb Deutschland so. Alle hingen an dem Podcast vom NDR und ließen sich in die neue Pandemiewelt mitnehmen. Ich lernte mit ihm eine neue Sprache: Reproduktionsrate, Aerosole, PCR-Test. Er konnte selbst die kompliziertesten Sachverhalte so erklären, dass man sie auch ohne Biochemie-Studium verstand.
Drosten hatte eine angenehme Stimme, und er sah aus wie ein Fernsehstar. Alle wollten mit ihm sprechen, die Kanzlerin, der Regierende Bürgermeister Berlins, der "Guardian". Es gab einen "Spiegel"-Titel und einen "Bild"-Skandal. Man verzieh ihm, dass er mal gegen die Schulschließungen argumentierte und dann, später, im Kanzleramt, vehement dafür. Christian Drosten wurde zum wichtigsten Berater der Regierung, auch wenn er das selbst nicht so formulieren würde.